Bei der Einreise in die USA nehmen wir nach der Passkontrolle gleich den Exit und umgehen damit geschickt die Zollkontrolle. Den Beamten winken wir freundlich zu und da es fürs Umdrehen zu eng ist lassen sie uns fahren.
Zügig steuern wir San Diego an, die zweitgrößte Stadt in Kalifornien und die achtgrößte der USA. Als 1542 mit Juan Cabrillo der erste Europäer hier an Land ging war die Gegend noch von den Indianern bewohnt und gehörte zu Mexiko. Infolge des Mexikanisch-Amerikanischen Krieges fiel San Diego dann 1850 an die Vereinigten Staaten. Einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region ist das Militär nachdem die US Navy nach dem Angriff auf Pearl Harbour 1941 ihr Hauptquartier der Pazifikflotte hierher verlegt hat. Unübersehbar liegt am Hafen der Flugzeugträger USS Midway der seit 2004 hier als Museumsschiff liegt und für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier kann man gut einen halben Tag mit der Besichtigung verbringen und darüber staunen wie über 4000 Mann Besatzung hier gelebt haben und die Küche pro Tag über 13000 Essen ausgegeben hat. Anschließend machen wir einen Besuch bei Brittni und Josh die wir 2016 in San Migual de Allende in Mexiko kennengelernt haben als sie mit ihrem Sprinter unterwegs waren.
Am nächsten Tag bummeln wir durch Downtown und schauen uns das alte Gaslamp Quarter an, das als historischer Stadtkern gilt und heute Vergnügungsviertel ist. Außer ein paar schönen Gebäuden, und natürlich den Gaslampen, gibt es aber nicht viel mehr zu entdecken.
Auf dem weiteren Weg nach Norden verzichten wir bis Los Angeles auf den Pacific Coast Highway #1 weil wir keine Lust auf stundenlangen Stop and Go Verkehr haben der dort 24 Stunden am Tag die Regel ist. Eigentlich wollten wir LA gar nicht besichtigen, doch als wir dann in Glendora, nördlich von Los Angeles, abends die Karte studieren stellen wir fest, dass uns die Metro innerhalb von einer Stunde für $7 nach Downtown bringt. Also machen wir kurzerhand eine Planänderung und bauen 2 Tage LA ein. Während sich rechts und links von uns der Berufsverkehr acht bis zehnspurig und im Schritttempo dahinquält sitzen wir ganz entspannt in der S-Bahn und sind ruck zuck an der Union Station und damit mitten im Geschehen. Downtown LA ist das politische Zentrum der Stadt und der Mittelpunkt liegt fast genau dort wo vor fast 250 Jahren am 4. September 1781 die Gründung der Stadt durch spanische Siedler erfolgte. Heute befindet sich dort die Olvera Street und ist als kleines mexikanisches Touristenviertel gestaltet. Stadtbummel in Los Angeles ist nichts für Fußkranke. Die Straßen sind zwei bis dreimal so breit wie daheim und eine Überquerung wird zum Abenteuer, wenn man keine Ampel benutzt. Dazu kommen die gewaltigen Häuserschluchten bei denen man sich richtig klein vorkommt. Sehr gut gefallen hat uns die Architektur der Walt Disney Concert Hall die sehr präsent und schon von Weitem sichtbar ist. Nach gut 13km Fußmarsch, das wissen wir Dank I-Phone Schrittzähler App natürlich sehr genau, sind wir ziemlich platt als wir abends wieder bei MOMO ankommen.
Am nächsten Tag steht dann Hollywood auf dem Programm. Das muss einfach sein, auch wenn wir vor vielen Jahren schon mal mit den Kindern da waren und in den Universal Studios Achterbahn gefahren sind bis uns schwindlig wurde. Wir spazieren den Walk of Fame entlang und lassen für den Standard Betrag von $15.000 zusätzlich zu den über 2500 Namen einen „Die-Ausreiser“ Stern setzen. Berühmt sein hat halt seinen Preis. Außer dem Namen und dem weithin sichtbaren Schriftzug in den Hollywood Hills ist nicht viel Glanz übrig geblieben. Aber der Stadtteil ist wie ein Magnet der die Besucher aus aller Welt magisch anzieht und ihnen für ein paar Stunden die Illusion vermittelt das Leben der Stars und Sternchen hautnah zu erleben. Hier werden, wie bei Pretty Woman, Träume wahr, oder auch nicht.
