Auf Straßen die wie mit dem Lineal gezogen über hunderte von Kilometer führen geht es bis nach Aus. Dort legen wir auf dem Klein Aus Vista Campground einen Übernachtungsstopp ein und machen eine schöne Wanderung zu einem Aussichtspunkt in den Felsen mit Blick auf die unendliche Weite des Namib-Naukluft NP. Hier gibt es tatsächlich noch eine gut 100 Tiere große Herde von Wildpferden die hier in dieser unwirtlichen Gegend ihr Dasein fristen und sich mit den widrigen Bedingungen arrangiert haben. In den Sand hat jemand mit Steinen ein Pferd gezeichnet das man von oben aus 600m Höhe sehr gut erkennen kann.
Dann geht es schnurgerade weiter nach Lüderitz, von 1400m bis runter auf Meeresniveau, immer entlang der Bahnschienen. Als erstes müssen wir unsere warmen Jacken rausholen denn hier bläst immer ein heftiger kühler Wind und abends wird es empfindlich kalt. Der Zeltplatz ist etwas außerhalb auf der Shark-Island Landzunge und dort kommt der Wind auch noch ungebremst direkt vom Meer. In Lüderitz ist alles Deutsch. Das geht bei den Straßennamen wie Nachtigall- oder Bismarckstraße los und geht bei den Menschen weiter, die oft akzentfrei Deutsch sprechen. Bei einem Bummel durch den Ort fühlt man sich zurückversetzt in eine Deutsche Stadt in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die Restaurants sind auch nicht zu verachten und wir können Karins und Pit’s Geburtstag in schöner Umgebung ausgiebig feiern.
Das Kreuzfahrtschiff AIDA macht einen Stopp in Lüderitz und die Stadt ist voll. Daher nutzen wir den Tag für einen Ausflug auf die Lüderitz Halbinsel und zum Diaz Point wo der Portugiese Bartholomeu Diaz auf der Suche nach Schutz vor der stürmischen See 1487 zum ersten Mal anlandete. Die Rundfahrt geht über gut 40 Kilometer, vorbei an schönen Buchten mit Flamingos und einer Landschaft wie auf dem Mond. Auf dem Rückweg tanken wir und haben Mitleid mit dem Tankwart, der hier in ständigem Wind stehen muss, und erfreuen ihn mit einer Goretex Jacke von Manfred.
Nur 10km vor Lüderitz wurde in Kolmanskop 1908 der erste Diamant im Wüstensand gefunden was ein beispielloses Diamantenfieber auslöste in deren Folge einige wenige Leute sehr reich wurden. Noch heute ist das gesamte Gebiet von Lüderitz bis nach Oranjemund Sperrgebiet, immerhin ein Gebiet von gut 1200km Küstenlinie und fast 400km bis ins Landesinnere. Kolmanskop ist seit 1950 unbewohnt und heute eine Geisterstadt die langsam aber stetig von der Wüste zurückerobert wird. Gut erhalten ist die Kegelbahn vom Kegelclub „Gut Holz“ aus dem Jahr 1927 und die Turnhalle mit alten Geräten die wir noch aus unserer Schulzeit in den 60er Jahren kennen. Die restlichen Häuser wie Bäckerei, Schlachterei, das Haus des Minenverwalters und andere sind von außen noch ganz ansehnlich, aber innen oft „vom Winde verweht“. Der Rundgang mit Führung dauert gut 2Std und es macht Spaß die über 100 Jahre alten Relikte anzuschauen.
Die 100 Kilometer bis Aus müssen wir nun wieder zurückfahren denn nach Lüderitz führt nur eine Stichstraße. Das ganze Gebiet links und rechts der Straße ist Sperrgebiet und darf nur mit einem speziellen Permit betreten werden. Die Security versteht da bei Verstößen keinen Spaß. Man(ni) könnte ja ein paar Diamanten im Sand finden. In den Kolmanskop Zeiten mussten die Arbeiter Rizinusöl trinken wenn sie in Urlaub wollten, und dann zwei Tage unter Aufsicht warten bis klar war, dass keine Diamanten auf einem nicht ganz sauberen Weg nach draußen geschmuggelt wurden.
