Die Fähre bringt uns in nur 90 Minuten von Marokko, vorbei am Felsen von Gibraltar, aufs europäische Festland in Algeciras. Wir geben Gas und fahren noch weiter bis Sevilla. Dort beginnt gerade, eine Woche vor Ostern, die Semana Santa. Zwischen Palmsonntag und Karfreitag ziehen dann täglich bis zu acht unterschiedliche Prozessionen durch die Straßen zur großen Kathedrale. Im Mittelpunkt stehen dabei die uralten und kostbar geschmückten Jesus und Mariendarstellungen. Diese zentnerschweren Podeste werden von 12 Männern getragen. Alle 100m muss abgesetzt und verschnauft werden und jede halbe Stunde wird die komplette Trägermannschaft gewechselt. Die mitlaufenden Büßer, die je nach Bruderschaft in verschiedenfarbigen Kutten mit Spitzhauben auftreten, erinnern an den Ku-Klux-Klan.
Aber zwischendurch bleibt noch genug Zeit um die wunderschönen historischen Gebäude anzuschauen und durch die engen Gassen zu schlendern. Die Hauptstadt von Andalusien hat mehr als 700.000 Einwohner und ist die viertgrößte Stadt Spaniens. Die Kathedrale Santa Maria die von 1420 bis 1520 gebaut wurde gilt als die drittgrößte weltweit, nach dem Petersdom in Rom und St. Pauls in London, und ist die größte gotische Kathedrale überhaupt. Das Innere hat wahrhaft gewaltige Ausmaße und die Kunstschätze sind nicht zu zählen. Der Glockenturm ist 92m hoch und man kann über eine Rampe bis zu einer Plattform hochsteigen und hat von dort einen schönen Ausblick auf die Stadt.
Der Real Alcazar ist die älteste Königsresidenz in Europa und auch heute residiert hier der König, wenn er in der Stadt ist. Pedro der I. mit dem Beinamen der Grausame ließ sie 1364 für sich erbauen. Ein Besuch des Palastes mit den angeschlossenen Gärten in denen man stundelang verweilen kann ist trotz einer endlosen Warteschlange ein Muss.
Ein weiteres Highlight ist die Stierkampfarena die bereits im 18. Jahrhundert errichtet wurde und als eine der größten in Spanien gilt. Es gibt dort sogar einen eigenen Operationssaal wo Hornwunden schnell versorgt werden können. Täglich finden mehrere Führungen statt bei denen man sich einen guten Eindruck verschaffen kann, auch wenn gerade kein Stierkampf ist.
Neben den unzähligen historischen Gebäuden und Plätzen gibt es natürlich auch noch die vielen Kneipen und Tapas Bars wo man so richtig in die spanische Lebensweise eintauchen kann. Das haben wir in den drei Tagen, die wir in der Stadt verbracht haben, genauso genossen wie die vielen Sehenswürdigkeiten. Lasst euch von den Bildern etwas inspirieren. Sevilla ist eine Reise wert und hat uns besser gefallen als Barcelona.
Wir fahren weiter Richtung Portugal und machen auf einem Campground kurz vor der Grenze mal zwei Tage Pause um die ganzen Eindrücke der letzten Tage zu verarbeiten. Dann geht es nach Portugal an die Algarve. Unser erster Stopp ist Tavira, ein nettes Städtchen für einen Stadtbummel.
In Faro kreisen wir, auf der Suche nach einem Parkplatz, vergeblich in den engen Straßen umher und geben letztendlich auf. Dafür finden wir in Armacao de Pera, ein paar Kilometer hinter Albufeira, einen schönen Stellplatz direkt am kilometerlangen Sandstrand. Dort bleiben wir zwei Tage und vertreiben uns die Zeit mit langen barfuß Spaziergängen, essen frischen Fisch und trinken guten Wein.
Weiter geht’s an der Algarve entlang mit schönen Foto Stopps und langen Spaziergängen an den typischen Buchten und Klippen bei bestem Fotowetter.
Leider ändert sich das Wetter und es wird regnerisch und deutlich kühler. Hinzu kommt, dass wir mit den Abmessungen unseres Monstermobils kaum oder gar nicht in die engen Gassen der vielen Fischerdörfer reinkommen. Und wenn wir dann doch mal drin sind finden wir keinen Parkplatz, weil fast überall die Parkplätze eine Höhenbegrenzung bei 2m haben. So fahren wir dann doch etwas zügiger als geplant weiter bis nach Sagres zum südwestlichsten Punkt Europas. In Luz besuchen wir dann noch einen Freund von unserem Sohn Felix der dort ein Restaurant hat und uns einem sehr schönen Übernachtungsplatz direkt am Meer zeigt.
In Odeceixe kommen Fluss und Atlantik zusammen und haben an der Mündung einen schönen Sandstrand geschaffen und wir bleiben eine Nacht. Leider ist es zum Baden zu kalt. Dann machen wir mal etwas Strecke, lassen Lissabon aus weil wir die Stadt von früheren Besuchen kennen, und fahren weiter nördlich bis nach Obidos. In dem schönen Städtchen sind wir leider nicht alleine denn es ist gerade Schokoladenfestival und dementsprechend sind ganze Heerscharen von Reisebussen unterwegs. Aber trotzdem lohnt ein Bummel durch den malerischen Ort der von einer Stadtmauer umgeben ist.
Auf dem Weg nach Porto machen wir noch einen Stopp am schönen Strand von Nazare mit einem "living Museum" für Bacalhau, dem traditionellen portugiesischen Stockfisch und in Aveira, einem schönen Städtchen mit Kanälen wie in Venedig.
