Von der Flaming Gorge kommend verbringen wir die Nacht im National Forest wo wir immer wieder schöne Stellplätze finden die netterweise auch nichts kosten. Über Vernal geht’s dann weiter zum Dinosaurier National Monument. Am Haupteingang ist ein Visitor Center und ein Museum mit Dinosaurier Quarry wo der Sandstein mit seinen freigelegten und konservierten Dinosaurier Fossilien durch ein Glasgebäude geschützt wird. Im Museum sind zwei Dino Skelette, die aus echten und rekonstruierten Knochenteilen erstellt wurden.
Wir übernachten an der Parkgrenze und fahren am nächsten Tag zum Westeingang. Eine 50km lange Stichstraße führt uns in eine unglaubliche Landschaft auf der Grenzlinie zwischen Utah und Colorado. Die Szenerie an den diversen Aussichtspunkten ist einfach atemberaubend. Am Ende des Harpers Corner Trails steht man dann auf einem Felsvorsprung und sieht wie sich 700m tiefer der Yampa und der Green River durch die tiefen Schluchten schlängelt. Bei trockenem Wetter kann man auch noch die Echo Park Road über eine unbefestigte und sehr steile Straße mit vielen Serpentinen in den Canyon runterfahren. Wenn es geregnet hat ist die Strecke aber unpassierbar und verwandelt sich in eine Rutschbahn. Da am Himmel bereits dunkle Wolken aufziehen verzichten wir auf das zweifelhafte Vergnügen und verlassen den Park am frühen Nachmittag.
Mittlerweile ist es gut 35 Grad warm und wir sind froh, dass der Douglas Pass auf unserem Weg liegt und auf 2500m mit etwas gemäßigteren Temperaturen aufwartet. Weil es so schön kühl ist bleiben wir zwei Tage bevor wir weiter fahren nach Grand Junction und von dort zum Colorado National Monument, eine weitere Canyonlandschaft mit steilen Felswänden und pittoresken Monolithen. Als die Arbeitslosigkeit in den 30er Jahren über 25% betrug hat Präsident Roosevelt ein ziviles Arbeitsbeschaffungsprogramm ins Leben gerufen um junge und unverheiratete Männer, die Schwierigkeiten hatten einen Job zu finden, zur Arbeit zu bringen. Von 1933 bis 1942 nahmen mehr als 2,5 Millionen junge Männer an dem Programm teil, die unter anderem auch den Rim Rock Drive im Colorado National Monument gebaut haben. Die 35km lange Straße wurde damals mit Presslufthammer, Pickel und Schubkarre aus dem Felsen gehauen. Über 800 Menschen waren dort beschäftigt für die morgens um 6 Uhr der Weckruf ertönte und abends um 22:00 das Licht ausgemacht wurde. Heute ist es eine gut ausgebaute Teerstraße mit drei Tunneln die wir nur in der Mitte durchfahren können, weil die Seiten nur 3,3m hoch sind. Das erinnert uns ein wenig an unsere Höllenfahrt durch den Canyon del Pato in Ecuador in 2014. Die Aussichten in den Canyon sind einmal mehr atemberaubend und wir können uns an den diversen Aussichtpunkten gar nicht satt sehen. Die Nacht verbringen wir oberhalb des Canyons im Outback auf 2000. Dort ist es kühl und der Nachtschlaf gesichert, bevor es dann am Morgen wieder runter geht nach Grand Junction.
Auf dem Weg Richtung Durango nehmen wir den Weg über den Grand Mesa National Forest. Das heißt für MOMO einmal mehr klettern bis auf gut 3200m. Im Winter ist hier ein Schigebiet mit feinstem Pulverschnee. Leider ist es kalt und regnerisch mit 7 Grad und von der Gegend sehen wir nicht allzu viel, aber dafür erleben wir an unserem Übernachtungslatz einen fantastischen Sonnenuntergang. Es regnet die ganze Nacht und wir haben schon Sorge ob wir aus dieser Schlammwüste nochmal rauskommen, aber es ging dann doch problemlos bis auf die Auffahrhölzer, die so tief eingesunken waren, dass ich sie mit der Schaufel ausgraben musste.
