Wir verlassen unseren schönen Platz bei den Thermen von Jamanco und fahren über Baeza nach Oriente, dem Amazonas Tiefland von Ecuador.
Langsam aber stetig steigt die Temperatur bis über 30 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit. Bei Archidona endet unsere Fahrt vor einer Hängebrücke die definitiv zu klein ist für uns. Doch gleich nebenan ist ein schöner Platz am Fluss mit Bademöglichkeit, ganz nach unserem Geschmack, und wir verbringen dort die Osterfeiertage.
Über Tena, dem Mekka der Kajakfahrer, geht es weiter nach Misahualli und dort stehen wir wieder vor einer etwas größeren Hängebrücke für max. 10 Tonnen, die über den reißenden Rio Napo führt. Wir vermessen die Einfahrtshöhe und kommen auf ca. 3,5 bis 3,7m. Könnte passen, aber.... Da wir unser MOMO noch etwas länger ohne Löcher im Aufbau genießen möchten nehmen wir dann doch lieber einen kleinen Umweg von 20km in Kauf um zu unserem Ziel, einer schönen Dschungel Lodge zu kommen. Die Lodge wird von einer einheimischen Frauenkommune geführt und ist malerisch gelegen. Wir bleiben ein paar Tage doch irgendwelche Stechmücken die man nicht sieht, verwandeln unsere Arme und Beine in Kraterlandschaften. Es juckt grauenvoll und das Tag und Nacht. Zu allem Übel bekomme ich auch noch eine Schleimbeutelentzündung am rechten Ellbogen. Die Frauen empfehlen mir einen „Naturdoktor“ in der Nähe und das muss ich natürlich ausprobieren. Mit einer Frau als Übersetzerin fahre ich mit dem Taxi zu einer Hütte mitten im Urwald. Unten ist ein großer Raum mit festgestampftem Lehmboden und einer Kochstelle. Über eine Leiter geht es zum Schlafbereich in den ersten Stock. In der Zeit in der ich da war kamen ungefähr 10 Kinder aller Altersklassen diese Treppe runter. Die Heilerin ist eine ältere Frau deren Alter unmöglich zu schätzen ist. Sie massiert mir für 5min mit sowas wie Tigerbalsam den Ellbogen ein und macht dann einen Verband mit irgendeiner undefinierbaren Paste. Dafür kassiert sie $20. Weltfremd scheint sie also nicht zu sein. War einen Versuch wert und eine interessante Erfahrung, aber wir stellen nun doch besser um auf Eigentherapie.
Nach ein paar Tagen ist Schluss mit lustig, denn der Juckreiz wird immer schlimmer und macht die Nacht zum Tag. Wir flüchten und machen unseren nächsten Stopp im „Pequeno Paraiso“ (kleines Paradies) einer schönen Anlage kurz vor Banos die von der Brasilianerin Sue und dem Australier Marc geführt wird. Wir quälen uns die enge Einfahrt hinunter und nach einiger Diskussion, hält sie oder hält sie nicht, fahren wir über eine kleine Brücke, die dabei einige Risse bekommt und bleiben kurz danach im Sand stecken. Wir lassen es erstmal gut sein und richten uns für ein paar Tage ein. Wir machen eine schöne Wanderung zum nahe gelegenen Wasserfall und genießen die malerische Umgebung. Doch irgendwann ist es dann soweit, denn wir müssen hier ja wieder rauskommen und es regnet jeden Tag. Die ersten Versuche enden damit, dass wir uns nur noch tiefer eingraben. Zum ersten Mal in den zwei Jahren müssen wir auch unsere Sandbleche zum Einsatz bringen. Gottseidank sind genug Steine in der Nähe und wir bauen in harter Handarbeit quasi eine Inka Steinstraße über die wir dann geradeso rauskommen. Wir stellen unser Fahrzeug oben hin und laden Sue und Marc für ihre tatkräftige Hilfe abends zum Essen und Wein ein.
Banos ist ein netter Touristenort an der Strecke. Wir stellen uns auf den Parkplatz der Therme, verwöhnen unsere müden Knochen von der „Buddelei“ im warmen Thermalwasser und erkunden von dort aus die Stadt. Nach 2 Tagen fahren wir bei strahlendem Sonnenschein eine sehr steile und enge Serpentinenstraße hoch zu dem Aussichtspunkt, Ojos del Volcan. Von dort haben wir einen fantastischen Blick auf das Tal und den rauchenden, aktiven Vulkan Tungurahua. Der Tungurahua ist ein 5.023 Meter hoher Schichtvulkan, der südöstlich von Ambato am Ostabhang der Anden Ecuadors liegt und das Amazonasgebiet überragt. Wir sind nun auf der sogenannten Straße der Vulkane und hoffen, dass wir einige dieser beeindruckenden 6000er in voller Pracht sehen können.
Nach 4 Tagen, an denen wir meist bei strahlendem Sonnenschein die herrliche Aussicht genießen konnten, geht’s weiter über ein paar kleine Nebenstraßen auf die wir gerade so drauf passen. Nur wenn einer entgegen kommt wird’s eng. Aber MOMO beeindruckt durch seine schiere Größe und alle machen brav Platz. In Riobamba füllen wir die Vorräte auf und dann geht es weiter zum Vulkan Chimborazo, mit 6310m der höchste Berg Ecuadors. Auf 3800m machen wir in einem kleinen Bauerndorf erstmal einen Übernachtungsstopp zum Akklimatisieren, bevor es dann am nächsten Tag hochgeht bis auf 4800m. Da schnauft nicht nur MOMO. Wir kämpfen uns durch Neuschnee bis zum Refugio und steigen noch weiter hoch bis auf 4900m. Dann zieht leider dichter Nebel auf und wir schenken uns den weiteren Aufstieg auf 5000m, zumal wir irgendwie Luftnot haben. Keine Ahnung woher das kommt....
