Bis ans Ende der Welt

Mitte Dezember holen wir unseren Sohn Michael am Flughafen in El Calafate ab und verbringen nun die nächsten vier Wochen zu Dritt in unserem MOMO. Auf dem Programm stehen die Highlights im Süden von Patagonien und eine Reise bis ans „Ende der Welt“, nach Feuerland.

Nachdem es nachts noch in Strömen geregnet hat lacht am Morgen die Sonne und wir machen uns auf zum Perito Moreno Gletscher, die Attraktion im südlichen Teil des Nationalparks Los Glaciares und einer der wenigen wachsenden Gletscher weltweit. Alleine die Anfahrt ist schon ein Erlebnis, denn die Straße führt durch die atemberaubende Landschaft am Lago Argentino. Der Gletscher selbst ist 30km lang, 5km breit und 60m hoch und bewegt sich pro Stunde einige Zentimeter vorwärts. Über Stege und Aussichtspunkte kommt man ganz nah ran und kann hautnah erleben wie durch die ständige Bewegung und den Druck haushohe Eisbrocken von der Gletscherzunge abbrechen und mit ohrenbetäubendem Getöse ins Wasser rauschen.

 

Am nächsten Tag  fahren wir nach El Chalten zum Cerro Torre und Fitz Roy Massiv. Bei der Anfahrt ist es noch bewölkt und regnet, aber bei der Touristeninformation erfahren wir, dass für die nächsten drei Tage schönes Wetter und wenig Wind angesagt ist. Ein absoluter Glücksfall, denn die Bergspitzen von Fitz Roy und Cerro Torre zeigen sich nur ganz selten frei von Wolken. Am nächsten Morgen scheint dann auch tatsächlich die Sonne und wir machen eine schöne Tageswanderung an den Cerro Torre. Die Landschaft ist spektakulär und am Endpunkt der Wanderung erwartet uns am Fuß des Berges ein Gletschersee mit Eisbergen.  Am nächsten Tag wandern wir zum Fitz Roy und zur Laguna Capri und genießen die fast wolkenlose Aussicht auf das tolle Bergmassiv. Am dritten Tag machen wir noch eine kleine Wanderung zu einem Aussichtpunkt und können einige Andenkondore bewundern wie sie ihre Kreise ziehen.

Wir verlassen El Chalten und mit uns verabschiedet sich auch das schöne Wetter. Es regnet und kein Berggipfel ist in Sicht. Wir fahren einige  hundert Kilometer über endlose Straßen und durch eine trostlose Gegend bis zur Grenze nach Chile. Bei der Einreise muss dort jeder eine Fruchtkontrolle über sich ergehen lassen. Das ganze Auto/Wohnmobil wird durchsucht und alles an Obst, Gemüse, Milch, Honig, Eier und sonstiges, was wohl nicht so genau definiert ist, wird konfisziert. Keine schöne Situation wenn man dann mitten im Nirgendwo steht und der nächste Supermarkt in 200km Entfernung ist. Gottseidank hat unser MOMO so einige Verstecke und wir bleiben weitgehend verschont. Unser Ziel ist der Torres del Paine Nationalpark. Beinah senkrecht erheben sich die knapp 3000m hohen Türme über die patagonische Steppe. Wir übernachten an der Laguna Azul mit wunderschöner Aussicht und machen eine kleine Wanderung am See entlang.  Am nächsten Tag stellen wir uns um, als Ausgangspunkt für ein paar größere Wanderungen, doch das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es ändert sich hier in so häufigem Wechsel, dass man an einem einzigen Tag alle vier Jahreszeiten erleben kann. Dazu kommen dann noch Windböen die fast jeden einfach umhauen. An Heiligabend entdeckt Michael einen einsamen und schwer zugänglichen Stellplatz an einem See. Für unser MOMO ist die Zufahrt kein Problem und nachmittags scheint sogar die Sonne und wir können draußen Weihnachten feiern. Als wir dann abends im Womo sitzen steht plötzlich, sozusagen als Weihnachtsgeschenk, ein Puma vor unserem Fenster und fragt sich wohl, wie dieses große Teil an diese einsame Stelle gekommen ist. Nachts fängt es dann wieder an zu regnen und es weht so ein heftiger Wind, dass wir sogar in unserem 11 Tonnen  Teil Angst bekommen weggeweht zu werden. Kann man sich echt nicht vorstellen, muss man erlebt haben. Der Regen entwickelt sich dann zum Dauerregen und von den Torres ist nichts mehr zu sehen.

