Durch die Pampa zu den Walen nach Valdés

Nach einer Stadtbesichtigung und einem Friseurbesuch in Mendoza bleiben wir 10 Tage in der Nähe von San Luis bei einer sehr netten deutschen Familie und konstruieren erfolgreich einen Mittelsitz für unser MOMO. Abends sitzen wir oft zusammen und genießen die hervorragenden Grillkünste von Bernd.

Das Wetter spielt total verrückt. Nach vielen sonnigen Tagen mit über 30 Grad haben wir morgens plötzlich einen schneebedeckten Tisch vor unserem Auto stehen und es ist nur noch ein paar Grad über Null mit eiskaltem Wind und Nieselregen.

Und dann geht es weiter in die Pampa. Vor uns liegen ca. 1000km ereignisloses Nichts. Nun können wir auch den Spruch „ab in die Pampa“ oder „ich schicke dich in die Pampa“ sehr gut nachvollziehen. Hier möchten wir nicht wirklich wohnen. Wir fahren an riesigen Ländereien vorbei und sehen tausende von glücklichen Rindern die wohl noch nicht wissen, dass sie demnächst für Asado vorgesehen sind. Unterwegs steuern wir zwei kleinere Nationalparks an und treffen dabei Andreas, der an Ostern mit seinem Mitsubishi Bus in  Baltimore gestartet ist und bisher  60.000km zurückgelegt hat. Da sind wir doch froh, dass wir es etwas langsamer angehen können. Wir haben immer noch „Aprilwetter“ und es ist kalt und windig und die Sonne lässt sich nur ab und zu blicken.

Nach vier Tagen mit viel Fahrerei kommen wir in Viedma an der Ostküste an. Wir fühlen uns wie in Heidelberg am Neckar, liegen auf der Wiese an der Uferpromenade und genießen das mittlerweile wieder herrliche Frühlingswetter. Abends fahren wir noch ein paar Kilometer weiter bis El Condor wo wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder das Meer erblicken. Wir finden einen wunderschönen einsamen Platz in den Dünen und verbringen  ein paar schöne Tage mit langen Strandspaziergängen. Von dort geht es nun über 200km weiter Richtung Süden immer am Meer entlang. Kurz hinter El Condor beginnt die Steilküste und dort nistet eine der größten Papagei Kolonien mit über 35.000 Nisthöhlen. Als wir vorbeifahren steigen sie in Schwärmen auf und veranstalten einen ohrenbetäubenden Lärm. Ein Einheimischer erzählt uns, dass bei ihnen öfter mal das Licht ausgeht, weil die Stromleitungen durch die Last der Papageien reißen. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir sind die einzigen Touristen weit und breit. Felsenküste wechselt sich ab mit toller Dünenlandschaft und In El Loberia können wir eine der weltweit größten Robbenkolonien mit über 8000 Tieren bestaunen. Wir übernachten total einsam direkt am Strand, tauchen auch mal kurz im sehr frischen Meer ein und sehen, wie draußen die Wale vorbeiziehen und tolle Sprünge vorführen.

Dann kommen wir an unserem Ziel in Valdés an. Die herrliche Küstenlandschaft ist ein Paradies für alle Naturfreunde. Hier gibt es Seelöwen, See-Elefanten, Magellanpinguine und die berühmten südlichen Glattwale, die sich von Juli bis Dezember hier paaren und ihre Jungen gebären. In Puerto Madryn decken wir uns noch mit Lebensmitteln und Getränken für die nächsten 2 Wochen ein und dann geht es raus auf die Halbinsel ins Naturschutzgebiet. Wir finden einen sehr schönen Platz in einer  Bucht direkt am Strand und brauchen nicht lange zu warten bis wir die ersten Wale praktisch direkt vor unserer „Haustüre“ sehen. Wir können gar nicht genug bekommen und sitzen stundenlang am Strand und schauen den riesigen Tieren zu, die direkt vor unserer Nase auftauchen und etwas weiter draußen regelmäßig  tolle Sprünge machen. Der Glattwal wird  bis zu 15m lang und wiegt zwischen 30 und 50 Tonnen. Es ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis diesen Tieren so nahe zu sein. Wir haben tolles Wetter mit strahlend blauem Himmel und die Bedingungen sind einfach optimal. An einem Tag machen wir eine Bootstour und sind völlig begeistert. Die Wale schwimmen nur ein paar Meter neben dem Boot im glasklaren Wasser und wir haben auch noch das Glück, einen der sehr seltenen weißen Wale zu sehen. An einem anderen Tag bauen wir zum ersten Mal unseren Faltkanadier zusammen und paddeln damit so nah an die Tiere ran wie wir uns trauen. Alleine der Kopf ist mit 5m so lang wie unser Boot und die Rückenflosse ist 6m breit. Aber zum Glück sind die Tiere ja friedlich. Außer uns sind noch ein paar weitere deutsche Langzeitreisende in der Bucht und wir sitzen abends lange zusammen, genießen die Stimmung  und den argentinischen Wein, und tauschen Erfahrungen aus.

