In Frankreich angekommen folgen wir dem Küstenverlauf was mitunter gar nicht so einfach ist. Die Ortsdurchfahrten sind sehr eng und oft gesperrt für mehr als 7,5to. Das müssen wir dann notgedrungen ignorieren und aufs Beste hoffen. Südlich von Bologne-sur-mer beginnt eine riesige Dünenlandschaft wo wir uns für ein paar Tage direkt in den Dünen einen schönen Platz suchen. Der endlose Sandstrand wird bei Ebbe gut 500 Meter breit und legt dabei die Muschelbänke frei die hier auf einer Länge von gut 3km angelegt sind. Jeden Tag werden die Muscheln mit Traktoren und einem speziellen Greifarm von den Stämmen abgepflückt. Überall sieht man auch noch die Bunkeranlagen des Atlantik Walls aus dem zweiten Weltkrieg die die Deutschen hier hinterlassen haben. Hier genießen wir die Einsamkeit und eine Woche nichts tun.
Mit einem weinenden Auge nehmen wir Abschied von unserem schönen Platz in den Dünen und stürzen uns in Berck sur mer ins Hauptsaison Getümmel. Am Strand Boulevard ist kaum ein Durchkommen und alle Restaurants sind gut besucht. Als Attraktion gibt es am Strand eine Robbenkolonie, aber viel mehr ist nicht zu sehen.
In Le Tréport beginnt die Normandie. Wir haben einen schönen Stellplatz oberhalb der Steilküste mit toller Aussicht und können ganz bequem zu Fuß die Treppen hinunter laufen in den alten Fischerort. Für Fußkranke gibt es sogar eine kostenlose Standseilbahn die aber wegen Corona die Fahrgäste nur einzeln befördert. Dementsprechend lang ist auch die Warteschlange. Wir machen einen ausgedehnten Stadtbummel, essen zwischendurch leckere Muscheln á la Normand und schlürfen Austern.
Wir machen einen kleinen Abstecher ins Landesinnere bis nach Jumièges. Dort stehen die Reste einer alten Abtei aus dem elften Jahrhundert die zu Recht als schönste Ruine Frankreichs gilt.
Dann geht es wieder zurück ans Meer nach Fécamp. Schon im 16. Jahrhundert war der Ort der Heimathafen für zahlreiche Schiffe die von dort zu den Kabeljau Fanggründen in Neufundland ausliefen. Unvorstellbar unter welchen Bedingungen die Fischer diese Strecke zurücklegten. Anschließend wurden die Fische in Fécamp gesalzen, getrocknet und gekocht, oder geräuchert. Erst 1987 wurde die Fischerei in Neufundland aus Kostengründen eingestellt.
Wir folgen dem Küstenverlauf bis nach Étretat. Hier findet man die Kreideklippen die auf so gut wie jedem Reiseführer der Normandie verewigt sind. Wir gehen ein paar Tage auf den Campingplatz am Ortsrand und erkunden von dort den Ort und die Umgebung. Bei den vielen stilvollen Restaurants finden wir auch was Schönes um Manfreds Geburtstag zu feiern.
Le Havre umfahren wir großräumig und kommen nach Honfleur. Das alte Hafenbecken gehört zu den am meisten fotografierten Orten der Normandie. Aber auch sonst ist der Ort mit den engen Gassen und alten Fachwerkhäusern sehenswert. Auf dem Wohnmobilstellplatz bekommen wir morgens um 10 gerade noch einen der letzten Stellplätze. So viele Campmobile haben wir schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen.
Die dann folgenden mondänen Badeorte an der Küste schenken wir uns und machen lieber einen Abstecher ins Val d’Auge in der Hoffnung auf weniger Trubel. Hier sind der Calvados und der Käse zu Hause. In L’Éveque besuchen wir den Wochenmarkt und decken uns mit diversen Käsesorten ein, ebenso mit Calvados und Cidre. Bleibt aber immer noch die Suche nach weniger Touristenrummel und tatsächlich werden wir in der Nähe von dem kleinen Ort Pont D’Oulli fündig. Hier wartet ein fast menschenleerer Platz auf uns, direkt am Fluss Orne mit Badestelle an dem wir ein paar Tage bleiben und die Ruhe genießen.
Wir kommen nach Bayeux, einem netten Städtchen dessen Attraktion die Kathedrale und die Tapisserie ist. Der Teppich von Bayeux, gelegentlich auch Bildteppich der Königin Mathilda genannt, ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 Zentimeter hohen Tuchstreifen. Den muss man wohl gesehen haben. Wir haben unser Bestes gegeben, aber bereits am Nachmittag um 16:00 war kein Einlass mehr wegen Überfüllung. Am nächsten Morgen standen wir kurz nach der Öffnung wieder am Eingang zusammen mit vielen anderen die bereits eine gut 300m lange Schlange gebildet haben. Das wollten wir uns dann doch nicht antun und schauen lieber noch den britischen Soldatenfriedhof und die Gedenkstätte für ums Leben gekommene Journalisten an, bevor es weiter an der Küste nach Süden geht.
