Für die Einreise nach Tansania wollten wir alles ganz richtig machen und haben ein e-Visum beantragt in der Annahme, dass dieses ja wohl blitzschnall genehmigt werden sollte, da ja alles ein automatisierter Prozess ist. Ja, das war dann wohl nix, denn nach 5 Tagen haben wir immer noch nichts gehört und der Status auf der Homepage zeigt, dass es noch in Arbeit ist. Das Kleingedruckte lesen wir leider auch zu spät, denn darin steht, dass der Bearbeitungsprozess 10 Tage oder länger dauern kann. Nach 6 Tagen haben wir keine Lust mehr zu warten und fahren zur Grenze. Auf dem Weg dorthin kommt die Meldung, dass das Visa genehmigt wurde. Wir freuen uns, aber leider zu früh. Die freundliche Dame am Schalter teilt uns mit, dass wir noch eine eMail mit den Details bekommen und ohne die geht nix. Wir entschließen uns eine Stunde zu warten. Unser Helfer kümmert sich derweil um die Versicherung, Straßengebühren, SIM Karte und was sonst noch so anfällt. Nach einer Stunde Wartezeit ist natürlich immer noch keine Mail da. Der Helfer meint, das kann Wochen dauern. Na toll. Also kaufen wir für $50 pro Person ein Visum on arrival, was wir besser gleich hätten tun sollen. Kurze Zeit später ist alles erledigt und wir sind drin. Die Visa e-Mail kommt übrigens nach genau 10 Tagen. Damit können wir dann innerhalb eines Jahres so viel einreisen wie wir wollen. Mal sehen ob wir das wirklich wollen….
Tansania ist ein Land in Ostafrika mit einer Bevölkerung von über 61 Millionen. Damit hat sich die Bevölkerungszahl seit 1967 mehr als verfünffacht. Die Anzahl der Geburten pro Frau liegt bei 4,8 und der Alters Mittelwert der Bevölkerung liegt bei 18 Jahren. Bei 39 Geburten pro 1000 Einwohner und einer Sterberate von 6,1 pro 1000 Einwohner braucht man kein Rechenkünstler zu sein um zu sehen, dass sich hier eine Katastrophe anbahnt. Und die Werte für ganz Süd -und Ostafrika sind auch nicht viel besser. Was wir also zurzeit an Flüchtlingsströmen in Europa sehen ist nur der Anfang.
Die Geschichte Tansanias ist sehr reich und vielfältig. Es war ein wichtiger Handelsplatz für Sklaven und Elfenbein und wurde später von verschiedenen europäischen Mächten kolonisiert. Tansania erlangte 1961 seine Unabhängigkeit von Großbritannien.
Gleich hinter der Grenze treffen wir auf eine andere Welt und es sieht so aus als wären wir im richtigen Afrika angekommen. Motorrad Taxis und dreirädrige Bajarjas die wir aus Asien als TukTuks kennen, bevölkern die Straßen und sorgen für ein unübersichtliches Gewusel. Hinzu kommen unzählige LKWs, denn wir sind auf der Haupttransitstrecke von der Grenze nach Daressalam. Die Straße ist zwar deutlich besser als in Sambia, dafür ist die Dichte der Polizeikontrollen um ein Vielfaches höher. Es empfiehlt sich die 50km/h in den Ortschaften und die 80km/h für über 3,5to peinlichst genau einzuhalten, denn die Hinterhalte sind vielfältig und sehr kreativ. Aber es nutzt nicht wirklich was, denn auch wir werden irgendwann raus gewunken. Eine nette Dame zeigt mir auf ihrem Handy ein Bild von MOMO mit einer Radarmessung von 93km/h. Ich wusste bis jetzt nicht, dass unser Auto so schnell fahren kann. Wie auch immer das zustande kam, alles lamentieren hilft nix und die Killerargumention ist dann, dass wir ja mitkommen können zum nächsten Polizeirevier. Das ist allerdings 10km entfernt und erst am Montag wieder offen. Sie bleibt hartnäckig und wir haben irgendwann keine Lust mehr und bezahlen 10 Euro, alles ganz ordentlich und mit Quittung. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h arbeiten wir uns vorwärts. Bei jeder kleinen Steigung zieht ein LKW, der mit 8km/h den Berg hochkeucht, eine endlose Autoschlange hinter sich her. Das veranlasst die Busfahrer in Kamikaze Art von Lücke zu Lücke zu springen und mehr als einmal wird es sehr eng. Nach knapp 100km habe wir fürs Erste genug und steuern die Utengele Lodge an. Die haben eine leckere Küche mit guten Currys und Pizzas und hier erholen wir uns erstmal 2 Tage bevor wir uns wieder dem zweifelhaften Vergnügen der Transitstrecke ausliefern.
