Kuba

Als Kolumbus 1492 erstmals in Kuba vor Anker ging ahnte er sicher noch nicht, dass einige Jahrhunderte später, kurz nach dem Besuch von Obama und den Rolling Stones, auch die Ausreiser die Insel besuchen. Wir denken, dass wir so nah wohl nicht mehr an Kuba rankommen und planen kurzentschlossen eine 16-tägige individuelle Rundreise. 

Der Flug von Cancun dauert nur 45 Minuten und schon sind wir in Havanna und damit in einer anderen Welt. Die ersten drei Übernachtungen haben wir vorgebucht und lernen mit Mylena & Otto gleich eine sehr nette Familie kennen die zwei Zimmer in ihrer Wohnung an Gäste vermieten. Neben den großen all-inklusive Hotels sind diese sogenannten Casa Particulares, oder Frühstückspensionen, die einfachste und kostengünstigste Art Kuba individuell zu bereisen. Man wird (meistens) sehr nett in der Familie aufgenommen und bekommt gute Tipps um die Umgebung auf eigene Faust zu entdecken. Wir testen dann auch gleich mal ob wir es schaffen mit einem einheimisches Sammeltaxi zum regulären Preis in die Altstadt zu kommen. Da wir sofort als Touristen identifiziert werden ist das gar nicht so einfach und die ersten Taxis die wir anhalten verlangen den 5 bis 10-fachen Preis. Aber wir geben nicht auf und 10 frustrierende Taxis später nimmt uns tatsächlich einer zum normalen Tarif mit.  Zu fünft sitzen wir in einem 57er Chevrolet und wir können nur hoffen, dass das Fahrzeug bis zum Ziel durchhält. Aber alles kein Problem, denn wie wir sehr schnell feststellen gibt es kaum andere Fahrzeuge und die kubanischen Automechaniker können wohl alles zum Laufen bringen was vier Räder hat. 

Wir starten zu einem ersten Rundgang in der Altstadt und sind erstmal ziemlich geschockt vom Anblick der früheren Prachtbauten. Alles ist total heruntergekommen und verfallen und die Pracht der 50er Jahre kann man nur noch erahnen. Die Unesco sponsert zwar viele Renovierungsarbeiten um dieses Weltkulturerbe zu erhalten, aber  das erscheint uns eher eine „Mission impossible“ für die nächsten 100 Jahre zu sein. Während an einer Stelle renoviert wird stürzen an anderer Stelle die Gebäude ein. Straßenkreuzer aus den 50er prägen das Straßenbild und fungieren meistens als Taxis, oder als Fun Cars für Touristen. Läden gibt nur wenige und wenn dann mal ein sogenannter Supermarkt vorbeikommt hat der nix außer Rum, Zigaretten und Eiern und ab und zu ein paar vergammelte Bananen. Einige Läden sind nur für Einheimische, zu erkennen an langen Schlangen vor dem Geschäft sofern es gerade mal was gibt bzw. eine Lieferung gekommen ist. Dort kann man nur mit kubanischen Pesos bezahlen kann und die hat der normale Tourist in der Regel nicht. Für den gibt es den CUC, eine künstliche Touristen Währung die 1:1 dem Dollar entspricht. Aber es gibt sowieso nichts was kaufenswert wäre, außer natürlich jede Menge Souvenirs. Kuba wird zurzeit geradezu von Touristen überflutet. In Havanna legen fast jeden Tag 1-2 große Kreuzfahrtschiffe an und führen ihre Passagiere für 2-3 Stunden durch die Stadt. Da ist dann oft kein Durchkommen mehr. Wir wissen noch nicht so richtig was wir von der ganzen Sache halten sollen und gehen erstmal früh ins Bett. 

Am nächsten Tag setzen wir unsere Stadtbesichtigung fort und fahren eine Runde mit dem Sightseeing Bus. Das verschafft  immer einen guten Überblick. Abgesehen von der teilweise renovierten Altstadt ist die Peripherie eigentlich ein riesiges Trümmerfeld und erinnert an die Nachkriegsjahre in Deutschland. Da würde man sich jetzt gerne zurückbeamen können in die Blütezeit der 50er als Havanna als die dekadenteste Stadt der Welt galt. Heute ist davon nur noch wenig übrig. Seit 2014 dürfen zwar Neufahrzeuge eingeführt werden, aber die alten Straßenkreuzer aus den 50ern sind immer noch ausreichend da und ein Touristen Magnet. Wann sieht man schon mal solche geilen Schlitten, außer im Museum. Zum Mittagessen machen wir dann eine ganz besondere Erfahrung. Wir folgen einer Frau die angeblich weiß wo ein gutes Lokal ist. Dort angekommen ist aber alles 4mal so teuer wie normal und die Lady möchte auch noch einen Drink spendiert haben. Wir verlassen fluchtartig das Lokal und verbuchen das als unsere erste und letzte Schleppererfahrung in Havanna, die hier an jeder Ecke ihr Glück versuchen und vom jeweiligen Lokal dafür einen Obolus bekommen. Wir essen sehr lecker in einer selbstgewählten Kneipe und besichtigen noch das Revolutionsmuseum. Das ist aber eher enttäuschend und eine Hommage in Bildern an Fidel, Che und die sonstigen Helden der Revolution.

