In La Paz und am Titicacasee

La Paz ist mit 4000m ü. M. die höchstgelegene Millionenstadt der Welt. Wir erleben ein  atemberaubendes Panorama, chaotischen Verkehr und eine Stadt, die wohl einzigartig ist auf der Welt.

Der tiefste Punkt liegt auf 3100m und der höchste Punkt in „El Alto“ bei 4100m. Kommt man mit dem Flugzeug auf dem, mit 4050m höchstgelegenen Flugplatz der Welt an, blockiert der Kapitän vor dem Öffnen der Türen die Sauerstoffmasken  in der Kabinendecke. Weil der Luftdruck so niedrig ist könnten sie eine Notlage vermuten und den Passagieren auf den Kopf fallen. Wir kommen natürlich mit MOMO und schon die Anfahrt hinunter in den windgeschützten Talkessel ist ein atemberaubendes Erlebnis. An den Berghängen kleben die rotbraunen Lehmziegelhäuser und hinter der Stadt ragt der mächtige, schneebedeckte Illimani (6439m) mit seinen drei Gipfeln auf. Unten erwartet einen dann ein Dauerstau auf der vierspurigen Prachtstraße „El Prado“ , Cafés unter Palmen und jede Menge Großstadtflair. Wir tun uns den Verkehr nicht an und parken unser Auto in dem Vorort Mallassa im Hotel Oberland. Von dort gibt es eine gute Busverbindung in die Stadt und der Schweizer Hotelbesitzer Walter hat freundlicherweise für „Weltreisende“ eine Möglichkeit zum Campen auf dem Gelände eingerichtet. Abends sitzen wir dann in netter Gesellschaft zusammen mit Ines und Regula und Ingrid und Rainer und leeren das eine oder andere Glas Wein.

Wir erkunden ausgiebig die Stadt, die uns in ihren Bann zieht. Mittendrin wurde vor kurzem eine Seilbahn hinauf nach „El Alto“ in die Oberstadt gebaut. Die Pfeiler stehen fast in den Vorgärten der Häuser und die Aussicht während der Fahrt und von oben auf die Stadt, ist einfach grandios. Hinter der Kirche an der Plaza San Francisco geht es steil hinauf in die Einkaufsstraßen mit den unterschiedlichsten Märkten. In der „Zaubergasse“ bieten „Kräuterhexen“ geheimnisvolle Pülverchen und Mittelchen  gegen Krankheiten und böse Geister an. Auf dem Mercado Negro, dem Schwarzmarkt, gibt es Diebesgut aller Art. Wertsachen sollte man beim Bummeln allerdings tunlichst nicht mitführen. 

Nach sechs Tagen verlassen wir La Paz und nach gut 2 Stunden Stau, Hupkonzerten und Chaos haben wir die Stadt hinter uns und fahren nach Tiwanaku, einer der sehenswertesten präkolumbischen Kulturstätten Boliviens und UNESCO Weltkulturerbe. Die Tiwanaku Kultur wird auf 100 bis 1000 n. Ch. geschätzt und die Anlage erstreckt sich über 5qkm. Die Highlights sind ein 3,50m hoher Säulenmonolith und das Sonnentor, das aus einem einzigen, 2,80m hohen und 3,80m breiten Felsbrocken herausgehauen wurde und eine 1,40m * 60cm breite Öffnung hat. 

Dann wollten wir eigentlich weiter zum Titicacasee, doch plötzlich verliert unser Reifen mal wieder Luft  und ist nach 2 Minuten vollständig platt. Drei freundliche Bolivianer helfen uns in 4000m Höhe das Rad zu wechseln und, da wir nicht ohne Ersatzrad weiter fahren wollen, entschließen wir uns zurück nach La Paz zu fahren um den Reifen flicken zu lassen. So kommen wir zu einem weiteren ungeplanten zweitägigen Aufenthalt in La Paz im Hotel Oberland.

Aber dann geht es endlich weiter nach Copacabana an den Titicacasee. Die Fahrt dorthin bietet eine tolle Aussicht auf schneebedeckte 6000er und später dann auf den See. Die Straße ist unterbrochen und führt nur per Fähre über den See. Wir haben so unsere Bedenken ob dieser „Fähren Bretterverschlag“ unsere 11 Tonnen aushält, aber es geht alles gut und wir belegen in Copacabana einen Stellplatz am Hotel Gloria unweit vom Seeufer. Der Ort ist sehr touristisch und überlaufen mit jungen Rucksackreisenden. Zum Pflichtprogramm gehört ein Ausflug auf die Sonneninsel (Isla del Sol) die Geburtsstätte der Inkas. Wir nehmen uns dafür Zeit und planen eine Übernachtung auf der Insel ein. Nach gut 2-stündiger Fahrt auf einem Boot, bei dem man besser nicht darüber nachdenkt, was wäre wenn, landen wir am Nordende der Insel und durchqueren diese dann auf dem Bergkamm in Richtung Süden. Der Weg ist 9km lang auf 3800-4100m Höhe bergauf und bergab, also quasi wie eine Hochgebirgstour in den Alpen. Wir lassen uns Zeit, genießen die schöne Aussicht auf den Titicacasee und besichtigen die diversen Überbleibsel aus der Inkazeit. Die Inselbewohner haben sich auf den Massentourismus gut eingestellt. An diversen Kontrollpunkten mitten im Nirgendwo muss Wegezoll entrichtet werden. Abends beziehen wir ein einfaches Hostel und schlafen das erste Mal seit langem wieder „auswärts“  bevor es dann am nächsten Vormittag wieder zurückgeht aufs Festland. 