Wir wollen an den indischen Ozean und bis dahin sind es gut 1000km quer durchs Land. Auf einer Farm decken wir uns unterwegs mit frischem Gemüse ein und in Iringa übernachten wir bei Mama Iringa, einer Italienerin die hier seit 19 Jahren lebt und ein Restaurant vom Feinsten betreibt. Mit dem Mototaxi geht’s in die Stadt und wir tauchen ein in afrikanisches Leben. Wir bummeln über den Gemüsemarkt und essen eine Kleinigkeit zu Mittag in einem Taubstummen Cafe. Dann machen wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt. Aber sowas gibt es hier nicht wirklich. Die kleinen Läden sind spezialisiert auf ein paar Produkte und so muss man sich in verschiedenen Shops das zusammen suchen was man so braucht. Also quasi wie bei uns in den 60er Jahren bevor die Supermärkte sich breit gemacht und die Tante Emma Läden verdrängt haben. Abends essen wir fürstlich bei Mama Iringa und fühlen uns wie beim Nobel Italiener daheim. Sie hat sogar eine Somelier Wein -und Champagner Karte und das Essen ist einfach großartig.
Nach einem Zwischenstopp in der Swiss Lodge in Mikumi mit Züricher Geschnetzeltem zum Abendessen geht es am nächsten Tag weiter. Wir durchqueren den Mikumi NP, den einzigen Park in Tansania den man per Transit kostenlos durchqueren darf. Anhalten und fotografieren ist strengstens verboten und das Überfahren eines Wildtieres kostet richtig Geld. Eine Giraffe z.B. $15000 und ein Löwe $4900. Wir sehen einige Giraffen und Buschböcke direkt neben der Straße und ein paar Elefanten in der Ferne.
Unser Ziel ist Bagamoyo am indischen Ozean. Hier bleiben wir ein paar Tage in der Travellers Lodge die von einem Deutsch-Südafrikanischen Paar seit 1994 betrieben wird. Unter Palmen und das Meer in Sichtweite lässt es sich gut aushalten. Wir sind nun auf dem 6. Breitengrad und nicht mehr allzu weit vom Äquator entfernt. Das Klima ist tropisch mit 30 Grad tagsüber und 22 Grad nachts. Die Bevölkerung ist überwiegend Muslimisch und mehrmals am Tag ruft der Muezzin zum Gebet. Bagamoyo war im 19ten Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für den Sklavenhandel. Nach der Entdeckung Afrikas durch die Europäer war sie für ein paar Jahre die Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika bevor der Status an Daressalam übertragen wurde. Heute zeugen nur noch ein paar Ruinen vom einstigen Glanz des Ortes und die historischen Gebäude sind dem Verfall preisgegebenen.
