Stellenbosch, Franschhoek und Paarl sind klangvolle Namen die das Herz jeden Weinkenners höherschlagen lässt. Auf dem Weg dorthin besuchen wir das wunderschöne Weingut Vergelegen in herrlicher Lage und stimmen uns schon mal auf die kommenden Tage ein.
Viele Möglichkeiten zu campen gibt es in der Weingegend nicht und wir gehen ins Berg River Resort südlich von Paarl. Der Campground liegt am Fluss und ist strategisch günstig gelegen für unseren kommenden Weinmarathon. Wir treffen dort Ebi mit dem wir schon länger über die sozialen Medien Kontakt haben. Er bereist Afrika schon seit Jahren und ist zurzeit alleine unterwegs da seine Frau die Eltern in Deutschland besucht. So machen wir dann in den nächsten Tagen die Gegend zu Dritt unsicher. Mit dem Uber Taxi kommt man bequem von A nach B und schon sitzen wir bereits morgens gegen 11 Uhr bei unserer ersten Weinprobe. Fünf Weine stehen zur Wahl und jedes Glas wird großzügig eingeschenkt, also ca. ein gutes Achtel. Kein Wunder, dass die Stimmung steigt und sehr beschwingt laufen wir ein paar Hundert Meter zu Fuß zum nächsten Weingut. Dort gönnen wir uns die Exklusiv Weinprobe mit Häppchen und acht Weinen. Gegen Abend besuchen wir dann noch den Nachtmarkt im Weingut Boschendal und kehren danach, sehr zufrieden mit dem Tagesverlauf, zurück zu unserem Auto.
Am nächsten Tag lassen wir es etwas ruhiger angehen und starten mit einem leckeren Mittagessen im Weingut Noble Hill. Wie der Name schon vermuten lässt ist es in der Tat nobel in einem sehr ansprechenden Ambiente und wir essen ein köstliches Fischgericht. Für die Weinverkostung fahren wir dann zum Weingut Plaisir de Merle. Für viel mehr reicht die Energy heute nicht und wir sind beizeiten wieder am Auto. Am dritten Tag verlässt uns Ebi und wir ziehen alleine los. Es ist Sonntag und fast 40 Grad heiß. Ein Uber Taxi ist nicht zu bekommen. Wir vermuten, dass die am Wochenende wohl selber Weinprobe machen. Nach einer Stunde vergeblicher Bemühungen bietet uns ein Camping Dauergast an, uns zu fahren. Heute ist uns eher nach Pizza und Bier, aber auf diese Idee kamen wohl heute noch mehr Leute. Am frühen Nachmittag beschließen wir daher den Tag lieber bei einem kühlen Bad im Fluss ausklingen zu lassen. Leider haben wir wieder das Uber Problem, aber die Managerin des Weinguts arrangiert kurzerhand eine Fahrt mit einer Mitarbeiterin die uns zurück zum Campground bringt.
Auf dem Weg ans Kap fahren wir noch kurz an einer Werkstatt vorbei wegen einer Bremskontrollleuchte die unmotiviert angeht. Die Reparatur zieht sich und irgendwann am Nachmittag vermutet man einen defekten Schalter der bestellt werden muss. Kurzerhand beschließen wir unseren Kapstadt Besuch vorzuziehen, da wir das Auto bequem in der Werkstatt stehen lassen können. Wir reservieren ein Hotel im Stadtzentrum und werden sogar von einem Mitarbeiter der Werkstatt hingefahren. Wir sind direkt in der Fußgängerzone nicht weit von der Long Street und können von dort aus viele Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. Für heute reicht unsere Energy noch für einen kurzen Fußmarsch in ein leckeres Steakhaus um die Ecke. Dann ist es genug für heute.