Gleich hinter Aus beginnt die C23 und dann weiter die D707 die durch die Tiras Berge führen. Eine der schönsten Landschaften Namibias mit riesigen Farmen die oft auch ein paar Campingplätze zum Übernachten anbieten. Dort lernen wir auf der Tiras Farm Frau Koch kennen die uns zu einer sehr interessanten Führung über die Farm mitnimmt. Sie ist Deutschstämmig und mit ihren 76 Jahren ein wandelndes Botanik Lexikon. Wir lernen wie sich die Gräser mit Sporen am Stängel davor schützen, dass Ameisen nach oben klettern und an die Samen kommen und Baumsamen sich in Felsspalten einnisten und von dort nach unten wachsen. Die Farmen müssen alleine deshalb so riesig sein, weil es 36ha Fläche braucht um ein Rind ein Jahr lang zu ernähren. Allein die Länge des Zauns ist fast 100 Kilometer. Der Campground ist sehr schön angelegt mit einer Aussichtsterrasse für den optimalen Sonnenuntergang.
Gut 60 Kilometer weiter kommt schon die Namtib Lodge zu der man erstmal 12 Kilometer eine Stichstrasse von der Mainroad fahren muss, alles auf Farmgelände versteht sich. Belohnt wird man mit einer herrlichen Umgebung in totaler Einsamkeit. Tolle Sonnenuntergänge und Streulichtfreier Sternenhimmel garantiert.
Weiter geht’s auf einer der schönsten Strecken in Namibia bis zur Kronenhof Lodge. Auf einem Farmgelände von 18.000h gibt es zwei Campgrounds, jeder mit eigenem Pool und einigen Bungalows rund um das Restaurant. Das Haupthaus ist im Alpenstil gebaut und passt nach unserem Empfinden nicht wirklich in die Landschaft, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Auf dem Gelände gibt es jede Menge Wild und sogar einige Giraffen die neugierig abends zu Besuch kommen. Im Restaurant lassen wir uns Oryx Schnitzel und Fassbier schmecken und freuen uns, dass es auch mal wieder die Gelegenheit gibt Wäsche waschen zu lassen.
Unsere nächste Station ist Sossusvlei, eines der Top Highlights im südlichen Namibia. Wir übernachten am Parkeingang und am Morgen fahren wir um 6 Uhr die 60 km bis zum Parkplatz. Von dort geht es nochmal 5 km mit einen Allrad Shuttle bis wir die Attraktion erreichen. Sossusvlei ist ein Dünengebiet von gigantischen Ausmaßen und mittendrin sind immer mal wieder ausgetrocknete Salzpfannen (Vlei) mit aus dem Sand ragenden abgestorbenen Kameldornbäumen. Mit entsprechender Kondition kann man bei mehr als 35 Grad und gnadenloser Sonneneinstrahlung auf die bis zu 300m hohen Dünen klettern. Von oben bieten sich dann fantastische Ausblicke. Wir laufen bis um die Mittagszeit herum, aber dann hat sich der Sand aufgeheizt und zusammen mit der Hitze von oben wird es einfach zu heiß, so dass selbst ein Schakal Schatten unter unserem Auto sucht. Kurz vor dem Ausgang vom Park schauen wir uns noch den Sesriem Canyon an, aber auch dort ist es jetzt brütend heiß und der Besuch fällt dementsprechend kurz aus.
Mit einer kurzen Mittagsrast in Solitaire geht es weiter bis zum Gecko Camp das von einem jungen deutschen Paar bewirtschaftet wird. Auf dem 6000ha großen Gelände verteilen sich einige Zeltplätz und mehrere Bungalow Zelte. Der Sonnenuntergangsausblick vom Restaurant in die Ebene ist fantastisch und der Pool sehr erfrischend.
Nur 60 km weiter bleiben wir einen Tag im Rostock Ritz hängen. Der Pool, der sich um die Lodges gruppiert, ist einfach zu einladend und wir verbummeln den Nachmittag dort, bevor wir im 7km entfernten Campground die Nacht verbringen. In der weiten Ebene sehen wir immer mal wieder Gnus, Zebras und Oryx.