Da auch für die nächsten Tage keine Besserung angesagt ist beschließen wir weiter zu fahren nach Punta Arenas und nehmen von dort die Fähre nach Feuerland. Langsam aber sicher nähern wir uns nun dem Ende der Welt wie es schon seit einigen Hundert Kilometern die Straßenschilder ankündigen, „Ruta del fin del mundo“.  Doch offensichtlich müssen wir uns, wie einst die alten Siedler, den Weg dorthin hart erkämpfen, denn die die ersten hundert Kilometer nach der Fähre sind eine, mit Schlaglöchern übersäte, Erdpiste. Dazu regnet es und alles ist schlammig. Einem Motorradfahrer müssen wir helfen, weil er in einer Kurve weggerutscht ist. Kurzum, es ist eine regelrechte Schlammschlacht und unser Auto, dem wir in Punta Arenas noch eine schöne Wäsche gegönnt hatten, ist kaum wieder zu erkennen. Doch nach der Grenze zu Argentinien dann die Überraschung, die Straße ist geteert und in bestem Zustand und wir können zügig die restlichen 300km bis nach Ushuaia  zurücklegen. Dort fahren wir auf den Campingplatz und feiern mit ca. 20 anderen Weltreisenden aus Deutschland, Österreich, Niederlande und der Schweiz eine lustige Silvesterparty.

Am Morgen geht es weiter in den Nationalpark Tierra del Fuego und dort natürlich auch auf der Ruta 3 bis zum „Ende der Welt“. Dort erfahren wir, dass wir bis nach Alaska noch 17848km fahren müssen und es nach Buenos Aires 3079km sind. Weiter nach Süden in die Antarktis geht es nun nur noch mit dem Schiff. Für Autos ist hier Schluss. Leider regnet es und ist ziemlich kalt und so fahren wir zurück nach Ushuaia und füllen Wasser, Sprit und Vorräte auf. Zum Abschluss machen wir noch einen Segeltörn auf dem Beagle Kanal. Leider haben wir wohl den einzigen Tag des Jahres erwischt an dem hier unten kein Wind weht und so wird aus dem Segeltörn ein 4-stündiges rumschippern mit Motor. Aber immerhin umrunden wir den Leuchtturm, den Jules Verne mit seinem 1971 verfilmten Roman "Das Licht am Ende der Welt" unsterblich gemacht hat, und sehen eine See-Löwen Kolonie und hunderte von Kormoranen.  

Wir verbringen dann noch zwei Nächte auf dem Gelände der Estancia Haberton am Beagle Kanal. Die Estancia wurde 1886 von dem ersten weißen Siedler, dem britischen Missionar Thomas Bridges, gegründet. Es gibt hier viele schöne und freie Stellplätze in malerischer Landschaft, aber leider ist es immer saukalt und der Wind kommt in der Regel mit 80km/h bis 100km/h daher. Das entspricht ungefähr einer Windstärke von 10-11 und das dürfte selbst für die "Nordlichter" unter euch nicht mehr lustig sein. Draußen am Lagerfeuer sitzen macht dabei auch nicht wirklich Spaß und wir verbringen die Zeit überwiegend in unserem kuscheligen MOMO. Irgendwann haben wir genug von Kälte und Wind und verlassen das „Ende der Welt“. Am Lago Fagnano machen wir noch einen schönen Reitausflug bevor wir weiter fahren nach Onaisin, wo sich eine Kolonie von Königspinguinen angesiedelt hat, die einzige außerhalb der Antarktis. Wir haben das Glück, dass wir auf dem Gelände übernachten dürfen. Als dann abends alle Touristen weg sind können wir uns die niedlichen Geschöpfe in aller Ruhe aus nächster Nähe anschauen.                         

