Kanada

Vom Glacier Park im Norden von Montana überqueren wir die Grenze nach Kanada. Der Übergang ist problemlos und wir müssen noch nicht einmal aussteigen. Auf der kanadischen Seite heißt der Park Waterton. Der gleichnamige Ort ist sehr touristisch und zu dieser Jahreszeit gut besucht. 

Wir stellen uns auf den Campground am Parkeingang und am Abend wartet gleich der nächste Überraschungsbesuch auf uns. Kurt & Elisabeth aus der Schweiz, die genauso lange wie wir unterwegs sind und die wir nach Südamerika zuletzt in Mexiko getroffen hatten, kommen auf den Platz. Die Wiedersehensfreude ist groß und auf dem Platz sind wir der Hingucker mit unseren beiden Monstermobilen. Am Morgen fahren wir zusammen in den Park und machen eine ausgedehnte 14km Wanderung hinauf zum Goat Lake. Am Abend stoßen wir mit einem Gläschen Sekt auf Manfred’s Geburtstag an, denn in Deutschland ist Mitternacht schon vorüber und so verlängert sich der (Feier-) Tag auf quasi 32Std. War sehr schön mit euch und wir hoffen doch sehr, dass wir uns irgendwann nochmal über den Weg fahren. 

Am Morgen fahren wir weiter nach Norden. Für Kurt & Elisabeth geht es nach USA und dann weiter nach Osten, von wo sie im Herbst nach Hause verschiffen wollen. Wir fahren auf der Forestry Trunk Road durch eine wunderschöne Landschaft die aussieht wie aus den Bildbänden die man von Kanada kennt. Im riesigen Lougheed Provincial Park gehen wir für ein paar Tage auf einen Campground zum Wandern. Hier ist überall Grizzly Alarm und ohne Bärenspray sollte man nicht unterwegs sein. Am Nachmittag sehen wir auch gleich den ersten, der durch den See geschwommen ist und dann am Ufer entlang spaziert. Gegen Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang und begegnen gleich dem nächsten Grizzly von dem wir aus sicherer Entfernung auch ein paar gescheite Bilder machen können. Leider wird die Sicht des Öfteren getrübt durch die vielen Waldbrände die in ganz British Kolumbien seit Wochen große Probleme verursachen und durch die anhaltende Trockenheit nicht zu löschen sind. 

Wir fahren weiter zum Spray Lake, schlagen dort unser Basislager auf und erkunden von dort in einer Tagestour Canmore und Banff. Insbesondere Banff ist total überlaufen und seit unserem letzten Besuch vor 33 Jahren nicht mehr wieder zu erkennen.  Aber immerhin nutzen wir die reichhaltige Restaurant Auswahl und gehen sehr lecker indisch essen.  Auf dem Rückweg stoppen wir noch bei einem Delikatessen Geschäft in Canmore wo es so „exotische“ Sachen wie Landjäger und Kühne Gewürzgurken gibt. Da merkt man dann doch, dass wir schon länger nicht mehr zu Hause waren. 

Weiter geht es nach Calgary. Es ist Wochenende und wir finden ohne Probleme einen Parkplatz in Downtown.  Alles was sehenswert ist, ist von dort zu Fuß gut zu erreichen. Wir schauen uns die Stadt von der Aussichtsplattform des Towers von oben an und besuchen im Anschluss das Kulturmuseum. Viel mehr hat Calgary dann auch für uns nicht zu bieten. Die Hauptattraktion ist die jedes Jahr im Juli stattfindende Calgary Stampede, aber dafür sind wir ein paar Wochen zu spät dran. Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone reicht es uns dann auch schon wieder mit Stadt und wir starten durch nach Drumheller. 

Drumheller ist die Dinosauriermetropole schlechthin. Hier begegnet einem an jeder Ecke ein Dino, die aber leider, oder besser Gott sei Dank, alle tot sind. Dagegen ist ein Grizzly ja ein kleiner Kuschelbär. Vor gut 75 Millionen Jahren gegen Ende der Kreidezeit herrschte hier ein subtropisches Klima und über 35 verschiedene Saurierarten bevölkerten die Gegend. Nach der letzten Eiszeit vor 14000 Jahren wurden dann durch Wind -und Wassererosionen viele Dinosaurierknochen freigelegt und auch heute werden noch immer neue Exemplare gefunden. Im Royal Tyrrell Museum sind über 40 Skelette in jeder Größenordnung ausgestellt und es gehört damit zu den führenden paläontologischen Museen der Welt. Ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch ohne Kinder. 

