Der Grenzübergang nach USA verläuft problemlos. Viele Leute kommen hier in der Einsamkeit der Prärie sowieso nicht vorbei. Alle sind nett und freundlich und auch in unser Auto will niemand reinschauen. In 15min sind wir durch. Montana ist so groß wie Deutschland, hat aber nur 1 Million Einwohner. Die Landschaft bleibt vorerst die Gleiche wie in Manitoba und Saskatchewan, endlose Getreidefelder und Steppengras. 150 Kilometer später kommen wir nach Malta, dem ersten nennenswerten Ort auf der Strecke. Wir decken uns mit US Dollars ein und füllen die Vorräte auf. Die Preise sind erfreulicherweise etwas niedriger als in Kanada. Es ist brütend heiß und wir fahren 30km außerhalb an ein Reservoir. Dort können wir kostenlos auf BLM Land direkt am Wasser stehen. Schwimmen geht allerdings nicht, weil der See total flach und modrig ist. Aber ein schönes Lagerfeuer und ein toller Sonnenuntergang entschädigen für das entgangene Badevergnügen.
Morgens geht es weiter nach Südwesten bis in die Little Rockies nach Zortland. In dem kleinen Ort gibt es sogar ein Restaurant wo wir ein gesundes und ausgewogenes Mittagessen mit Burger und Pommes Frites zu uns nehmen. Eine ganze Reihe von Verbotsschildern weisen darauf hin, dass Alkohol nur unter Vorlage der ID ausgeschenkt wird, ohne Ausnahme! Außerdem ist das Betreten des Saloons nebenan Kindern unter 21 Jahren nicht gestattet. Drei Kilometer weiter ist ein schöner Campingplatz mitten im Wald wo wir uns mal ein paar Tage Urlaub gönnen.
Weiter geht’s nach Südwesten. Hunderte von Kilometern durch Farmland bis sich dann endlich in der Ferne die Rocky Mountains zeigen. In Lewistown gehen wir kurz einkaufen und Mittagessen. Im Ausrüstungsladen wollen wir noch eine Kleinigkeit einkaufen. Fast ein Drittel des Ladens war für Waffen und Munition reserviert. Welcome to America. Karin probiert auch mal wieder einen Friseur aus, was immer wieder ein Abenteuer der besonderen Art ist. Für die Nacht haben wir uns den Crystal Lake in den Big Snowy Mountains rausgesucht, aber das war dann leider ein Reinfall. Nach 30km Schotterpiste und hoch bis auf 1800 Meter kommen wir an den See. Der ist aber nur knietief und schlammig. Der Campground ist ein paar Kilometer weiter und liegt in der prallen Sonne. Einige große Wohnmobile haben schon ihre 4000 Watt Generatoren aufgebaut und versprechen ein Abendvergnügen der besonderen Art. Darauf haben wir keine Lust und stellen uns ein paar Kilometer weiter unten an einen Trailhead für die Nacht und machen etwas frustriert einen neuen Plan. Das ist gar nicht so einfach angesichts der Fülle von Highlights im Umkreis von 2000 Kilometern von denen wir schon sehr viel bei diversen Urlauben seit 2005 gesehen haben. Zurzeit ist eine Hitzewelle mit 35 Grad und mehr und wir fahren erstmal nach Big Timber und gehen dort auf einen Campground mit Schatten, Laundry und Internet.
Auf der I-90 geht es weiter bis Columbus und von dort nach Red Lodge, einem Touristenort am Rande der Rockies. Der Ort interessiert uns weniger, dafür aber der Beartooth Pass, einer der malerischsten Pässe in den Rockies um zum Nord-Ost Eingang des Yellowstone Park zu kommen. Nach einer Nacht im National Forest nehmen wir den Pass in Angriff der bei Motorradfahrern aufgrund der vielen Serpentinen sehr beliebt ist. Von 2000m geht es hoch bis auf 3300m. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke verlieren wir plötzlich Luft und die Motorbremse geht nicht mehr. Keine gute Voraussetzung für den Abstieg. Wir fahren einen Parkplatz an und kippen das Führerhaus. Das Problem ist Gottseidank gleich gefunden. Eine Verbindung am Luftschlauch ist gebrochen und wir haben sogar ein Ersatzteil dabei. Nach 30min geht es weiter über die Passhöhe und dann runter zu einem National Forest Campground auf 2300m in einer traumhaften Umgebung. Überall gibt es hier vielfältige Möglichkeiten im National Forest einen schönen Platz für jeden Geschmack zu finden. Das kostet nichts, nur länger als 16 Tage darf man nicht stehen bleiben. Diese Einschränkung ist aber wohl mehr für die Einheimischen gedacht die ihre Fifth-Wheeler in den Busch ziehen und dann dort den Sommer über abstellen. Wir haben auf jeden Fall einen Super Platz ergattert, sogar mit einem Baum als Schattenspender und als Hängepunkt für die Hängematten. Rund um uns herum ragen die 3000er auf und das Klima ist mit tagsüber 28 Grad und nachts 10 Grad sehr angenehm. Nach der Durchquerung der Prärie mit mehr als 35 Grad geradezu eine Wohltat. Mehr braucht´s wirklich nicht.