Morgens fahren wir bei Regen und in dichtem Nebel wieder runter. Auf 1500m scheint die Sonne und wir schauen uns in Cedaredge eine alte Pionierstadt an. Der kleine Ort hat hier in Eigeninitiative ein Museum geschaffen das die historische Periode vom späten 18. Jahrhundert bis Mitte des 19. Jahrhunderts darstellt. 24 Gebäude wurden liebevoll restauriert und der Rundgang ist ein Schritt zurück in die Zeit und das Leben vor 150 Jahren.
Dann geht’s weiter zum Black Canyon of the Gunnison. Wir übernachten vor dem Parkeingang und fahren am nächsten Morgen den 24km langen Scenic Drive am Süd Rim mit 12 Aussichtpunkten ab. Jeder Stopp bietet einen anderen spektakulären Blick in den 700m tiefen Canyon. Wir sind vier Stunden gut beschäftigt und verlassen den Park am frühen Nachmittag.
Nun brauchen wir erstmal eine Augenpause und biegen ab auf den Owl Creek Pass. Auf 2600m finden wir einen schönen Platz auf einem Hochplateau und sehen dort auch endlich mal wieder einen Schwarzbären. Dort bleiben wir zwei Tage und genießen die Ruhe und die kühlen Nächte die uns mit viel Regen und Gewittern ein paar schöne Fotomotive bescheren.
Auf der 550 geht es weiter zum schönen Gebirgsstädtchen Ouray, malerisch gelegen zwischen 3000ern und Steilwänden. Bis Durango hat die Straße nun den klangvollen Namen Million Dollar Highway und führt über drei Pässe mit mehr als 3000m. Hier gibt überall noch stillgelegte Gold -und Silberminen deren Hinterlassenschaften überall sichtbar sind. Von der alten Silberminenstadt Silverton existieren nur noch ein paar windschiefe Gebäude und die restaurierten Fassaden im Wildwest-Look sind im Wesentlichen für die täglich mit der Durango-Silverton-Railroad einfallenden Touristen gedacht.
Karin wollte unbedingt nach Durango denn vor 45 Jahren hat sie hier ein paar Wochen in Hotels und Restaurants gejobbt. Eigentlich wollten wir hier für eine Nacht bleiben und am Abend durch die Saloons ziehen. Leider haben wir in der Stadt keinen Stellplatz für unser Fahrzeug bekommen und die nächsten Campgrounds waren zu weit draußen. Also haben wir einen Stadtbummel gemacht und etwas Wildwest Atmosphäre geschnuppert. Der Touristenmagnet ist die alte Eisenbahn die jeden Tag von Durango nach Silverton und zurückfährt. Die Plätze sind allerdings Monate im Voraus ausgebucht. Am Nachmittag fahren wir weiter Richtung Cortez und machen im National Forest ein paar Tage Pause.
Die alten Felsen Pueblos in Mesa Verde haben wir vor einigen Jahren besichtigt und besuchen stattdessen das Ancients Canyon National Monument. Bei 35 Grad laufen wir einen schönen Trail zu ein paar Resten von alten Pueblos von denen aber nicht mehr viel übrig ist.
In Bluff besichtigen wir ein altes Fort der frühen Mormonen Siedler die sich hier um 1880 niederließen. In einem Video wird die Geschichte von 70 Familien erzählt die unter unvorstellbaren Strapazen die Steilhänge und Schluchten des Colorado River bezwungen haben. Unter anderem wurde eine Route in eine fast senkrechte Felswand gehauen um diese mit Pferde -und Ochsenkarren zu überwinden, heute als Hole-in-the-Rock Trail bekannt. Erstaunlicherweise kam auf dieser 6-monatigen Reise niemand ums Leben und es wurden auch noch zwei Kinder geboren. Eine wirklich sehr sehenswerte Geschichte die einen kleinen Einblick in das Leben der Siedler vor 150 Jahren gibt.
Nachdem wir nun quasi im Flachland auf 1500m angekommen sind schlägt auch die Hitze unbarmherzig zu und ohne Schatten ist es kaum auszuhalten. Wir fahren eine unbefestigte Straße durch das Valley of the Gods wo vor vielen Jahren Teile des Films Forrest Gump gedreht wurden. Die Szenerie ist ähnlich dem Monument Valley und die 35 km lange Piste führt durch eine sensationelle Landschaft mit dem Unterschied, dass hier, im Gegensatz zum Monument Valley, kaum jemand unterwegs ist.