In Sesriem haben wir uns bereits ein Permit für die Fahrt durch den Naukluft NP geholt und verlassen nach dem Kuiseb Canyon die Hauptpiste nach Walvis Bay und biegen ab zum Mirabib Campground. Die Piste ist allerdings seit Monaten nicht mehr von einem Radlader geschoben worden und schüttelt uns und das Auto kräftig durch, bis wir nach einer guten Stunde den 30km entfernten Campground erreichen. Nach der Tortur brauchen wir erstmal Erholung und bleiben zwei Tage. Die Plätze gruppieren sich malerisch um einen großen Felsen mit Blick in die endlose Ebene wo sich am Horizont die roten Dünen erheben. Der Felsüberhang gibt uns bis zum späten Nachmittag Schatten und abends am Lagerfeuer kann man sich gut vorstellen wie vor 10.000 Jahren die Buschmänner hier gelagert und, wie wir, in den Sternenhimmel geschaut haben.
Wir fahren wieder zurück zur Mainroad wobei wir für die 30 km eine gute Stunde brauchen. Dann geht es zügig auf einer guten Piste weiter bis zum Vogelfederberg, ebenfalls im Naukluft NP. Der primitive Campground hat einige Plätze die sich rund um den Felsen gruppieren. Außer starkem Wind, endloser Wüste und gnadenloser Sonne gibt es hier nichts, aber wir wollen noch einmal die Einsamkeit genießen, bevor es wieder in die Zivilisation geht.
Mit Walvis Bay erreichen wir die drittgrößte Stadt Namibias. Nach der brütenden Hitze der vergangenen Tage empfangen uns ein kühler Wind und Temperaturen um 20 Grad. Nachdem wir uns in einem netten Fischrestaurant an der Waterfront ausreichend gestärkt haben fahren wir zur Lagune im Süden der Stadt um uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Der ganze Bereich ist ein riesiges Vogelschutzgebiet und unzählige Flamingos und tausende Seevögel sind in dem seichten Wasser unaufhörlich auf Nahrungssuche. Auf einer Fläche von 5000ha wird seit den 60er Jahre Salz abgebaut und schon von weitem sieht man die riesigen Salzberge. Leider weht ein sehr heftiger Wind und mit der Übernachtung wird das nichts. Wir fahren zurück in den Ort und stellen uns halbwegs windgeschützt an den Straßenrand in einem Wohngebiet.
Am Morgen fahren wir weiter nach Swakopmund und richten uns dort auf dem Zeltplatz „Alte Brücke“ für die nächsten Tage häuslich ein. Mehr „Deutsch“ als in Swakopmud geht in einer ausländischen Stadt kaum. Beim Bummeln durch den Ort wähnt man sich eher in einer deutschen Stadt in den 70er und 80er Jahren, als im südlichen Afrika. Wir besichtigen das Kristallmuseum und das historische Museum an der Mole und zwischendurch genießen wir den fangfrischen Fisch in den zahlreichen Restaurants. So bleibt die MOMO Küche meistens kalt. Seit langem gibt es auch mal wieder ein halbwegs stabiles Internet was angesichts der bevorstehenden WM in Katar ein wichtiges Kriterium ist. Naja, Manni’s Unterstützung hat leider auch nichts genutzt und die weitere Reise können wir nun etwas entspannter angehen, da die Ko Runde nun bekanntlich ohne uns stattfindet, und die Suche nach einem stabilen Internet in der Einsamkeit damit hinfällig geworden ist.
Die „Big 5“ haben wir ja schon gesehen, aber in der Wüste gibt es auch noch die „Little 5“ die man aber nicht so ohne weiteres sieht. Mit einem Guide geht es in den Wüstengürtel rund um Swakopmund und mitten im Nichts fängt er dann an im Sand zu graben. Und tatsächlich findet er eine Sidewinder Schlange, zwei Echsen, ein Chamäleon und einen Käfer der dann als Futter für das Chamäleon herhalten muss. Davon gibt es auch einen kleinen Clip in der Video Abteilung, hier. Nebenher wird dann auch noch im Rallye Modus mit dem Jeep die Dünen rauf und runter gefahren. Ein sehr schönes Erlebnis.
Eine Bootstour in der Lagune von Walvis Bay darf natürlich auch nicht fehlen. Die Tour startet im Hafen und gleich nach der Abfahrt kommt schon der erste Pelikan angeflogen und landet praktisch zwischen uns. Weitere folgen in kurzem Abstand. Offensichtlich wissen die genau, dass um 9 Uhr das Boot ablegt und es dann was zu fressen gibt. Die Pelikane werden dann von Seerobben abgelöst die aufs Boot springen und sich zum Fotografieren in Pose setzen. Weiter draußen sehen wir dann Wale und Delfine und eine große Robbenkolonie. Zu Mittag gibt es ein kleines Buffet auf dem Boot mit frischen Austern und anderen Leckereien. Ein rundum gelungener und lohnenswerter Ausflug.
