Salalah ist die südlichste Stadt im Oman und ein beliebtes Ziel der Omanis in den Sommermonaten, wenn nach dem Monsunregen alles üppig grünt und blüht. Durch die Lage am Fuß der Berge ist in der Ebene eine intensive landwirtschaftliche Nutzung möglich. Jetzt, Anfang des neuen Jahres, ist es angenehm warm und die Einheimischen sind weitgehend unter sich.
Wir haben einen wunderschönen Stellplatz direkt am Strand unter Palmen, fast wie in der Karibik. Den kennen wohl auch andere, denn zeitweise sind wir mit fast zehn Overlandern dort. Jeden Abend ab 17:00 zieht sich hier eine endlose Autoschlange entlang. Offensichtlich ist es ein traditionelles Feierabend Vergnügen der Einheimischen hier auf und ab zu fahren und ab und zu im Sand stecken zu bleiben. Aber nach ein paar Stunden ist der allabendliche Spuk vorbei und es kehrt Ruhe ein.
Anziehungspunkt für Touristen ist der Weihrauch Souq. Hier gibt es alles rund um das begehrte Weihrauch Harz in verschiedenen Qualitäten. Sehenswert ist auch der Fischmarkt wo jeden Morgen reger Betrieb herrscht. Unglaublich wie viel Fisch hier angeboten wird. Die Fanggründe in der Umgebung müssen riesig sein. Einen Besuch wert ist auch die strahlend weiße Sultan Qabus Moschee, die sehr aufwendig und geschmackvoll gestaltet ist.
Nach ein paar schönen Stadt -und Strandtagen geht es weiter in Richtung der jemenitischen Grenze. Eine steinige Piste führt uns hinunter zum schönen Strand von Fazayah den wir fast für uns alleine haben. Der weiße Sandstrand, nur unterbrochen von ausgewaschenen Felsformationen, erinnert ein wenig an die Seychellen. Nachmittags kommt doch tatsächlich eine Herde Kamele zum Baden vorbei. Sie fühlen sich sichtlich wohl und trinken sogar das Meerwasser.
Wir fahren noch ein Stück weiter bis 10 Kilometer vor der Grenze zu Jemen. Die Straße führt durch eine tolle Berglandschaft und immer wieder geht es in steilen Serpentinen rauf und runter mit schönen Aussichtspunkten. Dabei passieren wir zwei Militärkontrollen die uns nett und freundlich begrüßen und nach Prüfung der Papiere weiterfahren lassen. Zwischendurch müssen wir mal kurz unseren Auspuff schweißen lassen was von einem Steel Work Shop in einem Dorf am Weg zuverlässig für ein paar Euro erledigt wird. Die Straße bis zur jemenitischen Grenze gibt es erst seit 1989. Vorher war das Gebiet nur zu Fuß, oder mit Boot zugänglich. Die Aussichten unterwegs sind grandios und die Streckenführung ist eine Meisterleistung des Straßenbaus.
Die nächsten Tage ist starker Wind angesagt und das ist in Strand und Wüstennähe nicht lustig. Leider fällt damit auch unser Ausflug in die Wüste flach. Wir geben Gas und fahren mit nur zwei Übernachtungsstopps die 1000 km zurück nach Nizwa. Die Inlandstrecke ist eintönig und führt am Rande der Rub al Khali vorbei, mit 650.000qkm die zweitgrößte Wüste der Erde, nur übertroffen von der Kalahari mit 1,2 Mio qkm. Bei dem Sandsturm kommen wir uns manchmal vor wie „vom Winde verweht“.
Morgens kommt ein Omani an unserem Nachtplatz vorbei, breitet seinen Teppich aus und lädt uns zu Tee und Datteln ein. Er erzählt uns, dass ihn seine Mutter, die gegenüber von unserem Lagerplatz wohnt, angerufen hat, dass er mal vorbeikommen und uns begrüßen soll. Diese Gastfreundschaft ist einfach unglaublich.
Kurz vor Nizwa besuchen wir den Palast in Jabrin, ein Wohnschloss aus dem 17. Jahrhundert das vom Sultan als Sommerresidenz gebaut wurde. 1984 wurde der Palast aufwendig renoviert und in seinen ursprünglichen Zustand gebracht. Entstanden ist eins der schönsten und malerischsten Gebäude im Oman. Beim Gang durch die vielen schön gestalteten Räume fühlt man sich wie in einem Märchen aus 1000 und einer Nacht.
Ganz in der Nähe steht die Festung von Bahla die früher zusammen mit dem Ort von einer sieben Meilen langen Stadtmauer umgeben war. Nachdem die Anlage 1987 als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt wurde, konnten umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Heute ist die Festung von Bahla eine der wichtigsten kulturellen Sehenswürdigkeiten im Oman.
