Wir überqueren die Provinzgrenze nach Manitoba und 60km vor Winnipeg finden wir einen tollen Platz an einem Baggersee mit glasklarem Wasser zum Schwimmen. Wir wären gerne noch eine weitere Nacht geblieben, aber nach unserem Morgenschwimm haben uns tausende von Fliegen belästigt, so dass wir uns gegen Mittag entscheiden weiter zu fahren. MOMO braucht mal wieder einen Ölwechsel und wir finden in Steinbach einen deutschen Mechaniker der vor einigen Jahren aus Bremen kommend nach Manitoba umgesiedelt ist. Er macht gleich auch noch eine Durchsicht und beseitigt ein paar kleine Öllecks. Dank Karins unübertroffenen Recherchen haben wir mal wieder super Glück gehabt so eine kompetente Werkstatt zu finden.
Im St Malo Provincial Park bleiben wir für zwei Tage, gehen schwimmen, machen eine Radltour in der Umgebung und lassen es uns gutgehen.
Sommerzeit ist in USA und Kanada auch die Zeit der Rodeos. Die Cracks aus USA und Kanada touren wöchentlich von Event zu Event und verdienen je nach Platz in der Rangliste 5-stellige Dollarbeträge. Die größte Veranstaltung in Kanada ist die Calgary Stampede, aber eine Woche später zieht der Zirkus weiter nach Morris in Manitoba. Dort sieht man im Prinzip das Gleiche wie in Calgary, nur ist dort alles etwas kleiner und beschaulicher. Dem Spaß an der Sache tut das aber keinen Abbruch. Fest steht, für Tierschützer ist das auf jeden Fall nichts. Damit die Pferde und Bullen auch richtige Bocksprünge machen um den Reiter loszuwerden, werden ihnen die Genitalen mit einem Gurt eingeschnürt bevor sie aus der Box gelassen werden. Die Veranstaltung dauert drei Stunden mit singen der US und Kanada Nationalhymne. Am Abend gab es dann noch ein Chuck Waggon Rennen. Das kannten wir noch nicht und wir kamen uns vor wie einst bei Ben Hur im alten Rom. Drei Gespanne mit je zwei Pferden ziehen einen kleinen zweirädrigen Karren und liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen in einem ca. 800m langen Oval. Danach kommen dann noch die Vierergespanne die einen kleinen Planwagen ziehen. Das ist dann nochmal um einiges spektakulärer. Zwischen den beiden Rennen tritt das berittene Musikchor der Royal Canadian Mountain Police auf. Rund um das Rennen ist Volksfest mit Riesenrad, Geisterbahn und Schießbuden wie wir es bei uns in Bayern kennen, nur dass die Mädels und Buben, anstatt Dirndl und Lederhosen, Blusen, Jeans und Cowboystiefel tragen. Nach der Veranstaltung spielt im Open Air Saloon noch eine Country Band zum Tanz auf und gegen Mitternacht ziehen wir uns in unser Wohnmobil zurück das wir gleich nebenan auf einer Wiese parken können.
Winnipeg ist die Hauptstadt von Manitoba mit 700.000 Einwohnern im Einzugsgebiet und wir haben uns den Sonntag für eine Stadtbesichtigung rausgesucht. Da ist der Verkehr überschaubar und man findet sogar ohne Probleme einen Parkplatz. Im Canadian Museum for Human Rights mit seiner ausgefallenen Architektur wird die Geschichte der Ureinwohner von Zeitzeugen erzählt und die unglaublichen kolonialen Menschenrechtsverletzungen in Bild und Text dargestellt, denen sie im Laufe der letzten Jahrhunderte ausgesetzt waren. Ein sehr lohnenswerter Besuch. Die Stadt selbst ist Multikulti mit einem Mix aus Skyline und alten Gebäuden und dem Szeneviertel The Folk das wegen seiner Rolle als 6000 Jahre alter indianischer Versammlungsort zur National Historic Site erklärt wurde.