In Porto gehen wir auf einen Campingplatz etwas außerhalb am Meer. Der Bus fährt direkt vor der Haustür ab und bringt uns ganz entspannt in 25min ins Zentrum. Naja, entspannt ist vielleicht nicht ganz richtig denn die Busfahrer rasen durch die engen Gassen und rechts und links passt kaum eine Bildzeitung zwischen Hauswand und parkende Autos. Dabei muss dann auch schon mal der rechte Außenspiegel vom Bus dran glauben, was unseren Fahrer aber wenig stört und ihn auch nicht motiviert vom Gas zu gehen.
Porto ist nichts für Fußkranke. Ständig geht es rauf und runter und man legt einige Höhenmeter zurück. Wir finden die Stadt schön und hässlich zugleich. Viele Häuser sehen aus, als würden sie jeden Moment zusammenfallen und an jeder Ecke ist eine Baustelle. Hauptanziehungspunkt ist die Waterfront unten am Douro Fluss. Dort hat man einen schönen Blick auf die Stadt und auf der linken Flussseite sind auch die vielen Portwein Verkostungen. Wie es der Zufall so will sind gerade Freunde aus Ebersberg, Birgit und Albert mit ihrem Sohn Niklas, auf Kurzurlaub in der Stadt und so müssen wir das leckere Essen und die vielen Portwein Verkostungen nicht alleine bestreiten und haben viel Spaß zusammen.
Von Porto aus entscheiden wir uns die Küste vorerst zu verlassen und fahren durch das Douro Tal bis nach Leon. Netterweise gibt es einen Wohnmobilstellplatz in City Nähe von wo man das Zentrum ganz bequem zu Fuß erreichen kann. Wir bummeln durch die schönen Gassen und essen leckere Tapas mit spritzigem Wein. Das Highlight ist die wunderschöne gotische Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert die in nur 50 Jahren Bauzeit errichtet wurde. Die Ausmaße sind gewaltig und die Gestaltung des Innenraums mit ihren unzähligen Kunstwerken und den 125 bunten Fenstern ist einmalig und hat uns sehr gut gefallen.
Kurz hinter Leon treffen wir uns mit Ritschi und Hermann aus Bad Tölz die gerade mit ihrer Tochter Anna den Jakobsweg laufen, 800km von der spanischen Grenze bis nach Santiago de Compostella. Das heißt, Ritschi und Anna laufen und Hermann begleitet sie mit BayerMAN. So ist das fahrbare und komfortable Hostel immer dabei. Wir verbringen einen netten Abend miteinander und am Morgen trennen sich unsere Wege wieder.
In Santillana del Mar bummeln wir durch das kleine Mittelalter Städtchen, das komplett unter Denkmalschutz steht und dann geht es weiter nach Bilbao. Auch hier gibt es wieder einen Wohnmobilstellplatz auf dem Berg mit herrlichem Blick auf die Stadt und ein Bus bringt uns in knapp 30min von dort in die City. Seit 1997 das Guggenheim Museum geöffnet wurde hat sich die Stadt zu einem modernen Kunstzentrum entwickelt und gehört zu den beliebtesten Städtereisezielen in Europa.
Am Ufer des Ria de Bilbao steht das beeindruckende Museumsgebäude vom Architekten Paul Gehry der auch schon die in 2003 gebaute Concert Hall in Los Angeles entworfen hat, die wir letztes Jahr anschauen konnten. Auf 11.000qm Ausstellungsfläche sind feste und wechselnde Ausstellungen zu sehen. Am besten fanden wir die riesigen begehbaren Stahl Installationen von Richard Serra die das Raumgefühl auf den Kopf stellen.
Die Altstadt ist komplett autofrei und ein Bummel durch die engen Gassen macht richtig Spaß. Genauso wie die vielen leckeren Tapas, die hier Pintxos heißen, und in den Vitrinen der diversen Bars zum Verzehr angeboten werden. Dazu dann noch ein oder zwei Gläschen vom spritzigen Weißwein und die Welt ist in Ordnung.
Nun reicht es uns mit Tapas, Pintxos, Wein, engen Gassen und Kathedralen. Wir lassen San Sebastian aus und fahren gleich weiter bis nach Bordeaux. Dort besichtigen wir noch ein Weingut, natürlich mit Weinprobe, wo man praktischerweise auch gleich übernachten kann. Die restlichen 1000 Kilometer bis nach Deutschland machen wir mit drei Übernachtungsstopps.
Nun machen wir eine kurze Reisepause und dann geht es ca. Mitte Juni weiter in die Türkei und den Iran. Wir freuen uns, wenn ihr uns weiter auf unseren Reisen begleitet und werden natürlich weiter berichten. Bis dahin viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen.
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Marion Kabbe (Sonntag, 12 Mai 2019 22:40)
Danke, Euer Bericht und die Bilder verbuche ich wie bisher als Highlight. Bin gespannt auf Eure Reise in den Iran. Gibt es dort Einschränkungen für Karin in irgendeiner Art?LG Marion
Claudia & Thomy (Montag, 13 Mai 2019 09:49)
Hallo zusammen
Wie immer habt ihr einen spannenden Bericht und sehr schöne Fotos gemacht, danke.
Uns hat Spanien und Portugal auch sehr gut gefallen.
Vielleicht begegnen wir uns mal unterwegs.
Liebe Grüsse, Claudia und Thomy
www.dubu-and-more.ch
Knecht Elisabeth & Leo (Dienstag, 14 Mai 2019 10:21)
Wunder schön eure Bilder. Ja es gibt noch viel zu sehen.Danke für die Inspirationen.
Freien uns sehr auf eure weiteren Bilder mit Text. Super!
Liebe Grüsse aus der Schweiz