Nach drei entspannten Tagen geht es weiter zum Nordost Eingang des Yellowstone Parks. Der Park ist mit gut 10.000qkm riesig und zusammen mit den Grand Canyon der am meisten besuchte Park in USA. Wir waren zwar 2008 und 2018 schon mal hier, aber die grandiose Landschaft und die Tierwelt kann man sich immer wieder anschauen. Mit dem Wissen auf einem Supervulkan spazieren zu gehen, der in 8km Tiefe vor sich hin brodelt und jederzeit beschließen könnte auszubrechen hat das auch noch einen ganz besonderen Reiz. Es ist Hauptsaison und alle Zeltplätze im Park sind ausgebucht es sei denn man hat Monate im Voraus reserviert. Wir fahren durch das Lamar Valley mit den großen Bisonherden und besuchen die Tower Falls. Am Nachmittag gehen wir am Nordeingang vom Park in Gardiner essen und verbringen die erste Nacht in der Nähe des Ortes auf einem National Forest Campground in 2000m. Von dort haben wir einen schönen Blick ins Tal bis zum Park.
Am nächsten Morgen geht es den Pass wieder hoch und in den Park zu den Mammoth Hotsprings und von dort dann weiter nach Süden zum Norris Geysir Basin. Am späten Nachmittag verlassen wir den Park am Westeingang und gehen wieder auf einen National Forest Campground in der Nähe
Wir gönnen uns einen Tag Pause und machen eine schöne Radltour nach West Yellowstone. Der Ort ist ganz auf Massentourismus eingestellt und in Wild-West Manier gestaltet. Wir bummeln rum, gehen Mittagessen und sind am frühen Nachmittag wieder am Campground.
Gut erholt geht es am nächsten Tag über Madison zum Lower und Midway Geysir Basin und natürlich auch zum Old Faithfull der seit Jahren in schöner Regelmäßigkeit alle 70-90 Minuten ausbricht.
Am frühen Nachmittag verlassen wir den Yellowstone Park im Süden und kommen quasi nahtlos in den Grand Teton NP. Wir fahren am Jackson und Jenny Lake entlang mit Blick auf die Teton Range die ein bisschen so aussieht wie die Dolomiten. Die Landschaft und das Panorama sind traumhaft, aber das ist offensichtlich vielen Leuten bekannt, denn die Autoschlange die uns entgegenkommt ist quasi endlos. Wegen überfüllten Parkplätzen müssen wir leider auf eine Wanderung am See verzichten.
Im Touristenzentrum Jackson machen wir einen Stopp für Stadtbummel und Mittagessen. Hier ist alles auf Wildwest getrimmt und jeden Abend gibt es ein Shoot out am Town Square. Wir fahren die 191 weiter in Richtung Süden und finden im National Forst an der Cliff Creek Road einen herrlichen Stellplatz wo wir zwei Tage bleiben.
Es geht weiter auf der 191 Richtung Rock Springs. Die Straße verläuft auf einem Hochplateau auf 2300m, rechts und links eingerahmt von den Rockies. Zu sehen gibt es außer riesigen Viehweiden und ein paar kleinen Dörfern nicht viel. Zur Mittagszeit machen wir einen Stopp am Big Sandy Lake Reservoir. Dort stehen wir direkt am Wasser mit herrlichem Panoramablick auf die Rockies und wir können sogar ein paar Schwimmeinheiten einlegen. Das gefällt uns so gut, dass wir auch gleich für die Nacht stehenbleiben. Gegen Abend zieht rundherum ein Monster Unwetter auf von dem wir schöne Bilder machen können, das aber Gottseidank am Ende weitgehend an uns vorbeizieht.
Weiter geht’s auf der 191 über Rock Springs zur Flaming Gorge National Recreation Area. In tausenden von Jahren hat der Green River, der mit 1175km längste Nebenfluss des Colorado River, sich durch die bunten Felsformationen gearbeitet und einen tiefen Canyon geschaffen. In den 60er Jahren wurde der Flaming Gorge Staudamm und damit ein 146 km langer verwinkelter Stausee geschaffen der an der Südseite in Utah vom Red Canyon eingerahmt wird. Mit über 600 Camping -und Picknickplätzen, inklusiver jeder Menge Bootsrampen, ist das ganze Areal ein riesiger Spielplatz für Wassersportler und Wanderer.