Rund um Drumheller gibt es noch einige schöne Touren in die Badlands mit interessanten Gesteinsformationen entlang des Horsethief Canyons und zu den Hoodoos, den kleinen Sandsteintürmchen, die wir auch schon am Lake Powell in USA gesehen haben. Zum Abschluss der Rundreise gehen wir in dem kleinen Nest Wayne noch in den Last Chance Saloon, einer urigen Kneipe mit Einschusslöchern in der Wand aus der Zeit als das Leben hier noch etwas rauer war. 

Unser diesjähriger Schwerpunkt für den kleinen Rundtrip durch den Südwesten von Kanada sind mehr die Besuche bei Verwandten und Freunden. Die Naturschönheiten wollen wir uns nächstes Jahr auf dem Hin -und Rückweg von Alaska nochmal ganz in Ruhe und dann hoffentlich ungetrübt durch Waldbrände anschauen. In Edmonton besuchen wir dann auch gleich Anne, eine alte Bekannte aus Grafing die vor einigen Jahren nach Kanada ausgewandert ist. Wir verbringen eine schöne Zeit miteinander und besuchen gemeinsam die einst größte Mall der Welt die eigentlich ein Vergnügungspark mit Einkaufsmöglichkeit ist, das allerdings in über 800 Geschäften. Muss man nicht unbedingt gesehen haben. Da gefällt uns das Fort Edmonton, das wir auf der Weiterfahrt besichtigen, schon viel besser. Das Fort aus der Zeit von 1846 steht im größten historischen Museumsdorf Kanadas und ist originalgetreu restauriert. In dem weitläufigen Gelände sind außerdem typische Straßen und Gebäude aus Edmonton von 1885, 1905 und 1920 nachgebaut und Mitarbeiter des Museums laufen überall in historischen Kostümen herum und geben einem das Gefühl im 19ten Jahrhunderts zu sein. 

Dann geht es weiter nach Jasper und Banff und urplötzlich befinden wir uns in der Metropole des Massentourismus, so kommt es uns zumindest vor. Interessanterweise sind neben den vielen Europäern/Deutschen gut 70% der Besucher Asiaten. Freie Zeltplätze gibt es überhaupt nicht, es sei denn man hat ein Jahr um Voraus gebucht. Der Icefield Parkway zwischen Banff und Jasper zählt ja mit Recht zu den schönsten Gebirgsstraßen Kanadas. Leider ist es kalt und regnerisch und durch die vielen Waldbrände, die seit Wochen in der Gegend wüten, wird die Sicht noch mehr beeinträchtigt. Wir sind froh, dass wir alles vor vielen Jahren schon mal ungetrübt und mit deutlich weniger Menschen bewundern konnten und machen lediglich ein paar kurze Stopps bei diversen Hotspots. Gegen Mittag klart es mal kurz auf, so dass wir am 21.8. sogar einen Teil der Sonnenfinsternis sehen können. Am Icefield stürzen wir uns in das Getümmel am Visitor Center, aber das Wetter lädt nicht gerade zu einer Gletschertour ein und wir fahren zügig weiter.  Der untere Teil des Parkway ist zweifellos am Schönsten, aber auch am Lake Lousie, sowie allen anderen Hotspots in der Gegend, ist überhaupt kein Durchkommen und so verlassen wir die Gegend und schauen uns das lieber nächstes Jahr nochmal in der Vorsaison an in der Hoffnung, dann deutlich weniger Menschen anzutreffen. 

In Vernon machen wir einen Stopp für die Nacht bei dem Gastvater von unserem Sohn Michael der hier 2008 ein halbes Jahr auf der Highschool war. Natürlich können wir nicht durchs Okanagan Valley fahren ohne diverse Weinkellereien anzusteuern und unsere Vorräte aufzufüllen. Bei hunderten von Weinbauern in der Gegend fällt die Auswahl allerdings ziemlich schwer, aber wir finden dann doch bei verschiedenen Weinproben das eine oder andere gute Tröpfchen und kühlen uns hinterher in einem der vielen Seen ab bevor wir weiterfahren zu Harry. Dazu muss man folgendes wissen:

Vor 31 Jahren, im August 1986 haben wir eine 3-wöchige Kanutour im Yukon gemacht und sind damals in 3 Wochen 850km von Johnsons Crossing bis nach Dawson City gepaddelt. Dabei haben wir Harry aus Burghausen getroffen der alleine unterwegs war. Harry ist kurz danach nach Kanada ausgewandert und wohnt nun mit seiner Frau Lora in Mission bei Vancouver und hat immer kaltes Weißbier im Kühlschrank. Die Freude ist groß sich nach so langer Zeit wieder zu sehen und wir verbringen zwei wunderschöne Tage zusammen mit bayrischer Brotzeit, grillen und natürlich das ein, oder andere Weißbier. Nachmittags nimmt uns Harry mit an den Fraser River zum Stör fischen und ich bekomme tatsächlich so einen Riesenfisch an die Angel und schaffe es sogar ihn rauszuziehen, naja, mit ein „“wenig“ Hilfe von Harry zugebenermaßen. Der Stör ist ein Fisch aus der Urzeit, hat zwei Eiszeiten überlebt und wird gut 200 Jahre alt. Der darf natürlich nach so langer Zeit jetzt nicht Manni zum Opfer fallen und muss nach einem schönen Fotoshooting wieder rein ins Wasser. Nur „Catch and Release“ ist erlaubt und das wird streng überwacht. War trotzdem ein tolles Erlebnis. Liebe Lora, lieber Harry, nochmal herzlichen Dank für die schöne Zeit mit euch. Hat Spaß gemacht und wir kommen nächstes Jahr auf dem Weg nach Alaska gerne wieder vorbei. Mit Tiramisu und Rum aus Nicaragua, versprochen!

Vancouver liegt gerade um die Ecke und wir finden einen Straßenparkplatz in Nord-Vancouver von wo wir in 30min mit Bus und Fähre in Downtown sind. Kaum angekommen werden wir gleich von Justin gefilmt und interviewt. Er lebt seit ein paar Jahren in einem Minivan weil die Mieten in Vancouver unerschwinglich sind. Nebenher betreibt er einen interessanten Youtube Blog den ihr hier findet, inklusive dem Interview mit uns und MOMO. Justin YouTube

Vancouver ist die attraktivste Großstadt in Kanada und die Lage am Meer und am Fraser River zusammen mit den umliegenden Küstengebirgen ist wirklich unübertroffen. Leider gilt das auch für die Mietpreise und so wandern immer mehr Leute raus ins Umland was zur Folge hat, dass auch dort die Grundstückspreise langsam ins uferlose steigen. Das Stadtbild ist geprägt von Asiaten die mittlerweile wohl einen Großteil des Grund -und Bodens besitzen. Wir haben noch nie so viele Luxuswagen auf einem Haufen gesehen. Die BMW und Mercedes Dichte in der Oberklasse ist fast größer als in München und Stuttgart. Als bitterer Kontrast dazu gibt es massenhaft Obdachlose die das relativ milde Klima hierherzieht. Wir bummeln durch die Straßenschluchten mit den glasverspiegelten Wolkenkratzern und riesigen Shopping-Centern und bestaunen die Steamclock im Stadtteil Gastown, die von einem zentralen Dampfheizungssystem angetrieben wird und viertelstündlich pfeift und stündlich Dampf ablässt. Und natürlich essen wir ausgiebig Sushi das hier frisch aus dem Meer kommt, hoffen wir zumindest, und an jeder Ecke angeboten wird.

 

Am zweiten Tag besichtigen wir den Stanley Park der nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt auf einer Landzunge liegt. Der Park hat ein Wegesystem von 81km und einen schönen Ausblick auf den Hafen und die City. Abends treffen wir noch Markus, den Freund von unserem Sohn Felix, der gerade aus Alaska eingeflogen ist. 