Weiter geht’s durch Manitoba an endlosen Getreidefeldern und Farmland vorbei. Die Straßen sind wie mit dem Lineal gezogen und eine Kurve wird schon ein paar Kilometer vorher angekündigt. Der Fremdenverkehrsverein tut sein Bestes um die Highlights der Region hervorzuheben. So können wir unterwegs den weltgrößten Hydranten und die größte Tabakpfeife bestaunen. Und dann war da noch ein kleines Haus mit einer Kapelle aus Glasflaschen gebaut und in dem Ort Holland, wie kann es anders sein, steht eine Windmühle. Im Spruce Woods Provincial Park bleiben wir zwei Nächste und machen ein paar Radltouren und Wanderungen auf den Trails in der Umgebung. Der interessanteste ist der Trail zu den Spirit Sand Dunes ein 5qkm großes Wüsten ähnliches Gebiet mit feinsandigen Wanderdünen und sogar Kakteenbewuchs. Die Temperaturen sind dort auch gleich um 10 Grad höher, bei hoher Luftfeuchte. Die Spirit Sands waren früher eine heilige Stätte der Cree Indianer. Wir schauen uns das Ganze bei erträglichen Temperaturen gegen Abend an.
Nach drei erholsamen Tagen machen wir uns auf den 800km langen Weg zum Grasslands Nationalpark an der Grenze zu Montana/USA. Wir fahren die gesamte Strecke auf gut ausgebauten Nebenstraßen und überqueren auch bald die Provinz Grenze nach Saskatchewan. Zu sehen gibt es außer endlosen Getreidefeldern und landwirtschaftlichen Anwesen viel Gegend. Langweilig ist das Ganze aber irgendwie nicht, weil die riesigen Flächen in satten Farben strahlen und dem Auge immer wieder was Neues geboten wird. Unterbrochen wird das Ganze nur von Ölförderpumpen die mitten in den Getreidefeldern stehen. In der Prärieprovinz, die flächenmäßig nahezu doppelt so groß ist wie die Bundesrepublik, lagert fast ein Viertel der konventionellen Ölreserven Kanadas. Aktuell werden dort ca. 15 % des kanadischen Erdölaufkommens gewonnen. Mittlerweile ist es brütend heiß geworden mit gefühlten 40 Grad. In Estevan, dem größten Ort auf der Strecke machen wir einen Übernachtungsstopp und ziehen uns für gut zwei Stunden in die gut klimatisierte Public Library zurück um unseren Reisebericht von Ontario online zu stellen.
Der Grassland Nationalpark besteht aus zwei getrennten Teilen und liegt an der Grenze zu Montana. Wir besuchen zuerst den kleineren Ostblock. Nach der Schlacht am Little Big Horn hielt sich hier ab 1876 Sitting Bull mit 5000 Sioux auf. Flora und Fauna ist eine typische Prärielandschaft mit kniehohem Gras in dem sich fünf verschiedene Arten von Klapperschlangen verstecken. Die sehen und hören wir Gottseidank nicht, dafür aber die einzige Kanadische Kolonie der Schwarzschwanz Präriehunde. Die sehen fast so aus wie die mausgroßen Ground Squirrels, sind aber etwa doppelt so groß und haben einen schwarzen Schwanz. Am nächsten Tag fahren wir mal eben 180 Kilometer bis zum Westteil. Der sieht auch nicht viel anders aus, hat aber eine Bisonherde die 2005 hier angesiedelt wurde und mittlerweile auf über 650 Tiere angewachsen ist. Leider ist das Gebiet in dem sie sich aufhalten 75qkm groß. Mit viel Glück kann man sie auf einem 16km Rundweg entdecken. Bei gut 30 Grad und vielen kleinen Stechmücken und Zecken, die sich im hohen Gras verstecken, haben wir unser Bestes gegeben, sind wir aber nach 5km wieder umgekehrt und schauen uns die Bisons lieber bei einer anderen Gelegenheit in USA an.
Wir verlassen den Grassland Nationalpark, und damit auch Kanada, und überqueren bei dem kleinen Ort Val Marie die Grenze nach USA im Bundestaat Montana. Was wir dort erleben erfahrt ihr dann wir immer im nächsten Reisebericht.
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Margit (Samstag, 03 August 2024 14:47)
Hi ihr Lieben,
wieder habe ich mit großem Interesse euren Bericht gelesen und die tollen Fotos bestaunt.
Weiterhin gute Fahrt und liebe Grüße vom Bodensee eure Margit
Peter Rembert (Mittwoch, 07 August 2024 11:38)
Hallo Manfred ,herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag . Viel Spaß bei Eurer Tour durch den Norden von Kanada und der USA. Bleibt gesund und munter. Viele Grüße von Peter und Elke.