An unserem ersten Übernachtungsplatz stehen wir zwar direkt am Wasser, aber es ist alles nass geregnet und der Regen begleitet uns auch bis es dunkel wird. So findet das Abendprogramm heute ausnahmsweise mal drinnen statt. Am nächsten Morgen haben wir wieder stahlblauen Himmel und wechseln den Standort. 70 km weiter finden wir den idealen Platz für uns auf einem Hochplateau und nur 20m zum Wasser. Wir sind ganz alleine und genießen die Ruhe. Mit der ist es dann aber um 20:00 schlagartig vorbei. Eine Clique aus Salt Lake City die hier schon seit 20 Jahren regelmäßig im Sommer mit Kind und Kegel Party machen, rahmen uns ein und bringen wie es sich gehört alle Fun Tools mit die der Amerikaner so braucht. Wir zählen drei Motorboote und jede Menge Quads und Kühlboxen mit kalten Getränken. Aber die Jungs sind alle sehr nett und wir werden ganz herzlich in ihren Kreis aufgenommen.
Am nächsten Morgen werden wir von Matt zu einer ganztägigen Bootstour eingeladen und so geht es mit drei Booten und bei herrlichem Wetter in die Schluchten des Red Canyon. Wir haben jede Menge Spaß beim Schwimmen und Sightseeing. Das Panorama sieht vom Wasser nochmal ganz anders aus als von den Aussichtpunkten an Straße.
Am Morgen verabschieden wir uns und fahren weiter auf der 191 die dem Verlauf der Schlucht des Red Rock Canyons auf gut 2000m Höhe folgt. Von diversen Aussichtpunkten ergeben sich atemberaubende Bilder die kaum noch zu toppen sind. Die Flaming Gorge war für uns die Überraschung. Dieses Panorama hatten wir nicht erwartet. An einigen Stellen kommt man sich vor wie im Grand Canyon mit dem Unterschied, dass gut 500m tiefer ein Stausee ist.
Nun geht es weiter zum Dinosaurier National Monument und von dort weiter nach Colorado, dem Bundesstaat mit einer grandiosen Landschaft und unzähligen Highlights. Was wird dort erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Vergnügen beim Lesen und Bilder anschauen.
Kommentar schreiben
Brigitte (Samstag, 24 August 2024 12:10)
Liebe Ausreiser,
seit Jahren verfolge ich Eure Reisen, durch die halbe Welt.
Da möchte ich einmal ganz herzlich für die tollen Berichte danken.
Einige Landschaften haben wir auch bereist und werden es wieder tun, da können wir Eure Berichte, Fotos und Hinweise gut gebrauchen.
Euch eine gute, unfallfreie und pannenfreie Reise. Wir wünschen Euch Gesundheit und weiter viel Reisefreude. Grüße aus Koblenz
Mercedes Paul (Samstag, 24 August 2024 13:16)
Danke für den schönen Bericht ���
Ruth (Samstag, 24 August 2024 16:45)
Vielen Dank für die grandiosen Bilder, von welchen das eine oder andere an die eigene Reise 2019 erinnert. Das virtuelle Mitreisen ist schön und die Hitze bleibt mir dabei erspart.
Axel (Sonntag, 25 August 2024 12:32)
Liebe Karin, lieber Manfred, was für tolle Bilder und in natura sieht das alles noch viel imposanter aus. Ich bin am 1. Mai 1981 von Süden in den Yellowstone NP gefahren und es war der erste Tag, wo die Straße schneefrei und offen war. Viele Eindrücke und Bilder sind jetzt noch total präsent. Nur so viele vertrocknete Bäume gab es damals noch nicht. Viel Spaß weiterhin.
Margit (Sonntag, 25 August 2024 19:36)
Hi ihr Zwei,
was soll ich sagen, es war wieder ein toller Bericht und wunderschöne Aufnahmen.
Ich bin immer begeistert und finde es schön, immer so ein Stück dabei zu sein.
Grüße vom Bodensee Margit
Sabine und Martin Link (Mittwoch, 04 September 2024 14:51)
Hallo Ihr Lieben,
das sind so tolle Bilder, Landschaften, Nationalparks - ein Traum. Wir wünschen Euch weiterhin sichere Fahrt, ruhige Stellplätze und nette Begegnungen.