Für unseren letzten Abend in Havanna haben wir uns Tickets für die Tropicana Show gesichert. Angeblich nach dem Moulin Rouge in Paris das Beste was es so gibt. Das ganze findet auf einer schönen Bühne im Freien statt. Jeder Tisch bekommt eine Flasche Rum, Cola und Eis dazu. Man sollte sich also den Heimweg vorher besser gut einprägen. Hübsche Mädels und Buam zeigen uns wie Salsa wirklich geht, untermalt mit toller Akrobatik. Wir verbringen einen netten Abend und finden trotz reichlich Rum kurz nach Mitternacht wieder unsere Unterkunft. 

Nach dem Frühstück werden wir abgeholt und fahren mit dem Sammeltaxi ca 150km bis nach Vinales. Der Ort ist von einem wunderschönen Tal umgeben das angeblich zu den schönsten Landschaften der Welt zählt. Mächtige Felsbuckel liegen in einer weiten Talsenke und hier gedeiht der beste Tabak der Welt. Leider ist der Ort völlig überlaufen und jeden Tag kommen dutzende von Reisebussen. Es grenzt an ein Wunder, dass die Menschen diesen Ansturm überhaupt noch bewältigen können. Wir machen ein paar Ausflüge ins Tal und verbringen einen schönen Badetag am Karibikstrand von Jutias. Die Abende genießen wir bei Mojito und Kuba Libre in einer netten Bar und Gesprächen mit anderen Reisenden.  

Nach 3 Tagen geht es weiter nach Cienfuegos. Da wir dabei 500km zurücklegen müssen wollen wir ein etwas neueres Taxi haben was uns der Ticketverkäufer auch zusichert. Nun denn, Viva Kuba. Es kommt ein umgebauter 50er Jahre Kleinlaster mit selbstgeschweißtem Aufbau für Passagiere. Wir werden zu zwölft dort hinein verfrachtet und müssen erstmal 200km durchhalten bis zum ersten Stopp. Auf einem Parkplatz ist dann Fahrzeugwechsel und wenn wir dachten es kann nicht schlimmer kommen, weit gefehlt. Zu acht werden wir für die nächsten 300km in einen 50er Jahre Ford gepackt. Nun wissen wir aus eigener Erfahrung was die armen Rindviecher mitmachen müssen die über die Alpen transportiert werden. Zum Glück haben wir eine schöne Unterkunft in Cienfuegos und die Strapazen der Fahrt sind schnell vergessen. Die Stadt bietet außer ein paar schönen Kolonialgebäuden nicht viel. Kneipen oder Restaurants gibt es kaum und so lassen wir uns in unserer Casa ein leckeres Essen kochen. Da wir mitten in der Stadt sind ist es nachts ziemlich laut und der Schlaf dementsprechend kurz. Wir lassen uns mit einer Fahrradritschka rumfahren und machen einen kleinen Ausflug mit einer Fähre zum Castillo.  Wir wussten bisher nicht wieviel Leute man auf eine Fähre packen kann, aber so ähnlich muss es auf einer Flüchtlingsfähre im Mittelmeer zugehen. Aber erstaunlicherweise bleibt das Teil über Wasser und wir kommen nach 45min wohlbehalten am Castillo an.

Unsere nächste Station ist Trinidad. Dort scheint die Zeit seit dem 19. Jahrhundert still zu stehen und die Adelspaläste strahlen immer noch ein bisschen vom Glanz und der Dekadenz einer vergangenen Epoche aus. Die Ausbeutung der Sklaven und die Prunksucht der Zuckerbarone kannte wohl keine Grenzen. Leider erstickt auch dieser schöne Ort im Tourismus. Einerseits gut für die Bevölkerung die dadurch jede Menge neue Einnahmequellen für sich entdecken. Andererseits fragt man sich wie lange das in der Form noch gutgehen kann. Wie auch immer, uns hat Trinidad am besten gefallen. Mit dem Bummelzug machen wir einen Ausflug ins Tal der Zuckermühlen, früher die Goldgrube der Region. Heute ist davon leider nichts mehr übrig. Alle Mühlen sind zerstört. Nur auf halber Strecke steht noch ein 43m hoher Aussichtsturm von dem aus früher die Sklaven bei der Arbeit auf den Feldern überwacht wurden. Heute erwarten uns dort 10 große Reisebusse deren Passagiere alle die enge Treppe auf den Turm hochsteigen wollen. Wir können die Aussicht also nicht alleine genießen. Ansonsten bummeln wir in der Stadt umher und lassen uns den guten Rum schmecken. Schnell haben wir eine schöne kleine Dachterrasse für uns entdeckt. Da ist jeden Abend ein toller Sonnenuntergang und gemeinsam mit Daniela und Enno, den beiden Norddeutschen die wir unterwegs kennengelernt haben, genießen wir die Abende mit Live Musik und dem besten Mojito der Stadt. 