Tansania ist ein riesiges Land und dementsprechend viele Kilometer müssen zurückgelegt werden um von A nach B zu kommen. Die Straßen sind zwar weitgehend gut, aber die vielen LKWs und die ständige Präsens der Ordnungshüter erlaubt nur eine Durchschnittsgeschwindigkeit von weniger als 50km/h. Es dauert also seine Zeit bis wir in Moshi sind und einen ersten Blick auf den Kilimanjaro, den höchsten Berg Afrikas, werfen können. Der hüllt sich allerdings in Wolken und trotz Premier Lage haben wir kein Glück. Wir parken um aber das nutzt erstmal auch nichts. Doch dann am dritten Tag haben wir stahlblauen Himmel und der Berg erstrahlt in seiner ganzen Pracht. Zum Abschluss dieses perfekten Tages gibt es Cocktails und Live Musik in der Bar vom Campground, und die drei Jungs von der Band sind auch noch richtig gut.
Weiter geht’s nach Arusha, dem Touristen Hotspot für Game Drives in die Serengeti. Wir haben allerdings nicht vor die horrenden Preise für einen Gamedrive zu bezahlen und treffen uns stattdessen mit den beiden Schweizern Esther und Rolli mit denen wir zuletzt 2013 in Argentinien einen netten Abend verbracht haben. Wir freuen uns sie nach so langer Zeit wieder zu sehen und verbringen eine schöne Zeit miteinander. Der Campground hat auch ein kleines Masai Museum und einen Snake Park wo man alle todbringenden Schlangen die es im südlichen Afrika gibt aus sicherer Entfernung anschauen kann.
Nach zwei Tagen geht es weiter nach Kenia. Der Grenzübergang ist in einer knappen Stunde erledigt und wir fahren noch weiter bis zum Campground Jungle Junction in Nairobi. Dort treffen wir Sabine & Martin die im April 22 von Deutschland aus aufgebrochen sind und nun, nach einer Tour durch den mittleren Osten, mit ihrem Landrover gerade ihre Afrika Tour von Mombasa aus gestartet haben. Kurzerhand beschließen wir gemeinsam in den Nationalpark Maasai Mara zu fahren. Dort findet jedes Jahr im Juli und August die große Migration der Gnus statt und das wollen wir uns anschauen. Die Maasai Mara bildet zusammen mit der Serengeti ein 25 Tausend Quadratkilometer großes Schutzgebiet in dem sich die Tiere ungehindert bewegen können. Wir quartieren uns auf dem Campground der Münchnerin Gertie ein. Der liegt praktisch direkt neben dem Eingangstor zum Park. Zu viert mieten wir uns einen Jeep mit Fahrer und morgens um sechs Uhr geht es los. Die ersten Heißluftballons steigen auch schon auf und die Landschaft ist so wie man sich Afrika vorstellt. Eine riesige Savanne mit hohem ockerfarbenem Gras, aufgelockert nur durch ein paar einsame Bäume und Herden mit Tausenden von Gnus und Zebras. Ein ideales Versteck für die Raubkatzen die gut getarnt auf Beute lauern und nun nach der Nacht mit vollgefressenen Bäuchen im Schatten liegen und faulenzen. Das absolute Highlight der Migration sind die Flussüberquerungen. Hier ist es der Mara Fluss und wir bringen uns am Ufer in Position um uns das Schauspiel anzuschauen. Leider sind wir nicht die einzigen und da es keine richtige Kontrolle durch Ranger gibt kämpft jeder Fahrer mit seinen Gästen um den besten Platz an der Abbruchkante zum Fluss, und das mit gut 50 Fahrzeugen. Wir stehen eigentlich ideal aber immer wieder fahren die Jeeps völlig unmotiviert in einer riesigen Staubwolke auf die Tiere zu, versperren ihnen den Weg und veranlassen sie zum Rückzug. Das Ganze gleicht eher einer Treibjagd mit Landrovern und hat mit Tierbeobachtung absolut nichts mehr zu tun. So hat am Ende keiner was davon und nach gut zwei Stunden Wartezeit gehen wir lieber wieder andere Tiere anschauen. Wen die Migration interessiert und wissen will wie das aussieht kann sich hier ein YouTube Video anschauen. Am Ende des 12-stündigen Gamedrives haben wir Löwen, davon alleine ein Rudel mit 14 Tieren, Elefanten, einen Leoparden und einen Gepard der gerade seine Beute bewacht, gesehen. Aber absolut einzigartig sind die riesigen Gnu -und Zebra Herden die mit gut drei Millionen Tieren das ganze Jahr über im Uhrzeigersinn dem Futter folgen.