Nach fast zwei Wochen verabschieden wir uns von Swakopmund und fahren wieder hinaus in die Wüste. Unser Ziel ist die Mondlandschaft und tatsächlich, wie aus dem Nichts erheben sich plötzlich Berge aus der endlosen Weite der Wüste und es sieht in der Tat aus wie auf dem Mond. Da waren wir zwar noch nicht mit MOMO, aber so ungefähr wird es da wohl aussehen. Mitten in dieser grauen Steinwüste liegt die Oase Goanikontes, ein malerisches Fleckchen Erde in einem grünen Flusstal.
Eigentlich wollten wir über den Bosua Pass nach Windhoek, aber der war wegen einem Radrennen gesperrt. Wir planen kurzerhand um und fahren zur Spitzkoppe wo wir mitten in der großartigen Felsenlandschaft übernachten und den Vollmond bewundern können.
Die Spitzkoppe hat leider den Nachteil, dass es tagsüber zu dieser Jahreszeit ziemlich heiß wird und es keinerlei Schatten gibt und die Weihnachtsdeko zum dritten Advent gibt es bei 40 Grad.Die Suche nach etwas Abkühlung gestaltet sich allerdings schwierig. Deshalb fahren wir auf die Ameib Farm und treffen uns dort mit Verena & Wolfi, mit denen wir in Südafrika schon einige Zeit verbracht haben. Dort gibt es zwar ein paar kleine Bäume die etwas Schatten spenden und sogar einen Pool, aber alles ist ziemlich lieblos gestaltet und gefällt uns nicht wirklich. Immerhin reicht es für einen netten Abend mit Verena & Wolfi’s "Holzofenpizza" vom Feinsten. Nach einer Nacht stellen wir uns ein paar Kilometer weiter in ein ausgetrocknetes Flussbett und verbringen dort ein paar schöne Tage miteinander. Abends jagen wir Spinnen und Skorpione die von unserem Lagerfeuer angelockt werden.
Für uns geht es nun zurück nach Windhoek wo wir unser Fahrzeug für einige Zeit abstellen und nach Hause fliegen. Im Frühjahr 2023 werden wir gleich zweimal Großeltern. Das wollen wir natürlich nicht verpassen. Daher fällt der Heimaturlaub etwas länger aus als gewohnt und wir setzen unsere Reise in Afrika erst Mitte April 2023 fort. Bis dahin müsst ihr mit den vorhandenen Reiseberichten, Bildern und Videos Vorlieb nehmen. Im Mai 2023 könnt ihr euch dann auf Namibia Teil 3 freuen. Wir wünschen allen unseren Lesern, Freunden und Reisebekannten ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.
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Ruth und Fredy (Dienstag, 20 Dezember 2022 14:07)
Danke vielmal für den tollen Bericht und die schönen Fotos.
Im Herbst sind wir dann auch dort.
Euch einen schönen Heimaturlaub
Liebe Grüße aus der Schweiz
Ruth und Fredy
Manni 2 (Dienstag, 20 Dezember 2022 19:50)
Tolle Bilder, super Bericht. Danke und schöne Weihnachten wieder daheim.
Peter und Elke (Dienstag, 20 Dezember 2022 22:18)
Toller Bericht ( wie immer !!! ). Frohe Festtage und alles erdenklich Gute für
das kommende Jahr. Schöne Urlaubstage in der Heimat !!!!!!!
Liebe Grüße aus Hainburg
Margit (Mittwoch, 21 Dezember 2022 23:09)
Tolle Fotos, interessante Berichte,
hat wieder Spaß gemacht.
Viel Freude in der Heimat und
ein schönes Weihnachtsfest mit der Familie.
Grüße Margit
Rolf (Sonntag, 25 Dezember 2022 18:49)
Echt toll, und sehr unterhaltsam zum lesen. Schöne Weihnachten und genießt zwischendurch die Heimat.
LG Sigi und Rolf