Am Ende der Piste steht man dann vor einer senkrechten Felswand und man fragt sich unwillkürlich wie es nun weitergehen soll. Aber unglaublicher Weise hat man hier den Moki Dugway in den Felsen gehauen der auf einer Strecke von 5 km die 400 Höhenmeter überwindet. Oben angekommen biegt man gleich links ab und fährt 6 km bis zum Muley Point. An der Strecke gibt es jede Menge schöne Übernachtungsplätze mit einer first class Aussicht ins Tal bis hin zum Monument Valley.
Eigentlich wollen wir hier gar nicht mehr weg, denn wo sonst gibt es umsonst so eine grandiose Aussicht. Aber in einer Woche müssen wir in Las Vegas sein und gut 1000 km gespickt mit Highlights liegen noch vor uns. Das nächste wartet auch gleich schon, quasi um die Ecke. Im Natural Bridges National Monument warten drei eindrucksvolle natürliche Felsbrücken auf uns, die in Jahrtausenden vom Wasser und durch Erosionen geschaffen wurden. Auf einer Loop Road kann man verschiedene Aussichtspunkte anfahren und kurze oder lange Trails führen einen noch näher ans Geschehen.
Der Campground im Park ist sehr klein und meistens ausgebucht, aber ein paar Kilometer vor dem Eingang gibt es gute Alternativen im National Forest für einen Übernachtungsstopp. Dann geht es weiter auf der 95 und diese Route bis nach Hanksville ist wirklich der Hammer. Gigantische Felsformationen und tiefe Canyons wechseln sich ab und man weiß gar nicht wo man zuerst hinschauen soll.
Nach Hanksville geht es auf der 24 weiter und nach 30km biegen wir auf eine unbefestigte Piste ab die uns nach 15km zur Skyline Rim bringt. Angesichts dieser Aussicht sind wir sprachlos. Von einer steil abfallenden Felskante blickt man auf eine Mondlandschaft die sich je nach Sonnenstand in den unterschiedlichsten Perspektiven darstellt. Wir stehen mit MOMO direkt an der Kante, besser geht’s nicht. Nach der Wellblechpiste zu diesem Spot dachten wir ja wir sind alleine, aber leider weit gefehlt. Stündlich kommen Leute zum Fotografieren und wagen die abenteuerlichsten Stunts am Abgrund für das beste Selfie. Erst Ende Januar 2024 ist ein junger Mann hier abgestürzt. Sekunden vor dem Sturz hat seine Freundin noch ein Foto gemacht. Zum Sonnenaufgang wird es dann nochmal richtig voll, aber angesichts der Bilder kann man das gut nachvollziehen.
Weiter geht’s auf der 24 durch den Capital Reef Nationalpark mit seinen grandiosen Felsformationen. Hier waren wir vor ein paar Jahren schon mal und halten uns dort nicht lange auf. In der Nähe von Boulder machen wir zwei Tage Pause im National Forest auf 2500m. Dort bereiten wir unser Auto für die sechs Wochen Auszeit vor. Das ist hier wesentlich angenehmer als in Las Vegas wo zurzeit Temperaturen jenseits von 40 Grad gemessen werden.
Unsere Aufnahme Kapazität angesichts der Highlights am Fließband ist weitgehend erschöpft zumal wir schon früher in dieser Gegend waren. Daher machen wir auch keine größeren Pausen im großartigen Grand Staircase Escalante NM, im noch schöneren Bryce Canyon und im Zion NP. Für ein paar Bilder reicht es natürlich schon.
Auf der Interstate geht es dann zügig nach Las Vegas wo wir unser Auto unterstellen und für eine Nacht ins Hotel ziehen. Dann geht es zum Heimaturlaub nach Deutschland.
Ende Oktober sind wir wieder zurück und setzen unsere Reise fort. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen.
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Andrea Beyer (Samstag, 14 September 2024 19:46)
Hallo, wir folgen euch ja schon lange und sind begeisterte Leser der Berichte. Wir starten morgen wieder Richtung Las Vegas, wo unser Bimobil steht. Wir bleiben 3 Monate. Vielleicht sieht man sich irgendwann. Beste Grüße Andrea und Uwe
Jud Elisabeth (Freitag, 20 September 2024 10:27)
Toll was ihr wieder alles erlebt und gesehen habt! Danke für die schönen Eindrücke, die uns in vielem wieder an unsere Reise im 16/17 erinnert haben.
Geniesst euren Heimsturlaub!
Herzensgrüsse Elisabeth und Kurt