Wir verlassen Bolivien, überqueren die Grenze nach Chile und machen gleich einen Abstecher zu der Therme Enquelqa in 4000m Höhe.
Wir sind ganz alleine und genießen ein Bad in 32 Grad warmem Wasser, umgeben von Lamas und dem rauchenden Vulkan Isluga.
Die Erde bebt ja hier des Öfteren ziemlich heftig. Erst Anfang des Jahres gab es ein Erdbeben der Stärke 8,2. Wir sind optimistisch und hoffen mal, dass nix passiert so lange wir in der Gegend sind. Unser nächstes Ziel ist das Geysir Feld Puchultisa auf 4300m. Der Geysir stößt unaufhörlich eine 5-10m hohe Wasserfontäne aus und im Winter bildet sich durch den Wasserdampf ein großer Eisberg. Wir machen ausgiebig Fotoshootings und sind sehr beeindruckt.
Dann geht es unaufhörlich hinunter bis auf Meeresniveau. Unterwegs legen wir noch einen Stopp ein beim Cerro Unita, einem isoliert stehenden Hügel mitten in der Wüste. An dessen Westseite ist einer der schönsten Geoglyphen zu bewundern, der El Gigante de Atacama, mit einer Länge von 86 Metern angeblich die größte menschliche Figur, die Archäologen bisher weltweit gefunden haben.
Auf dem Weg ans Meer kommen wir auch an dem Oficina Humberstone vorbei, einer verlassenen Salpeterstadt. Während des Salpeterbooms von 1860-1920 entstanden hier rund um die Industrieanlagen richtige Kleinstädte mit Wohnungen für die Arbeiter und ihre Familien. Nachdem der deutsche Chemiker Fritz Haber 1918, ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Nitraten erfand, fand der Salpeterboom sein Ende. Die Industrieanlagen rosteten über Jahrzehnte dahin. Humberstone ist mittlerweile ein Museum und vermittelt ein gutes Bild der damaligen Lebensweise.
Nun geht es runter ans Meer nach Iquique. Die Anfahrt ist spektakulär, denn Iquique liegt am Fuß einer 400m hohen Sanddüne mit einer unglaublichen Längsausdehnung über die sich der komplette Verkehr hinunterbewegt. Die Stadt selbst gilt, nach Restaurierung des historischen Stadtkerns, als eine der schönsten Städte Chiles. Viele Kolonialbauten aus den Zeiten des Salpeterbooms prägen das Stadtbild und die Strände sind ein Paradies für Surfer. Wir bleiben 4 Tage und finden die Stadt schön und hässlich zugleich. Die historischen Gebäude und hölzernen Gehwege sind tolle Fotomotive, andererseits sehen wir auch viele Obdachlose die, auf der Suche nach essbarem, die Abfalleimer durchsuchen. Insgesamt macht die Stadt auf uns einen eher verwahrlosten Eindruck.
Weiter geht es 300km nach Norden durch eine endlose Wüstenlandschaft. Die Eintönigkeit und die schnurgerade Straße fordern ihren Preis. Pro Kilometer zählen wir mindestens zwei Todeskreuze. In Arica, der nördlichsten Stadt Chiles, verbringen wir eine unruhige Nacht am Yachthafen. Wir hatten bei der Wahl des Stellplatzes nicht berücksichtigt, dass Wochenende ist und wohl jeder Einwohner Aricas diesen Spot nutzt um seine neue Musikanlage auszuprobieren und das bis morgens um fünf Uhr. Wirtschaftlich stand Arica immer im Schatten von Iquique, gefällt uns aber besser und wir fühlen uns wohler. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist die Iglesia San Marcos, die 1875 als Fertigbau-Eisenkonstruktion errichtet wurde. Ihr Architekt brachte es 14 Jahre später mit einer anderen, ungleich höheren Eisenkonstruktion zu unsterblichem Ruhm. Es war der Franzose Alexandre Gustave Eiffel.
Von Arica geht es in den wunderschönen Lauca Nationalpark. Ärzte würden von dieser Tour, die zu einer der schönsten im ganzen Land zählt, wohl abraten. Von Meeresniveau geht es auf einer Länge von gerade mal 140km hinauf bis auf über 4700m. Wir lassen uns Zeit und machen unterwegs mehrere Stopps um uns an die Höhe zu gewöhnen. In Putre, auf 3500m, treffen wir uns mit Karina und Rene von Kondor Tours, die wir letztes Jahr zu Beginn unserer Reise kennengelernt haben und verbringen einen netten Abend miteinander.
