Unser Heimaturlaub in Deutschland verging wie im Flug. Wir haben viel Zeit mit Familie und Freunden verbracht und konnten unser viertes Enkelkind begrüßen. Darum sind wir auch etwas wehmütig als wir nach knapp sieben Wochen wieder den Flieger besteigen, der uns zurück nach Las Vegas bringt. Nach einer Nacht im Hotel holen wir MOMO aus dem Storage und quartieren uns erstmal auf einem Campingplatz ein, um die diversen Ersatzteile zu verbauen, die wir im Gepäck mitgebracht haben.
Auf dem Campingplatz treffen wir auch unsere Freunde Ritschi und Hermann aus Bad Tölz, mit denen wir 2018 bereits ein paar Tage im Yukon unterwegs waren. Gemeinsam machen wir Las Vegas unsicher und schauen uns das neueste Technikwunder „The Sphere“ an. Auf der Außenhülle der riesigen 2,3 Milliarden Dollar teuren LED-Leuchtkugel projizieren 57,6 Millionen Leuchtdioden Videoanimationen in den Wüstenhimmel. Im Innern wird in einer Ausstellung gezeigt was robotermäßig derzeit technisch möglich ist. Humanoide Roboter, bei denen sogar die Mimik stimmt wenn sie sprechen, antworten auf Fragen und interagieren mit den Besuchern. Hier werden Science-Fiction Filme Realität. Der Veranstaltungsraum selbst ist so steil, dass man an der Kasse gefragt wird ob man schwindelfrei ist, wenn man in den oberen Rängen sitzen möchte. Die gebogene LED-Leinwand ist 195 breit und 76 Meter hoch und löst Bilder mit 16K auf. Hundertsiebenundsechzigtausend Lautsprecher designt und gefertigt in Deutschland, sorgen für ein Klangbild vom Feinsten. Wir haben uns für den Film „Postcard from Earth“ entschieden und sind völlig begeistert. Ein absolut gigantisches Erlebnis in 4D. Ein Tesla von Uber hat uns dann zum Campground zurückgebracht und das Auto ist zu mehr als 80% völlig autark gefahren, d.h. der Fahrer hatte die Hände nicht am Steuer. Acht Kameras überwachen dabei den Verkehrsfluss und steuern das Auto fast besser als jeder Mensch. Ein schöner Abschluss für unseren Technologie Tag, der uns eindrucksvoll gezeigt hat was heute bereits möglich ist.
Leider gibt unser Victron Spannungswandler nach dem ersten Espresso den Geist auf und wir müssen ein neues Teil aus Deutschland schicken lassen. Die Zeit bis dahin vertreiben wir uns auf einem freien Stellplatz am Lake Mead und bekommen dort regelmäßig Besuch von einer Herde Esel auf der Suche nach Futter. Zwischendurch machen wir noch eine schöne Radltour zum Hoover Dam auf einer stillgelegten Bahnstrecke und gönnen uns ein Weißwurstfrühstück mit Brezn und Weißbier, die wir beim Deutschen Bäcker in Las Vegas besorgt haben.
Nach drei Tagen Wartezeit halten wir das neue Teil in den Händen. Für den Einbau gehen wir nochmal für eine Nacht auf den Campground in Las Vegas und machen abends einen kleinen Ausflug nach Downtown Las Vegas in die Freemont Street. Hier tobt das Leben und alles ist laut, schrill und unglaublich abgefahren. Länger als eine Stunde ist das für uns kaum auszuhalten. Leider gab´s diesmal kein Tesla für die Rückfahrt mit Uber. Nun haben wir, bis auf ein paar Kleinigkeiten, alles erledigt und können endlich durchstarten in den Urlaub.
Wir fahren auf der alten Route 66 über Kingman bis nach Seligman, wo wir den weltbesten Karottenkuchen essen. Das alte Flair der 60er und 70er Jahre ist hier und da noch zu erkennen, aber insgesamt ist alles mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben. In Williams treffen wir uns wieder mit Hermann und Ritschi die uns mit Champagner, Muscheln und Sushi überraschen.
Gemeinsam geht es weiter auf den Mathers Campground am Grand Canyon. Es ist richtig kalt und nachts sinkt die Temperatur auf minus 5 Grad. Auch wenn wir hier schon des Öfteren waren ist ein Bummel am Canyon Rim doch immer wieder ein tolles Erlebnis. Abends verfolgen wir die US-Wahl und sind wohl nicht die einzigen die über das Ergebnis geschockt sind.
Heute Nacht hat es geschneit und bei minus 6 Grad springt MOMO nur sehr widerstrebend an. Über zum Teil spiegelglatte Straßen fahren wir nach Flagstaff zum Einkaufen. So langsam reicht es uns mit der Kälte, denn eigentlich wollen wir ja dem europäischen Winter entfliehen und ihn nicht gegen den amerikanischen Winter eintauschen. Also geben wir Gas, denn in Sedona soll die Sonne scheinen. Der Ort ist sehr touristisch, aber schön zum Bummeln und langsam aber stetig klettern die Temperaturen auch wieder auf angenehme 20 Grad.