Bei Omaha Beach betreten wir geschichtsträchtigen und blutgetränkten Boden. Hier haben die Alliierten am 6. Juni 1944 mit einer beispiellosen konzertierten Aktion das Ende des zweiten Weltkriegs eingeläutet. Hier starben binnen weniger Tage über 57.000 Alliierte und 200.000 deutsche Soldaten. Mehr als 150.000 wurden verwundet und über 18.000 werden bis heute vermisst. Demzufolge gibt es jede Menge Gedenkstätten und Museen in denen der D-Day aufgearbeitet und detailliert erklärt wird. Sehr eindrucksvoll ist auch der amerikanische Soldatenfriedhof bei Collevile-sur mer mit über 9000 weißen Marmorkreuzen auf einem immergrünen Rasenteppich. Die Nacht verbringen wir oberhalb von Omaha Beach an der Steilküste mit einem fantastischen Blick auf Pointe du Hoc.
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe kennzeichnen dunkle Granitkreuze und Grabplatten die Gräber von 21.160 Gefallenen. Viele davon wurden nicht älter als 18 Jahre. In Utah Beach schauen wir uns noch ein Museum an, das detailliert die Landung der Alliierten zum Thema hat. Dann reicht es uns mit Tod und Zerstörung und wir lassen die Geschichte hinter uns.
Barfleur, ganz im Norden der Halbinsel, soll eins der schönsten Dörfer der Normandie sein. Naja, das können wir jetzt nicht so ganz nachvollziehen. Da Regen vorhergesagt ist schenken wir uns den Norden oberhalb von Cherburg und das Cap de la Hague und legen ein paar Fahrtage ein. Über Agon-Coutainville geht es weiter die Küste runter bis zum Kloster von Mont Saint Michel. Das auf einem kleinen Berg mitten im Wattenmeer gelegene Kloster wird jährlich von drei Millionen Menschen besucht und gehört seit 1969 zum UNESCO Weltkulturerbe. In dem kleinen Dorf unterhalb des Klosters schieben sich die Menschen dichtgedrängt durch die engen Gassen, in Corona Zeiten ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Ist man oben bei der Abtei angekommen kann man sich in die endlose Schlange zur Besichtigung des Innenlebens einreihen, oder auch nicht.
Kurz hinter Mont Saint Michel verlassen wir die Normandie und kommen in die Bretagne nach Cancale. Dort sind die Austern zu Hause. Im Watt sieht man die großen Austernparks und unaufhörlich werden sie in großen Säcken von Traktoren abtransportiert. An der Uferpromenade werden sie dann an den Verkaufsständen angeboten. Wo sonst gibt es ein Dutzend fangfrische Austern für 6 Euro?
In der alten Korsaren Stadt Saint Malo schauen wir uns noch die eindrucksvolle Stadtmauer an und fahren dann weiter bis Cap Fréhel. Hier sind die Sandsteinklippen gut 70 Meter hoch und das Kap ist mit einer Heide und Torfvegetation überzogen die je nach Jahreszeit ihre Farbe ändert. Wir bleiben ein paar Tage auf einem schönen Campingplatz und machen von dort eine Küstenwanderung und eine Radtour ins Hinterland.
Mit ein paar Übernachtungsstopps und einigen Besichtigungen, unter anderem von einer Hinkelsteinkolonie die Obelix hier wohl kreiert hat, fahren wir ein paar Hundert Kilometer weiter über Quiberon bis zur Ile de Ré. Hier machen wir eine Woche Pause und vertreiben uns die Zeit mit Radl fahren, Austern essen und Nichtstun.
Mittlerweile ist es Ende August und die Temperatur fällt nachts schon unter 14 Grad. Wir haben Lust auf etwas wärmere Temperaturen und entscheiden uns daher nach Sardinien zu fahren. Was wir dabei erleben erfahrt ihr wir dann wie immer im nächsten Blog.
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Karin (Donnerstag, 03 September 2020 07:06)
Hallo ihr Lieben,
das macht ja wirklich Lust auf Frankreich :-)
Gute Fahrt und schönen Aufenthalt auf Sardinien!
LG
Margit (Donnerstag, 03 September 2020 21:55)
Wieder ein schöner Bericht und tolle Fotos. Eine gute Weiterfahrt und bleibt gesund.
Grüße Margit
Gerhard (Freitag, 04 September 2020 12:21)
Letzten Sommer war ich mit dem Wohnmobil in der Normandie. Eure wunderbaren Bilder sind ein herrliches Déja-vue. Euch eine gute und gesunde Weiterfahrt in den warmen Süden. Liebe Grüße
Gas