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt und Kapstadt im europäischen Winter ein beliebtes Ziel. Es ist aber auch eine Stadt der Gegensätze und die Schere zwischen arm und reich klafft weit auseinander. Aufgrund von starker Security Präsens kann man sich tagsüber in der Innenstadt mehr oder weniger sorglos bewegen. Nach Einbruch der Dunkelheit wird aber dringend empfohlen sich auch für kurze Strecken besser ein Taxi zu nehmen. Die Innenstadt um die Waterfront ist das Kapstadt der Weißen und die der jungen vermögenden Stadtbevölkerung die es aus der Armut herausgeschafft haben und dies auch gerne zeigen. Da wird dann schon mal am Mittag in großer Runde Champganer für 150 Euro die Flasche im Nobelrestaurant an der Waterfront konsumiert um anschließend im Ferrari, oder der Stretch Limousine das nächste Ziel angesteuert. Das andere Kapstadt sind die Township die sich südlich und südöstlich um die Stadt erstrecken und wo gut 3,5 Millionen Menschen in bitterer Armut in der Hoffnung auf Arbeit leben.
Am Morgen gehen wir zu Fuß los zur Stadtbesichtigung. Gleich um die Ecke ist das malayische Bo-Kaap Viertel mit den schönen bunten Häusern die man auf den Postkarten von Kapstadt sieht. Von dort geht es weiter bis an die Waterfront. Das Hafenviertel wurde in der 1990er Jahren komplett neu gestaltet und ist heute das Zentrum des touristischen Kapstadts. Hier reihen sich Restaurant, Bars, Supermärkte und Shops aneinander und bieten alles was das vermeintliche Touristenherz begehrt. Wir bummeln rum und nutzen das gute Licht zum Fotografieren.
Mit einem Auge schielen wir immer mal wieder zum Tafelberg der sich bis zum Mittag in Wolken hüllt und dann aber binnen einer halben Stunde in vollem Glanz und wolkenlos erstrahlt. Wir nehmen ein Uber Taxi bis zum Parkplatz und von dort dann die Seilbahn hinauf auf knapp 1100m. Oben erwartet uns eine fantastische Rundumsicht und wir halten uns gut zwei Stunden dort auf und laufen die Spazierwege ab.
Anschließend besuchen wir noch das Holocost Museum. Das einzige Zentrum dieser Art das den Holocost in Europa und an Rassismus und Diskriminierung in Südafrika erinnert. Den Abend verbringen wir in einem guten Fischrestaurant an der Waterfront.
Heute früh regnet es und so gehen wir erst gegen Mittag an die Waterfront und kaufen uns Karten für einen Besuch von Robben Island am nächsten Tag. Das Zeitz Mocca Museum of Contemporary Art ist das größte Museum für Gegenwartskunst in Afrika. Das ehemalige Getreidesilo wurde innen architektonisch zu einem Kunstwerk umgestaltet und beherbergt auf neun Etagen jede Menge Galerien und temporäre Ausstellungen. Die Kunstwerke sind zum Teil recht düster und befassen sich u.a. mit dem Genozid in Ruanda und mit Vergewaltigung und Gewalt.
Gleich nebenan ist das Shimansky Diamanten Museum. Bei einer Führung erfährt man alles über Diamanten die dann in einem großen Verkaufsraum endet der so ähnlich aussieht wie bei Tiffanys in New York. Nachdem Karin einige der guten Stücke nicht mehr hergeben wollte müssen wir nun unsere Weltreise leider etwas abkürzen.
Gegenüber vom WM Stadion ist Mittwochabend Farmers Night Market. Hier kann man schön rumbummeln und an verschiedenen Fressbuden die unterschiedlichsten Gerichte probieren. Dann reicht es uns für heute und wir nehmen ein Taxi zum Hotel.
Um 11 haben wir Karten für die Tour nach Robben Island. Die Insel wurde schon im 17. Jahrhundert als Sträflingskolonie benutzt. Ab 1939 diente Robben Island als Militärbasis, 1961 wurde es wieder zur Gefangeneninsel. Südafrika internierte hier in der Zeit der Apartheid vor allem politische Gefangene, aber auch Kriminelle. 1991 wurde das Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene aufgelöst. Der berühmteste Gefangene war Nelson Mandela der dort 18 Jahre inhaftiert, und nach Abschaffung der Apartheid 1994 der erste schwarze Präsident Südafrikas war. Wir bewegen uns also auf historischen Boden. Die Führungen durch den Gefängniskomplex werden von ehemaligen Häftlingen durchgeführt die die damaligen Haftbedingungen sehr drastisch und authentisch schildern. Unser Führer wurde mit 21 Jahren eingesperrt und verbrachte 5 Jahre dort. Sein einziges Vergehen war seine Mitgliedschaft in der ANC.