Wir fahren wieder runter und weiter über eine unbefestigte Straße in Richtung Salinas. Bei einem Fotostopp unterwegs fotografiere ich auch zufällig MOMO`s rechtes Hinterrad und entdecke den sechsten Plattfuß wieder an derselben Stelle. Der Segen in Copacabana und die Priesterweihe haben wohl doch nichts genutzt. Wir sind auf 4300m und denken schon mit Grausen an die bevorstehende Arbeit. Aber vorher probieren wir es mit Aufpumpen und tatsächlich, wir bekommen 4,5 bar rein. Das muss reichen für die 23km bis Salinas. Alle paar km heißt es anhalten und Luft checken, aber wir verlieren fast nichts und kommen problemlos bis Salinas. Leider gibt es dort keinen Reifenservice, der ist erst im 30km entfernten Guaranda. Wir machen erstmal Pause und bummeln rum. Salinas ist bekannt für leckeren Käse, Schinken, Wurst und Schokolade und wir decken uns reichlich damit ein. In Guaranda wird dann der Reifen repariert, wieder ein unerklärlicher Riss im Schlauch. Wir montieren einen neuen Schlauch und nehmen den alten als Reserve. Dann aber nichts wie weiter zur Suche nach einem Übernachtungsplatz denn es ist schon 17:00 und in einer Stunde wird es dunkel. Wir kämpfen uns bergauf durch dichten Nebel und werden erst auf 4200m fündig. Nichts Besonderes, aber immerhin besser als im Dunkeln weiter zu fahren. Dafür gibt es am nächsten Morgen nochmal einige fantastische Ausblicke auf den schneebedeckten Chimborazo.
Am nächsten Tag fahren wir eine landschaftlich malerische Nebenstrecke über Ambato zum Lago Quilotoa und genießen in einer kleinen Stadt an der Strecke den beeindruckenden 6:1 Sieg der Bayern gegen Porto und den Einzug ins CL Halbfinale. Die Lagune ist ein Kratersee auf 3800m mit einem beeindruckenden Panorama. Allerdings weht ein sehr heftiger und eisiger Wind. Erschwerend kommt hinzu, dass die Lokation gnadenlos vermarktet wird.
Wir begnügen uns mit einem Blick vom Aussichtspunkt und fahren am nächsten Morgen ein paar hundert Meter tiefer zum Cloud Forest Hostel auf 3200m. Dort ist es deutlich wärmer und wir machen eine schöne „Hochgebirgswanderung“ von gut 5 Std die uns ganz schön ins Schwitzen bringt. Die Aussicht ist grandios und wir fühlen uns zeitweise zurückversetzt ins Alpenvorland nur halt gut 2000m höher. Unglaublich wie die Menschen in der Höhe von knapp 4000m in ärmlichen Hütten leben und in dem extrem steilen Gelände ihre Felder von Hand bewirtschaften.
Nach zwei Tagen fahren wir weiter durch eine herrliche Landschaft zum Cotopaxi. Der 5897m hohe, perfekt geformte Vulkankegel liegt etwa 60km südlich von Quito. Seine Bedeutung für die Anden entspricht in etwa der des Matterhorns für die Alpen. Die Zufahrt zum Nationalpark ist gut ausgebaut und wir stellen uns auf den Campingplatz in 3800m mit einem tollen Blick auf den Vulkan. Das Wetter wechselt im fünf Minuten Takt. Sonne, Regen Nebel, heftige Windböen, es ist alles vertreten. Aber wir haben Glück und können immer mal wieder den beeindruckenden Berg in voller Pracht sehen.
Wir bleiben ein paar Tage bevor es dann weiter geht nach Quito. Dort bekommt MOMO ein paar Streicheleinheiten in der Werkstatt und wir machen uns mit dem Flieger auf nach Galapagos, deren einzigartige Tier –und Pflanzenwelt die Grundlage bildete für Charles Darwin`s Evolutionstheorie. Wir sind gespannt was uns dort erwartet und ihr könnt euch schon mal auf den nächsten Blog freuen.
Bis dann. Hasta Luego.
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bernhard (Dienstag, 28 April 2015 12:37)
Hallo Karin und Manfred,
im Moment bewegt ihr euch in mir recht gut bekannten Gegenden ! Esmacht Spaß, die Berge Ecuadors wieder einmal zu sehen: der Cotopaxi aus dem Flugzeug hängt immer noch in meinem Office. Auch Banos mit Therme und der Tungurahua erwecken Erinnerungen. Dass ihr euch aber auch noch als Landwirte beim Pflügen betätigen müsst ..... ;-)
Ich Wünsche euch schöne Tage auf Galapagos -- Old George könnt ihr , glaube ich, nicht mehr grüße, er ist verschieden ;-) -- nehmt kein so kleines Schiffchen wie wir damlas.
Grüße
Bernhard
Christiane (Dienstag, 28 April 2015 22:07)
Hallo Ihr beiden Weltenbummler,
Euer Bericht begeistert und erweckt wieder Reisefieber. Ecuador scheint wirklich sehr interessant zu sein. Den Norden Südamerikas kenne ich bisher leider noch nicht, steht aber unbedingt auf der To-Do Liste !!!!
Jetzt bin ich gespannt auf Euren Bericht von den Galapagos Inseln. Buen viaje
VLG Chris & Matilda
Jürgen (Samstag, 02 Mai 2015 23:26)
Der zweiunddreissigste:
In irgend'nem Ecuador-Kuhnest
fährt Manfred sein MOMO im Dreck fest.
Doch Kraft seines brains
(Insider versteh'ns [remember Istein!])
bleibt nach der Befreiung nur Sandrest!
PP