Dann muss MOMO mal wieder seine Offroad Tauglichkeit unter Beweis stellen. Wir verlassen die Hauptroute und machen einen sehr lohnenswerten Abstecher zur Quebrada Allane. An einem schönen Platz am Fluss genießen wir bunte Felsen, die in allen Farben leuchten und einen tollen Sonnenuntergang.
Weiter geht es über eine ganz schlechte Nebenstrecke im Nationalpark Lauca. Einmal verliert sich sogar der Weg und wir müssen umkehren. Für die Strapazen belohnt werden wir mit einer tollen Landschaft und dem Blick auf zwei schneebedeckte Vulkane. Leider wird aber das Wetter schlechter und die Lagune, an der wir eigentlich übernachten wollten, ist im Nebel und die Zufahrt wird zum Abenteuer. Schließlich siegt die Vernunft und wir kehren um und fahren früher als geplant über die Grenze nach Bolivien. Der Übergang ist auf 4500m und mittlerweile ist der Regen in Schnee übergangen. Kurz hinter der Grenze geht es in den Nationlpark Sajama. Es empfängt uns eine malerische Kulisse vor dem 6500m hohen , schneebedeckten Vulkan Sajama. Wir übernachten vor einer Therme auf 4300m und umgeben von dampfenden Bächen, grasenden Lamas und schneebedeckten 6000ern. Wir verbringen eine unruhige Nacht, die Höhe macht uns doch zu schaffen. Am Morgen lacht wieder die Sonne und das Panorama ist noch beeindruckender als am Vortag.
Weiter geht es durch den Park mit holpriger Piste und da es gestern geregnet hat, ist der Weg stellenweise überflutet und MOMO muss auch noch seine Wassertauglichkeit unter Beweis stellen. Das hat den Vorteil, dass nun der Unterboden wieder frei ist vom Salz, das wir noch vom Salar de Uyuni mitgebracht hatten. Wir legen noch einen Stopp ein bevor wir in La Paz im Hotel Oberland unser Auto parken. Die Stadt zieht uns schon bei der Anfahrt in ihren Bann. So was haben wir bisher weder gesehen noch erwartet. Aber das erzählen wir euch dann im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta Luego.
Kommentar schreiben
Melina (Dienstag, 07 Oktober 2014 22:29)
ich bin überwältigt! Und ich bin neidisch! Wahnsinnig tolle Bilder Sonne,Schnee, Staub, Thermen, ... Einfach wunderschön!
Passt weiter auf euch auf und trefft immer die vernünftigeren Entscheidungen trotz Abenteuer :)
Liebe grüße
Karin und Heiner (Mittwoch, 08 Oktober 2014 14:38)
Wieder einmal ein wunderschöner Bericht und tolle Bilder. Wahnsinn, was ihr alles zu sehen bekommt!
Viel Freude und gute Fahrt weiterhin.
Liebe Grüße aus der Heimat
Jürgen (Mittwoch, 08 Oktober 2014 16:28)
Der vierundzwanzigste:
Ein Chemiker namens Fritz Haber,
der sagte: Was soll das Gelaber?
Nehmt Ammoniak-Bräter
statt Chilesalpeter!
Und Kalium liefert Rhabarber!
(Bitte künftig noch mehr Nobelpreisträger erwähnen: Ein gefundenes Fressen für Limerick-junkies!)
PP
Harry (Freitag, 10 Oktober 2014 13:12)
Sehr beeindruckend!
Gruß vom Harry
Margit (Montag, 13 Oktober 2014 17:35)
Die Videos sind der Hammer, die Wasserfälle gigantisch, kaum vorstellbar, das solche Wege überhaupt zu fahren sind.
Schön, dass wir so die Möglichkeit haben, ein Stück mitzufahren.
Gute Fahrt weiterhin.
Gruß Margit
Les Migati (Mittwoch, 20 Mai 2015 22:13)
Coucou !
Beau voyage, belles photos : bravo !
Amicalement.