Nach drei Tagen fahren wir weiter nach Varadero, der Hochburg des Massentourismus. Keine Ahnung warum wir dahin wollten. Der Strand ist schön, aber das war es auch schon. Um die Zeit rumzubringen machen wir einen Tagesausflug mit dem Katamaran. Ist nichts anderes als eine Flatrate Sauftour mit 60 anderen Gästen von neun Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags. Die Einlage zum Schnorcheln dauert gerade mal 5 Minuten bevor dann auf einer Insel das Mittagsbuffet und der Strand auf uns und 300 weitere Gäste warten. Der Rum fließt in Strömen und nicht wenige haben Mühe das richtige Boot für die Rückfahrt zu finden. Aber der Massentourismus hat auch seine guten Seiten. Wir essen in einem Steak Haus das beste Filet Steak seit langer Zeit und bei einem Italiener gibt es sogar Aperol Spritz den wir nach dem vielen Rum so richtig genießen können. 

Dann geht es noch für 2 Tage zurück nach Havanna wo wir diesmal eine Unterkunft in der Altstadt reserviert haben, damit wir näher am Geschehen sind. Wir schauen uns nochmal die Stadtteile an die wir noch nicht gesehen haben, sehnen aber mehr und mehr das Ende des Urlaubs herbei. 

Uns hat Kuba nicht so gut gefallen. Die Leute sind zwar alle supernett und tun ihr Bestes um dem Tourist den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Aber der Massentourismus nimmt zu und man muss es den Kubanern hoch anrechnen, dass sie dem Ganzen überhaupt noch Herr werden und, dass die Kriminalitätsrate (noch) auf einem erfreulich niedrigen Niveau ist. Wir sind auf jeden Fall froh, dass wir wieder zurück in Mexiko sind und werden weiter berichten. Bis dann. Hasta Luego. 

Und hier noch ein paar Schnappschüsse

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Kommentare: 8
  • #1

    Gisela (Freitag, 29 April 2016 13:08)

    hallo Ihr Beiden, danke für die super tollen Fotos. Man kann sich jetzt so einiges gut vorstellen.
    Ist doch prima, dass Ihr die Chance genutzt habt, dort einen "Urlaub" zu verbringen.
    Euch alles Gute weiterhin!
    LG

  • #2

    Ruth und Fredy (Freitag, 29 April 2016 15:49)

    Genial euer Reisebericht, danke. Wir sind noch in Kanada und es wird noch dauern, bis wir dort sind.
    Liebe Grüße Ruth und Fredy

  • #3

    Marc und Carina Belgien (Freitag, 29 April 2016 20:19)

    Hallo ihr beiden, danke fuer die schoene bilder und story..wir bleiben euch verfolgen.Viel spass und geniess jeden tag...Liebe gruessen von die Belgier mit der Honda Transalp.

  • #4

    T&J (Freitag, 29 April 2016 20:48)

    Hi
    Ja Cuba ist auch auf unserem muss gesehen werden plan.
    Sind aber noch in SA und somit noch weit weg from "Salsa and Rhumba" geschehen

    Hamba kahle and totsiens

  • #5

    Jürgen (Freitag, 29 April 2016 23:33)


    Der achtundvierzigste:

    Ein Adrenalinschub spezieller Art:
    Man buche auf Kuba 'ne Taxifahrt!
    Oldtimer-Modelle
    sind schnelle zur Stelle,
    der knallbunte Lack macht sie sehr apart!

    PP

  • #6

    Juergen (Samstag, 30 April 2016 11:29)

    Auch wenn es euch nicht so gefallen hat, uns machte es großen Spaß die schönen Fotos anzuschauen und den neuesten Reisebericht zu lesen. Weiterhin gute Fahrt und Grüße aus München.

  • #7

    Alex (Donnerstag, 05 Mai 2016 10:46)

    wie schon so oft - klasse Bericht; sehr informativ.
    Und natürlich die tollen Fotos!!!
    Weiter so.
    :-)
    Gruß
    Alex
    www.tamale.de

  • #8

    Karin und Heiner (Sonntag, 08 Mai 2016 17:58)

    Tolle Fotos und, obwohl nicht alles perfekt war in Kuba, so war es sicherlich doch sehr interessant.
    Gute Reise weiterhin in Mexico!