Auf der Fahrt nach Norden machen wir noch für 3 Tage einen Stopp im Nationalpark Pali Aike, einer unwirklichen Vulkanlandschaft, und machen ein paar schöne Wanderungen. Dann geht es wieder über die Grenze nach Argentinien und nach Rio Gallegos um unsere Vorräte aufzufüllen. Wir verbringen dort eine wirklich unruhige Nacht, weil die Kids bis in die frühen Morgenstunden an der Uferpromenade ihre getunten Autos ohne Schalldämpfer spazieren fahren. Michael fliegt nun leider wieder nach Hause .Wir hatten eine sehr schöne Zeit miteinander und müssen uns nun erst mal wieder neu sortieren und an das Alleinsein gewöhnen. Wie unsere Reise weitergeht wissen wir noch nicht so genau, aber eins wissen wir sicher, wir wollen dahin wo es wärmer ist, der Wind unter 30km/h weht und kein „need for speed“ an der Uferpromenade stattfindet. Wenn wir uns die Südamerika Karte so anschauen haben wir reichlich Auswahl und uns wird schon was einfallen.  Wo es uns hinzieht und was wir alles so erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta Luego.                                                     

Was gibt es sonst noch Neues

Der Routenverlauf ist für 2013 abgeschlossen und für 2014 ab Ushuaia neu aufgesetzt, damit das Ganze übersichtlich bleibt. Dito für die MAP Downloads. Die Downloads wurden um eine Waypoint Datei mit nützlichen Infos ergänzt. Diese wird laufend erweitert.

Und hier noch einige Schnappschüsse

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Kommentare: 7
  • #1

    Florian H. (Samstag, 18 Januar 2014 10:12)

    Wunderschöner Bericht mit super tollen Fotos! Hab beim lesen oft grinsen müssen, dennich kann mir genau vorstellen, wie ihr bei dem ganzen was ihr so erlebt, drauf seid und es euch schön biegt ...
    auch wenns mal garnicht so ist wie man es sich vorgestellt hat! Bestes Beispiel ist euer "need for speed"-Abend! ;)

    Ganz liebe Grüße vom "dritten Sohn" :)

  • #2

    Anna S (Samstag, 18 Januar 2014 11:12)

    Hab mich gefreut euren Bericht zu lesen und die vielen tollen Fotos anzuschauen, verbunden mit schönen Erinnerungen.Wir haben ein paar ganz gleiche!!
    Liebe Grüße aus dem grauen Grafing
    Anna und Franz

  • #3

    Jürgen (Samstag, 18 Januar 2014 16:26)


    Der zwölfte:

    In Feuerland war es echt scheiße kalt,
    drum fahren wir hoch Richtung Regenwald!
    Wir hoffen, dass bald
    für jung und für alt
    mal wieder vom Himmel die Sonne knallt!

    (Ist der Pinguin mit dem blauen Anorak der Anführer?)

    PP

  • #4

    Margit und Manni (Samstag, 18 Januar 2014 23:00)

    Wir haben heute Abend den Fernseher ausgelassen und statt dessen mit Freude den neuen Blog gelesen. Die Gletscher Bilder sind faszinierend. Euer Weihnachtsbaum super. Was braucht man mehr.
    Auch im neuen Jahr wünschen wir euch weiterhin viele schöne Eindrücke und Erlebnisse.
    Grüße Margit und Manni

  • #5

    Anna Singer (Sonntag, 19 Januar 2014 01:00)

    Wer ist bitte Anna und Franz aus Grafing, wenn nicht wir?

    Wir haben euren Bericht auch wieder sehr genossen, können uns aber auch gut vorstellen, dass ihr in wärmere Gefilde kommen wollt. Die Bilder von Fitz Roy und Cerro Torre sind schon sehr beeindruckend.
    Auch euch ein schönes und spannendes Jahr.

    Liebe Grüße von den Singers

  • #6

    Bernd (Mittwoch, 22 Januar 2014 12:25)

    Mal wieder ein sehr schöner Bericht und Klasse Bilder.
    Warte schon gespannt auf den nächsten Bericht.
    Alles Gute noch ;)

  • #7

    Karin und Heiner (Freitag, 24 Januar 2014 16:48)

    Schön, dass wir euch hier "begleiten" dürfen!
    Tolle Bilder!