Die nächste Nacht verbringen wir auf dem Plateau des Jebel Akhdar auf 2000m. Bevor es die steile Serpentinenstraße hoch geht muss man unten erstmal eine Militärkontrolle über sich ergehen lassen, warum auch immer. Die Weiterfahrt ist nur mit Allradfahrzeugen erlaubt, weil es sehr steil hochgeht, alle anderen müssen umkehren. Von unserem Stellplatz aus haben wir einen wunderbaren Blick ins Tal. In Sichtweite liegt auch ein Luxushotel das mit Preisen jenseits von $1000 pro Nacht den gleichen Ausblick bietet. Abends wird es richtig kalt und für den Sundowner müssen wir die dicken Jacken rausholen.
Freitags ist Tiermarkt in Nizwa. Wir stellen uns auf den Parkplatz gegenüber und stürzen uns am nächsten Morgen kurz nach sieben ins Getümmel. Die Käufer und Verkäufer reisen von weit her an und transportieren die Tiere auf der Ladefläche ihrer Pickups. In der Mitte des Platzes wird dann ein Kreis gebildet und die Besitzer führen ihre Ware zur Begutachtung herum. Hat man sich über den Preis geeinigt wird der Handel mit Handschlag besiegelt. Außer Tieren wird noch alles Mögliche verkauft und es sieht aus wie bei uns auf einem Flohmarkt. Trotz des Touristenrummels hat man viel von der Ursprünglichkeit bewahren können und es ist eine lohnende Veranstaltung. Einen Besuch wert ist auch das Fort mit seinem monumentalen Festungsturm. Mit einem Durchmesser von 45 Metern und einer Höhe von 35 Metern ist er der mächtigste Turm im Oman und schon von weitem sichtbar. Der Souq ist ganz nett anzusehen, aber weitgehend auf Touristenbedarf ausgerichtet und weniger interessant.
Nach ein paar Tagen in der Einsamkeit in der Nähe von Nizwa bekommt MOMO in Muscat einen Service bei MB und dann geht es nochmal an den Strand. Die Zeit vergeht wie im Flug und irgendwann heißt es Abschied nehmen von unseren lieb gewonnenen Reisefreunden. Nach gut 9 Wochen in denen wir unglaublich viel erlebt und jede Menge Spaß miteinander hatten, trennen sich nun unsere Wege. Reinhard verschifft nach Indien, Susa & Pit fahren über Saudi-Arabien und Israel nach Deutschland und wir verschiffen nach Südafrika. Schön war’s und wir werden euch vermissen.
An der Sawadi Beach genießen wir noch einmal die Ruhe bevor wir weiterfahren nach Sohar. Dort decken wir uns auf dem Fischmarkt mit unserem favorisierten Kingfisch und mit Tuna ein. Auf dem Weg zur Grenze machen wir noch einen Abstecher über eine holprige und steile Piste nach Ain Sabhan zu einer heißen Schwefelquelle. Gebirgswasser kommt hier mit warmem Quellwasser zusammen und bildet ein paar schöne Badepools an denen wir zwei Tage verbringen. Durch die Schwefelablagerungen sieht das Wasser fast aus wie Gletschereis.
Wir verlassen den Oman und überqueren die Grenze bei Al Ain. Wir haben ein unglaublich vielfältiges Land kennengelernt. Endlose weiße Sandstrände im Süden, bis zu 3000m hohe Berge im Norden, die vielen Wadis und natürlich die Wüste. Dazu kommen Offroad Strecken die Mensch und Material alles abfordern und einem des Öfteren den Schweiß auf die Stirn treiben. Nicht zu vergessen die freundlichen und unaufdringlichen Menschen die einen spontan zu Tee und Datteln einladen und einem nie das Gefühl geben unerwünscht zu sein. In Summe ein tolles Land und jederzeit eine Reise wert.
Nun sind wir wieder in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Al Ain ist mit 630.000 Menschen die zweitgrößte Stadt des Emirats Abu Dhabi und war einst eine lebenswichtige Oase auf der Karawanenroute zwischen dem Golf und Oman. Hier gibt es den letzten öffentlichen Kamelmarkt des Landes. Mitten in der Stadt liegt die Al Ain Oasis, ein Palmenhain mit gepflasterten Wegen wo man stundenlang herumbummeln und das angenehm kühle Mikro Klima genießen kann.
Nicht weit davon entfernt liegt das Jahili Fort das in den 80er Jahren aufwendig und mit traditionellen Methoden renoviert wurde. Eine Augenweide ist der Rundturm mit drei Etagen der wie eine überdimensionale Hochzeitstorte aussieht. Insgesamt gibt es in Al Ain 18 historische Festungsanlagen die alle mit Lehmziegeln gebaut sind.