Eine Attraktion in Copacabana ist die Autoweihe an der Kirche in der Ortsmitte. Die Leute kommen von weit her um ihr Fahrzeug weihen zu lassen und am Wochenende sind es mitunter mehr als 100 Autos die dort Schlange stehen. Als vorbeugende Maßnahme für „nie wieder Reifenpanne“ wird MOMO festlich mit Blumen geschmückt und mit Weihwasser besprengt, bevor wir weiterfahren. Der Priester musste dabei unserem rechten Hinterrad besondere Aufmerksamkeit schenken. Nun ist es quasi unkaputtbar.  

Weiter geht es über die Grenze nach Peru und nach Puno, einer Großstadt in schöner Lage am Titicacasee. Peru ist für uns erstmal ein Schock. Dem Grenzbeamten müssen wir beim Ausfüllen der Autopapiere die Hand führen, aber dafür ist er sehr nett. Die Häuser sind noch ärmlicher als in Bolivien und überall liegen Berge von Müll am Straßenrand. Leider hat Karin als Abschiedsgeschenk aus Bolivien einen Magen-Darm-Virus mitgebracht und liegt drei Tage flach. Als es ihr wieder besser geht machen wir einen Ausflug zu den schwimmenden Schilfinseln der Uro. Die Uro haben sich früher bei Auseinandersetzungen immer auf ihre Inseln zurückgezogen und konnten daher nie von den Inkas unterworfen werden. Die Inseln werden aus verschnürten Schilfrohrbündeln gebaut und müssen ca. alle 6 Monate ausgewechselt werden, weil sie sich mit Wasser vollsaugen und zu sinken drohen. Die Familien wohnen in einfachen Hütten und leben vom Fischfang. Auf extra für den Tourismus eingerichteten Inseln, kann man sich das Ganze anschauen. Hört sich erstmal schrecklich an, aber wir hatten Glück und waren nur zu viert mit Führer unterwegs und es hat uns sehr gut gefallen.  

Wir fahren weiter zu den Grabtürmen von Sillustani, auf einer Halbinsel am Umayo See. 1200 n. Chr. etablierten sich hier die Colla und begruben ihre wichtigsten Persönlichkeiten in sogenannten Chullpas, den Grabtürmen. 1445 eroberten die Inka die gesamte Region und übernahmen den Begräbniskult der Colla. Beim Begräbnis eines bedeutenden Mannes wurden 20-30 Lamas geopfert  und Frauen, Kinder und Diener getötet damit sie dem Toten dienen konnten. Meist wurden auch noch weitere Personen mit den Toten lebendig in den Grabturm eingemauert.

Auf dem Weg nach Cusco besichtigen wir noch eine große Inka Anlage in Pucara, bevor wir dann auf dem Campingplatz Quinta Lala in Cusco unser MOMO parken. Es wird nun auch langsam Zeit, denn schließlich wollen wir noch vor der Regenzeit die Inka Highlights Machu Picchu und Heiliges Tal besichtigen.

Aber darüber berichten wir dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta Luego.

Und hier noch einige Schnappschüsse

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Klaus-Peter Schmidt (Sonntag, 26 Oktober 2014 16:48)

    Klasse Bilder, wunderschöner Bericht!Ich reise in Gedanken mit Euch! Versucht auch ein wenig von der Musikkultur Südamerikas mitzubekommen. Ein Kontakt zu den Einheimischen ist dort sehr einfach zu finden.
    Bin über Weihnachten in Buenos Aires, Montevideo und Santiago de Chile. Versuche den Geheinissen des Tangos auf die Spur zu kommen.
    Quisas nos veonos!

  • #2

    Manni und Margit (Sonntag, 26 Oktober 2014 17:36)

    Super, farbenfrohe Bilder, einfach Klasse !
    Wir kommen gerade von einem Segeltörn aus der Türkei zurück, hatten bestes Wetter und viel, viel Wind. Aber so farbenfroh wie bei Euch war es nicht. Weiterhin gute und sichere Fahrt.

  • #3

    Jürgen (Sonntag, 26 Oktober 2014 22:55)


    Der fünfundzwanzigste:

    Es spricht der Apache: "Beim Manitu,
    die hatten echt Stil in Tiwanaku!
    Doch nach Sillustani
    da will ich nicht ani,
    sonst mauert man mich noch im Grabturm zu!"

    PP

  • #4

    Hermann B. (Montag, 27 Oktober 2014 09:06)

    Hallo Ihr Beiden,
    bei Euren Bildern von La Paz und dem Lago Titicaca krieg ich richtig Fernweg. Ist schon einige Jahre her, dass wir uns dort, mit Ina - nach Ihrem Auslandsjahr in Bolivien (Cochabamba) - rumgetrieben haben.
    Lg aus Grafing,
    Hermann & die Brunners

    PS: Übt schon mal die richtige Aussprache für "Machu Picchu"...
    Die indogenen Führer legen da höchsten Wert drauf, dass das nicht "Matschu Pitschu" ist, sondern "Matschu Pik-tschu" - da ist ja noch ein extra "c" vor dem zweiten "chu" ;-)
    Bin gespannt, wie es Euch da oben gefallen wird - es ist meiner Meinung nach eine irgendwie sonderbare Kombination aus einerseits Massen-Auflauf und andererseits einem atemberaubenden Ambiente, dass man wirklich gesehen haben muss, wenn man schon mal in der Gegend ist.

  • #5

    Gisela (womo-abenteuer) (Montag, 27 Oktober 2014 13:15)

    Halloo Ihr Beiden, dieser Abschnitt führte eine für mich ganz beeindruckende Ecke der Welt. Wunderschöne Bilder!
    Hoffentlich hält jetzt Euer Reifen für ewig ;))
    Liebe Grüsse und alles Gute