In Santa Barbara erreichen wir wieder die Küste. Die Stadt entwickelte sich im 20. Jahrhundert zu einer der teuersten Wohngegenden in den USA. Häuser unter 1-2 Millionen sucht man vergebens. Ist also auch nix mit Altersruhesitz für die Zeit nach MOMO. Heute ist Santa Barbara ein Prominentenwohnort und Anziehungspunkt für Touristen. Die Innenstadt ist ansprechend gestaltet und der Strand wird auch als American Riviera bezeichnet. Ansonsten aber nichts wo wir uns länger als ein paar Stunden aufhalten.
Auf dem Highway 101 geht es zügig weiter Richtung San Francisco. Leider müssen wir den schönsten Teil der Küstenstraße um Big Sur herum auslassen, weil die Straße immer noch wegen Erdrutsch gesperrt ist. In der Gegend um Paso Roble sieht es aus wie daheim in Oberbayern und wir finden einen super schönen Übernachtungsplatz wie auf einer Alm im Voralpenland. Bevor wir San Francisco erreichen machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Palo Alto im Silicon Valley und schauen uns die Garage meines alten Arbeitgebers Hewlett & Packard an, da wo alles begann und sie ihre ersten Oszillatoren zusammengeschraubt haben. Nur über die Größe der Garage muss ich nochmal mit den Beiden reden. Das MOMO nicht reinpasst geht ja nun gar nicht.
Bei Stadtbesichtigungen stellt sich immer das Problem, wo parken bzw. wo kann man über Nacht bleiben, ohne dass einen der Sheriff nachts rausklopft. Wir probieren es unterhalb vom Vista Point beim Museum, also praktisch direkt unter der Golden Gate Brücke. Unser Lieblingsschild „no overnight, camping, no RVs:“ ist nirgends zu sehen und so stehen wir auf einem tollen Platz mit First-Class Blick auf die Brücke und, oh Wunder, kein Mensch stört unsere Nachtruhe und einigermaßen ruhig ist es noch dazu.
Am Morgen geht es mit dem Bus in die Stadt. Am Ende der Fillmore Street, auf einem der vielen Hügel, findet man die Painted Ladies, mehrfarbig gestrichene Holzhäuser aus dem 19ten Jahrhundert. Zusätzlich hat man von dort einen fantastischen Blick auf die Stadt. Von dort geht es weiter in den Mission Distrikt der bekannt ist für seine vielfältige Musik und Kunstszene und für die Wandmalereien. Insbesondere das „House of Women“ ist wirklich sehenswert.
Ein bisschen Nostalgie muss natürlich auch sein und die finden wir im alten Hippie Viertel Ashbury Haights. Hier nahm die Flower Power Bewegung in den 60er Jahren ihren Anfang und Musiker wie Janis Joplin, Jefferson Airplain, Grateful Dead und Jimi Hendrix hatten dort einen Wohnsitz. Heute findet man hier nur noch ein paar Übriggebliebene die sich schon morgens einen Joint reinziehen und an den Straßenecken herumlungern.
Am nächsten Tag geht es ins Zentrum an den Union Square, sowie die Market Street und Umgebung denn schließlich darf ein Bild von der Cable Car und vom Eingang zu China Town nicht fehlen. Ebenso Fishermen’s Wharf und Pier 39 mit der Seelöwen Touristenattraktion.
Nach der Großstadt freuen wir uns wieder aufs Land und das heißt nördlich von San Francisco Napa Valley. Hier finden Sie das Beste vom Besten wie der Reiseführer vollmundig ankündigt. Kaum zu glauben, dass fast 5 Millionen Übernachtungsgäste hier logieren und damit Napa Valley nach Disney Land die beliebteste Touristenattraktion in Kalifornien ist. Nirgends sonst gibt es so viele Michelin Sterne Restaurants. Alle Weingüter, und davon gibt es Hunderte, liegen in einer malerischen Umgebung und man könnte Monate damit zubringen die diversen Weine zu verkosten, vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld, denn Exklusivität hat ihren Preis und in Kalifornien wird dieser gleich nochmal mindestens verdoppelt. Wer also Cabernet Sauvignon, Zinfandel und Chardonney mag der ist hier richtig. Wir machen für 2 Tage Station in Calistoga und besichtigen dort per Shuttle Bus einige Weingüter. Wirklich herausragend war dabei das Castel Amorosa, eine nachgebaute toskanische Burg die nach 15 Jahren Bauzeit 2008 eröffnet wurde. Für das Projekt wurde eigens ein Projekt Manager aus Österreich engagiert und der hat sein Handwerk wirklich gut verstanden. Wir fahren den 50km langen Silverado Trail entlang von Calistoga bis nach Napa wobei die größte Herausforderung darin besteht, wo man anhalten soll. Ein Weingut reiht sich an das andere und jeder versucht in punkto Architektur, oder schierer Größe, oder auch Exklusivität Kunden zu locken. Ein Wahnsinn wo Geld offensichtlich keine Rolle spielt.