Heute machen wir eine Stadtrundfahrt mit dem Hop on/Hop off Bus. Nach einer Fahrt durch die Häuserschluchten der Innenstadt geht es weit hinaus aufs Land bis zum Constantia Weingut. Dort machen wir eine Weinprobe und genießen anschließend in schönem Ambiente ein sehr leckeres Mittagessen.
Beschwingt besteigen wir wieder den Bus der uns über Hout Bay und Camps Bay an der Strandpromenade entlang wieder in die Stadt bringt. Am berühmten Mount Nelson Hotel steigen wir aus und gehen zum Sonnenuntergang am Strand entlang bis zur Waterfront.
Nach fünf Nächten verlassen wir das Hotel und ziehen wieder in unser trautes Heim um. Das Problem mit der Bremsleuchte ist beseitigt und wir können unbeschwert hinunter ans Kap fahren. Bei den bunten Postkartenhäusern in Muizenberg legen wir einen kurzen Fotostopp ein und steuern dann einen Campingplatz in Simonstown an. Dort treffen wir Wolfi & Lucia aus Brunnthal und Ivonne & Rene aus Gross-Gerau. Mit Beiden hatten wir schon per Whatsapp Kontakt und freuen uns sie jetzt auch mal persönlich zu treffen. Beim abendlichen Braai (Barbecue) gibt es viel zu erzählen und die Zeit vergeht wie im Flug.
Ein schöner Fußweg am Strand entlang führt uns zu den Pinguinen an der Boulders Bay. Die vielen Buchten mit den großen Steinen und dem klaren Wasser erinnern uns ein wenig an die Seychellen und ganz mutig tauchen wir zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, im Meer ein.
Gleich nach dem Frühstück geht es die 20km bis zum Kap der guten Hoffnung. Schließlich wollen wir ja am Markierungspunkt ohne Menschauflauf sein und vor 10 Uhr sind die Chancen zu Covid Zeiten sehr aussichtsreich. Das klappt dann auch hervorragend und nach einem ausgiebigen Fotoshooting geht es wieder zurück.
Nun fahren wir an der Westküste hoch bis zu den Cederbergen und von dort quer durchs Land bis nach Johannesburg. Was wir dabei erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen.
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Lucia und Wolfi (Sonntag, 13 März 2022 16:07)
Schön , dass wir Euch in Simons town getroffen haben.
Euer Block ist sehr informativ und super unterhaltsam geschrieben. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung. Viele liebe Grüße von Lucia und Wolfi
Ruth und Fredy Seematter (Sonntag, 13 März 2022 17:48)
Herrlich, diese schönen Bilder und der tolle Text macht uns gluschtig!
Schöne Weiterreise
Elisabeth&Kurt (Mittwoch, 16 März 2022 23:03)
Hallo ihr Lieben
Toll mit euch zusammen nochmals diesen Teil Südafrikas erleben zu können und uns dabei an unsere Reise vor nun bereits sechs Jahren beim Besuch unseres Sohnes zu erinnern.
Herrlich! Vielen Dank!
Margit (Freitag, 18 März 2022 16:00)
Immer wieder super auf der virtuellen Reise mit dabei zu sein.
Liebe Grüße Margit
Monika + Franky (Montag, 28 März 2022 13:11)
Gratulation zu soviel Durchhaltemögen! Waren gleichzeitig am CheckIn in Golden Gate gestern.
Müssen leider nach fast 4 Wochen übermorgen wieder heimfliegen :( Noch viel Spass und
wir werden ab und zu mal schauen wo ihr grade seid und in Gedanken mitreisen :) Wir kennen Südafrika recht gut, haben in 20 Jahren insgesamt unzählige Monate hier verbracht ...