Auf dem Campground treffen wir noch Steffi & Tino die mit einem VW Bus unterwegs sind. Nach 12 Stunden durchrütteln beim Gamedrive brauchen wir nun dringend mal einen Tag Pause und verbringen einen schönen Abend zu sechst mit Lagerfeuer, Leberkäs und Würstchen. Zusammen mit Sabine & Martin fahren wir weiter zum Naivasha Lake gut 80km östlich von Nairobi. Der liegt malerisch auf 1900m und wir stehen direkt am Wasser, endlich mal staubfrei und auf Gras. Leider kann man nicht schwimmen, es sei denn man möchte nähere Bekanntschaft mit Hippos machen die direkt vor unserer Nase im Wasser planschen.
Den schönen Grasplatz nutzen wir um das Fahrzeug für die Verschiffung vorzubereiten. Sicher habt ihr euch schon gewundert warum wir die letzten Wochen im Schnelldurchgang absolviert haben, aber wir haben uns entschlossen vom Mombasa nach Genua zu verschiffen und so geben wir MOMO am 7. August am Hafen ab und machen danach noch zwei Wochen Urlaub in Sansibar. Wie es uns dort ohne MOMO gefällt erfahrt ihr dann im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen.
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Margit (Montag, 07 August 2023 11:37)
Wieder ein toller, informativer Bericht. Die Fotos sprechen für sich. Schöne Tage in Sansibar.
Liebe Grüße vom Bodensees
Susanne Sodemann (Montag, 07 August 2023 11:46)
Hallo ihr 2,
ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos, vor allem die von der Massai Mara gefallen mir besonders gut. Es werden Erinnerungen an meine Reise nach Tansania 1995! wach. Das Leben scheint sich nicht wirklich verändert zu haben, nur die Straßen sehen heute besser aus.
Weiterhin eine glückliche Reise wünscht euch Susanne von der Ostsee
Christina W. (Montag, 07 August 2023 11:50)
Toller Bericht!!
Ich merke, wie mir beim Lesen das Herz pocht. Ich hab gannnnnz schlechte Nerven! �
Ich wünsche Euch weiter eine schöne Zeit! ���
prembert@online.de (Montag, 07 August 2023 14:02)
Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag lieber Manfred von Peter und Elke
Weiterhin viel Spaß auf Eurem Trip !!!!
Ruth Köppel (Montag, 07 August 2023 14:23)
Wie immer: superguter Bericht! Herzlichen Dank
Werner und Christine (Montag, 07 August 2023 18:09)
Liebe Karin und Manfred,
einfach wieder ein wunderbarer Bericht über Tansania und Kenia. Die Beschreibung der Straßenkontrollen lassen ja Schlimmes befürchten. Eure Tiersichtungen sind einmalig, aber auch die die Markt- und Alltagsszenen sind toll und ganz anders als es in Südafrika oder Namibia der Fall ist. Wir freuen uns schon auf Tansania. Hoffentlich haben wir im November ebenfalls so schönes Wetter wie ihr. Alles Gute für's Verschiffen des Womos, so dass ihr es wieder unversehrt in Genua abholen könnt.
Lg Werner und Christine
Eva (Mittwoch, 09 August 2023 08:56)
Hallo ihr Lieben,
wieder einmal ein wunderbarer Reisebericht !
nachtäglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag , Manfred !!
Gute Reise !
Eva & Michael