Wir kommen nun immer weiter in den Norden und für uns Sonnenverwöhnte wird es langsam richtig kalt. Nachts sinkt die Temperatur schon bis auf 3 Grad und wir müssen die warmen Klamotten hervorholen. Der Highway Number One führt immer am Meer entlang mit spektakulären Aussichten auf die raue Küstenlandschaft. Wir machen Mittagspause in Mendocino und fragen uns ob Michael Holm wirklich jemals hier gewesen ist. (Ich fahre jeden Tag nach Mendocino) Der Ort hat sehr schöne alte Häuser und für schlappe $1200 kann man sich auch für zwei Nächste ein Cottage mit Blick aufs Meer mieten. Am nächsten Tag ist dann aber erstmal Schluss mit Sonne und es fängt an zu regnen. Von wegen „it never rains in California“. Nun sieht die Gegend schon nicht mehr so schön aus und wir machen einen kleinen Abstecher zur Avenue of the Giants, eine Allee gesäumt von riesigen bis zu 1000 Jahre alten Redwood Bäumen.
Als wir am nächsten Morgen losfahren steht das Lenkrad plötzlich nicht mehr in der Mitte und im Rückspiegel sieht es aus als ob das Fahrzeug schräg läuft. Bei näherer Betrachtung stellen wir dann fest, dass die Hinterräder schief stehen und das rechte Rad bereits nur noch 5cm vom Schutzblech entfernt ist. Da stimmt wohl was nicht…. Nach mehreren vergeblichen Versuchen in unterschiedlichen Werkstätten werden wir in dem kleinen Ort Arcate endlich von einer aufgenommen. An der Hinterradaufhängung ist die Halterung gebrochen und ein paar Schrauben sind lose. Glück gehabt, das hätte böse enden können. Nach 5 Stunden Arbeit ist der Schaden behoben und wir können uns wieder auf den Weg machen. Mittlerweile scheint auch zumindest teilweise die Sonne wieder und wir können den Redwood Nationalpark und die Oregon Dünen bei halbwegs gutem Wetter anschauen. Insgesamt ist die Küstenstraße nördlich von San Francisco bis hoch nach Oregon und Washington eine sehr spektakuläre Strecke mit vielen Highlights, aber irgendwann sehen dann Strand, Meer und Steilküste doch immer gleich aus.
In Florence verlassen wir die Küstenstraße und fahren ins Landesinnere zur Interstate und weiter nach Portland. Kurz davor liegt Oregon City mit den Willamette Wasserfällen und viel Historie über die alten Siedler die um 1850 vom Osten den langen und beschwerlichen Weg bis nach Oregon, oder Kalifornien auf sich genommen haben um das Land zu besiedeln. Mittlerweile ist der Regen Vergangenheit und der Frühling ist ausgebrochen. Nach monatelangem nasskalten Wetter sind die Einheimischen nun richtig sonnenhungrig und bevölkern sämtliche Grünflächen und Campgrounds. Wir bummeln ein paar Stunden durch Downtown Portland bevor wir uns einen Nachtplatz suchen.
Am 18. Mai 1980 brach der Vulkan Mount St Helen aus und hat eine Fläche im Umkreise von 100km komplett verwüstet und die Landschaft dabei vollkommen neugestaltet. Im Visitor Center ist der Ausbruch im Detail dokumentiert und ein 30-minütiger Film zeigt die gewaltigen Kräfte die damals freigesetzt wurden. Die Zufahrtstraße ist leider wegen Schnee noch gesperrt und wir müssen uns mit einem Blick aus der Ferne auf den schneebedeckten Vulkan mit dem gewaltigen Krater begnügen.