Bei Pine besuchen wir das National Monument Montezuma Well, ein kleiner See der unterirdisch von 5,7 MiIlionen Liter Wasser täglich gespeist wird. Nicht weit davon entfernt ist Montezuma Castle, ein Gebäude, dass um 1100 in einer senkrechten Felswand errichtet wurde und bis 1400 von Indianern bewohnt wurde. Der Zugang war nur über Leitern möglich, die dann bei Gefahr eingezogen wurden.
Weiter geht’s Richtung Süden, immer den wärmeren Temperaturen entgegen. In Strawberry gehen wir in einem Saloon Mittagessen. Unglaublich was hier eigentlich mitten im Nichts los ist. An der Bar sitzen die, die immer dort sitzen und die Bardame schenkt mittags um ein Uhr bereits fleißig Shots aus. Über Payson geht es dann zum Roosevelt Lake, wo wir einen schönen Platz finden um Karins Geburtstag zu feiern. Bei herrlichem Sonnenwetter wird Karin von Hermann & Ritschi am Morgen mit Blumen, einem üppigen Geburtstagsfrühstück , Sekt, leckerem Aufstrich und sonstigen Leckerlis überrascht. Der Tag geht dann gerade so weiter mit Kaffee und Kuchen am Nachmittag und gegen Abend gibt es Sushi gefolgt von einer DAL Suppe. Den Abschluss bildet dann ein schönes Lagerfeuer, bis es dann zu kalt wird und wir uns in die gute Stube zurückziehen.
Nach zwei herrlichen Tagen geht es weiter am Roosevelt Staudamm vorbei und dann 40 Meilen auf dem malerischen Apache Trail, der erst seit zwei Monaten wieder geöffnet ist. Die zum Teil unbefestigte Straße windet sich durch die schroffe Bergwelt, hoch über dem Apache Fluss und gesäumt von riesigen Saguaro Kakteen. Am Ende wartet dann in Tortilla Flats ein alter Western Saloon. Nicht weit davon entfernt finden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht und bekommen kurz nach Sonnenuntergang Besuch von einer ziemlich großen Tarantel die wohl auf der Suche nach Nahrung ist.
Nur ein paar Kilometer weiter ist der Lost Dutchman Campground wo wir am Vormittag noch bequem zwei Plätze bekommen. Von dort machen wir einen schönen Spaziergang zur nahe gelegenen Westernstadt Goldfield Ghosttown, bummeln rum und trinken im urigen Saloon eiskaltes Bier bei Live Musik. Abends genießen wir nochmal ein gemeinsames Abendessen mit Lobsterpastete, gefolgt von Muscheln in Weißwein Soße, und als Nachtisch selbst gebackenen Kuchen. Das Outdoor Leben ist schon verdammt anstrengend.
Am Morgen verabschieden wir uns von Hermann und Ritschi. Vielen Dank für die schöne Zeit mit euch, hat Spaß gemacht. Für diverse Einkäufe in der nahe gelegenen 4 Millionenstadt Phoenix brauchen wir fast den ganzen Tag und legen dabei 140 Kilometer zurück, nur in der Stadt versteht sich. Am nächsten Tag starten wir durch und kommen kurz hinter Parker nach Kalifornien. Wir belegen einen einfachen Campground am Colorado River für den erfreulichen Preis von $2,50 am Tag. Ja, das gibt´s tatsächlich noch. Dort treffen wir auch Daniela und Dennis die mit ihrem Mercedes seit 2 Jahren unterwegs sind. Weil es so schön ist bleiben wir gleich eine Woche, machen ein paar kleine Reparaturarbeiten und vertreiben uns ansonsten die Zeit damit den Liegestuhl nach der Sonne auszurichten und ab und zu ein sehr erfrischendes Bad im Fluss zu nehmen.
Nach gut einer Woche Erholung pur geht es weiter Richtung Süden. Auf unserem Weg liegen die Imperial Dunes. Hier kann man ungehemmt mit aufgemotzten Fun Fahrzeugen über die Dünen brettern. Für unser MOMO ist der Sand allerdings zu weich und wir begnügen uns mit Zuschauen.
In den nächsten Tagen überqueren wir nun die Grenze nach Mexiko um den Winter auf der Baja California zu verbringen. Was wir dabei erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen.
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Manni 1 (Dienstag, 26 November 2024 10:20)
Super Bilder. Weiter so.
Liebe Grüße
Manni1
Margit (Mittwoch, 27 November 2024 18:35)
Schön, dass wir wieder durch die tollen Fotos mitreisen durften.
Die 3 Kinder Musiker waren auch herzig.
Euch weiterhin eine schöne und unfallfreie Zeit.
Seid lieb gegrüßt vom nebeligen Bodensee Margit
Günther und Ilka (Donnerstag, 28 November 2024 14:07)
Super schöne Bilder �. Macht weiter so. Liebe Grüße