An nächsten Morgen fahren wir mit der Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island und von dort weiter in den Norden bis nach Campbell River. Dort hat die Lachssaison begonnen und die Tiere ziehen nun zu Tausenden die Flüsse hoch um zu laichen und dann zu sterben. Auf ihrer Wanderung werden sie schon sehnsüchtig von den Bären erwartet die sich damit einen Großteil ihres Winterspecks anfressen. Da wir schon immer mal Grizzly Bären sehen wollten die Lachse fischen ist die Gelegenheit günstig und wir buchen eine Tour die das verspricht. Gegen Mittag geht es zweieinhalb Stunden durch die weit verzweigten Fjorde bis zu einer Landzunge auf dem Festland, da es auf der Insel nur jede Menge Schwarzbären, aber keine Grizzlys gibt.  Auf der Fahrt sehen wir schon mal einen Buckelwal der gerade vor uns auftaucht. Unser Ziel ist ein reines Remote Gebiet das nur per Boot zu erreichen ist und die Indianer haben hier ein florierendes Geschäftsmodell entwickelt. Mit einem Kleinbus geht es gut 2 Stunden in der Gegend herum zu einigen Aussichtsplattformen. Der Fluss ist voll mit Tausenden von Lachsen und tatsächlich sehen wir dann auch mehrere Grizzlys die nur ins Wasser fassen müssen und schon haben sie was Leckeres zu essen. Als Highlight kommt dann noch eine Grizzly Mama mit ihren zwei Jungen aus dem Busch und bringt ihnen bei wie man Fische fängt. Auf der Rückfahrt sehen wir dann nochmal einen Buckelwal und eine Orca Familie. Also insgesamt ein lohnenswerter Ausflug. 

Am Morgen kaufen wir noch kräftig Lachs ein und fahren dann nach Chemainos um uns die Wandmalereinen anzuschauen, und von dort weiter nach Duncan. Mein Großonkel ist 1936 nach Kanada ausgewandert und wir haben ihn und seine Frau Flora 1984 und 1986 besucht. Mittlerweile sind beide verstorben, aber sein Sohn John wohnt nun mit seiner Frau Audrey in Duncan und die Beiden freuen sich sehr über unseren Besuch. Wir bleiben zwei Tage und haben viel Spaß miteinander. Auch meine Cousine Carol kommt mit ihrem Mann Kelvin extra aus dem Norden der Insel angefahren um uns zu sehen. Nochmal vielen Dank an euch für die Gastfreundschaft und die schöne Zeit. 

Wir fahren weiter über Lake Cowichan an die Pazifik Küste und übernachten ganz in der Nähe des berühmten West Coast Trails. Leider ändert sich das Wetter und bei Nebel und Nieselregen ist von der Gegend nicht mehr viel zu sehen so dass wir schneller als geplant bis Victoria fahren. 

In Victoria besuchen wir einen alten Freund den wir 1986 beim Trampen kennengelernt haben. Er hat uns damals von Port Hardy 400km bis nach Duncan mitgenommen. Das dauert halt ein paar Stunden und man erzählt sich so einiges. Dabei stellte sich heraus, dass er zu der Zeit eine Deutsche Freundin hatte die wiederum nun eine gute Freundin von uns ist. Kurzum wir haben den Kontakt über die Zeit aufrechterhalten und besuchen nun Shane, Val und seine beiden Kinder und den Hund in Victoria. Wir bleiben zwei Tage bei ihnen vor dem Haus stehen, haben viel Spaß miteinander und Shane macht mit uns eine sehr schöne Sightseeing-Tour in der Stadt und der Umgebung. Nochmal vielen Dank an euch Beide für die tolle Bewirtung und eure Gastfreundschaft. 

Mit der Fähre geht es nun wieder zurück ins Trump Land und in den Olympic Nationalpark bevor wir dann Mitte Oktober von LA aus für 4 Wochen nach Deutschland fliegen. Was wir dabei noch so alles erleben lest ihr dann wieder im nächsten Blog. Bis dahin viel Spaß beim lesen und Bilder anschauen.  

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Mittwoch, 25 Oktober 2017 20:50)


    Ich kann das ja schon verstehen:
    Irgendwann gehen dem IT-Admin die ständigen Kommentare auf den Wecker und er kappt kurzerhand den Kommunikationskanal ....
    Aber internationale Proteste führen dann wohl doch dazu, daß dieser zähneknirschend wieder geöffnet wird:

    Zum ersten Mal war ich nicht schuld daran,
    dass niemand mein' Senf pünktlich lesen kann!
    Man rauft sich die Haare:
    Noch null Kommentare??
    War das etwa Mannis geheimer Plan?

    Der achtundsechzigste:

    Ein Grizzly auf Vancouver Island lebt,
    ein Lachs ihm alsbald an der Pranke klebt!
    Gib Manni 'ne Angel,
    dann gibt's ein Gerangel,
    und schon hat der "Bär" einen Stör erlegt!

    PP