Seattle ist unsere fünfte Großstadt in vier Wochen und wohl auch die letzte für die nächsten Monate. Wir übernachten auf Mercer Island mit guter Busanbindung nach Downtown und machen uns am Morgen auf den Weg. Es ist super Sonnenwetter und wir schauen uns die Stadt vom Columbia Tower erstmal von oben an. Anschließend bummeln wir durch die Straßenschluchten und besuchen den Pike Place Market an der Waterfront. Um den Pioneer Square gruppieren sich die ältesten Gebäude der Stadt und bei einer Undergroundtour erfahren wir wie Seattle vor dem Brand von 1889 ausgesehen hat.
Unsere letzte Station in USA ist Everett wo wir die Boeing Werke besichtigen. Hier steht das Volumen mäßig größte Montagegebäude der Welt. Bei einer zweistündigen Führung bekommt man einen guten Überblick, darf aber leider keine Bilder machen. In einer hochoptimierten Fertigungskette werden pro Monat zwölf 787 vom Flaggschiff Dreamliner und Dutzende von weiteren Modellen gefertigt. Mit Preisen von 250 bis 450 Millionen ist Boeing mit allen großen Fluggesellschaften, sowie dem US Militär und der Raumfahrt gut im Geschäft.
Für die Fahrt nach Alaska bekommt MOMO nun in Kanada noch ein paar neue Reifen und dann geht es zügig gen Norden. Wir werden weiter berichten. Bis dann.
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Karin und Heiner (Montag, 30 April 2018 08:03)
Das liest sich so, als hättet ihr eine tolle Zeit an der Westküste gehabt, sehr schöne Bilder!
Gute Fahrt nach Alaska und liebe Grüße
Manni (Montag, 30 April 2018 08:56)
Wie immer beeindruckend. Einige Stellen kennen wir durch unsere Californien Reise vor ein paar Jahren. Viel Spaß in Kanada. LG Manni 1
Ruth und Fredy (Montag, 30 April 2018 09:17)
Sehr toll gemacht.
Viele Grüsse von unserer WOMO Reise. Anfahrt Bangkok.
Ruth und Fredy
Marion Kabbe (Montag, 30 April 2018 18:08)
Tolle Bilder, klasse Bericht, bin sehr gespannt, wie es weitergeht. Allzeit gute Fahrt. Marion
LAU.BE mit Agnes u Harold (Dienstag, 01 Mai 2018 06:23)
Hi ihr zwei beiden.......tolle Bilder u ganz wunderbarer Bericht! Für uns ist euere Erlebnisse so präsent nur eben in die andere Richtung. Sitzen gerade, bei leichten Regenschauer unter der LAU.BEmarkise am Lago Atitlan und geniessen den Abend mit Weißwein und dem AusreiserBlog!!!!
LG hoch in den Norden auf der Panamericana vom
unterwegsSEIN in der LAU.BE Agnes und Harold
Margit (Donnerstag, 03 Mai 2018 12:57)
Ihr Zwei, wieder alles sehr schön und informativ beschrieben.
Freue mich auf Fortsetzung.
Gute Fahrt und liebe Grüße Margit
WWW.wohnmobiltourusacan (Donnerstag, 03 Mai 2018 17:16)
Einfach toll, Bilder sehr schön, leider sitzen wir im trüben Germany,
Mein erster Arbeitstag war sh.......,
Genießt Alaska,freue mich auf einen tollen Bericht .
Gute Fahrt und toi toi toi
Silvia
Remo & Tim (Samstag, 05 Mai 2018 07:13)
Heute haben wir euch beide auf der Durchreise getroffen und die Ruhe in der Hängematte gebrochen. Wir waren sehr inspiriert, vielen Dank für den Smalltalk
Wir wünschen eine gute Reise
Ps: Wir haben es doch noch bis Whistler geschafft
Jürgen (Donnerstag, 09 August 2018 16:11)
Der dreiundsiebzigste:
In Hollywood brennt stets die Sonne heiss,
da läuft das Gehirn schon mal aus'm Gleis:
Den Ausreiser-Stern,
den hätt' man wohl gern,
doch schwindelerregend der Dollar-Preis!
PP