Nachdem wir ja im Süden von Oman in der Wüste „vom Winde verweht“ wurden nutzen wir nun nochmal die Gelegenheit die Wüste ohne starken Wind zu erleben. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem Oldtimer Museum vorbei, ein verrückter Lebenstraum von Scheich Hamid. In einer riesigen Wellblechpyramide stehen über 200 Oldtimer, überwiegend aus USA und Europa. Wie immer in VAE dürfen Superlative nicht fehlen und man kann den größten Geländewagen der Welt bestaunen unter dem ein normaler Wagen problemlos durchfahren kann. Dazu passend gibt es dann auch den richtigen Wohnanhänger von 20m Länge, 12m Höhe und acht Badezimmern. Wer‘s braucht? Wir kommen mit unserem einen Bad eigentlich gut aus.
Nach schier endlosen 300km durch die Wüste, die von einem grünen Palmengürtel gesäumt ist, können wir in Hameem zum ersten Mal die Straße verlassen und eine Piste in die Dünen fahren. Vorher ist die komplette Strecke durchgehend mit einem Doppelzaun eingezäunt und die wenigen Durchfahrten mit einer Schranke gesichert. Das ist wohl alles Öl -und Gasfördergebiet und darf nicht betreten werden. Nach gut 10km Sandpiste finden wir dann einen schönen Platz in den Dünen und können einen herrlichen Sternenhimmel ohne Fremdlicht bewundern. Die Dünen wechseln ihre Schattierung je nach Sonneneinstrahlung und strahlen über den Tag in den unterschiedlichsten Farben.
Ein paar Kilometer weiter kommen wir nach Liwa, einem Oasengebiet, das sich über 100km von Ost nach West ausstreckt. Umgeben ist der Ort von den hohen Sanddünen der Rub Al Khali. Attraktion ist die 300m hohe Moreb Düne. Alleine die Fahrt dorthin durch die einsame Wüstenlandschaft ist spektakulär. Die Düne selbst wird gnadenlos vermarktet und die Umgebung sieht aus wie bei uns in einem Skigebiet. Am Wochenende ist hier die Hölle los, wenn die Einheimischen mit ihren Offroad Fahrzeugen kommen und ihren Spaß haben wollen. Außerhalb der Wochenenden ist hier nichts los und wir haben die Düne für uns alleine.
Dann sind wir auch schon wieder in Abu Dhabi und langsam schließt sich der Kreis. Eine Attraktion steht noch aus die wir bei unserem ersten Besuch vor gut zwei Monaten ausgelassen haben. Im März 2019 wurde der Präsidentenpalast für die Öffentlichkeit freigegeben und kann nun besichtigt werden. Vorher war dies nur Staatsgästen aus aller Welt vorbehalten. Superlative sind wir ja von den Emiraten mittlerweile gewohnt, aber der Palast setzt da nochmal eins drauf. Das Gelände ist riesig und die Touristen werden mit Shuttle Bussen zum Eingang kutschiert. Innen erschlägt einen die schiere Pracht und Größe. Alleine die Haupthalle misst 100m mal 100m und ist 60m hoch. Die Hauptkuppel, die sich über die große Halle spannt, hat einen Durchmesser von 37m und der Leuchter besteht aus 350.000 Kristallen.
Nun sind es nur noch ein paar Tage bis wir MOMO am Hafen von Jebel Ali in Dubai abgeben und nach Durban in Südafrika verschiffen. Unser Auto bekommt noch einen Frühjahrsputz und danach genießen wir zum letzten Mal Strand Feeling und Lagerfeuer auf der Arabischen Halbinsel.
Während das Fahrzeug unterwegs ist fliegen wir nach Deutschland. Weiter geht es dann Ende März in Südafrika. Wir freuen uns auf einen weiteren Abschnitt unserer Weltreise und sind gespannt was uns erwartet. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen.
Kommentar schreiben
Marion Kabbe (Dienstag, 25 Februar 2020 20:30)
Bezaubernde Bilder und positiver Bericht... erneut wurde ich nicht enttäuscht. Eure positive Einstellung begeistert mich immer wieder. Überrascht bin ich von Eurem Ziel Südafrika, dachte, Ihr würdet nach Asien reisen. Auf jeden Fall freue ich mich auf Eure nächste Reise. Grüßle. Marion Kabbe
Gisela Rohr (Dienstag, 25 Februar 2020 21:33)
Eure Reise im Märchenland war wunderschön.
Wir sind im Oktober in Südafrika, vielleicht sehen wir uns „zufällig“.
Ich freue mich wenn es dann bei Euch im März weitergeht, wahrscheinlich besucht Ihr erst mal den Nordosten?
ulrike (aus alten zeiten) (Mittwoch, 26 Februar 2020 09:49)
wieder mal ein toller bericht....ich empfehle jedem weltreisenden ( die immer sehr angetan sind!!) euren blog, der so informativ und im besten deutsch und englisch verfasst ist und zudem hervorragende fotos zeigt. Ich kam zum gleichen schluss wir ihr: oman ist absolut eine reise wert - und es gefiel uns da so gut, dass wir ab diesen winter jedes jahr unsere 4 monaten winteraufenthalt dort verbringen werden...wünsche weiterhin viel glück und körperliche unversehrheit, freude und die schönsten eindrücke auf eurer reise