Nach 2 Wochen reißen wir uns schweren Herzens von den Walen los und fahren 100km weiter nach Süden  an eine Steilküste wo wir Seeelefanten aus nächster Nähe anschauen können. Der Bulle hat einen kleinen Rüssel und wird ca. 7m lang und fast 4 Tonnen schwer. Die Tiere können über 1000m tief tauchen und dabei eine Stunde unter Wasser bleiben. So faul wie die am Strand rumlagen können wir uns das  gar nicht vorstellen, aber im Wasser sind sie wohl wahre Meister.

Doch die Zeit drängt. Wir sind nun schon zwei Monate in Argentinien und in einem Monat läuft unser Visum aus. Daher müssen wir mal „kurz“ 1000km rüber an die Anden und nach Chile ausreisen. Aber auch dort warten schon wieder jede Menge Highlights auf uns. Was wir da so alles erleben erfahrt ihr dann wie immer im nächsten Blog. Bis dahin. Hasta luego.

Hier noch ein paar Schnappschüsse

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Kommentare: 10
  • #1

    Bernd (Mittwoch, 30 Oktober 2013 05:23)

    Mal wieder ein sehr schöner Bericht und tolle Bilder ;-)

  • #2

    bernhard (Mittwoch, 30 Oktober 2013 09:26)

    Hallo Ihr beiden Krümels ;-)),
    ein herrlicher Bericht über mehrere Wochen -- wer die Welt so langsam bereist wie ihr, kann einfach nicht jeden Tag etwas schreiben: 2 Wochen bei den Walen ........ ich glaub´s nicht ! (nur als Ausdruck der Begeisterung !)
    Weiterhin alles Gute und gute Fahrt über die Anden.
    Bernhard

  • #3

    Markus (Mittwoch, 30 Oktober 2013 14:39)

    Slackline ! Bilder und Text wie immer sehr gut :)

  • #4

    ulrike (Mittwoch, 30 Oktober 2013 14:54)

    NUR TOLL eure Reise und besonders schöne Berichte: DANKE!!

  • #5

    Jürgen (Mittwoch, 30 Oktober 2013 15:25)


    Der neunte:

    Man schwitzt in der Pampa und freut sich dann,
    dass man ’nen Kanadier entfalten kann:
    Atlantisches Wasser
    ist kälter und nasser,
    da fängt auch ein Wal mal zu frieren an!

    (Die Falten im Kanadier sind wirklich gut rausgegangen; beim Schiffsführer müsste man mal ’ne Nahaufnahme sehen……)

    PP

  • #6

    Margit (Donnerstag, 31 Oktober 2013 22:56)

    Wow ich bin total von den Bildern beeindruckt.
    Genial.
    Freu mich schon auf den nächsten Blog.
    Grüße aus der Heimat. Margit und Manni

  • #7

    Hermann (Montag, 04 November 2013 21:20)

    Euch geht es richtig gut und das ist gut so!

  • #8

    Karin (Donnerstag, 07 November 2013 21:17)

    Ihr macht uns so richtig Lust auf Südamerika!
    Weiterhin alles Gute, tolle Erlebnisse und sichere Reise!
    Karin und Heiner

  • #9

    Anne (Montag, 11 November 2013 19:44)

    Wow, sind das schöne Bilder. Und mal wieder einen wunderschönen Bericht. So kann ich im trüben, deutschen November immer ein wenig mitreisen. Vielen Dank dafür und liebe Grüße,
    Anne

  • #10

    eva (Dienstag, 12 November 2013 21:32)

    hallo ihr Beiden,die Fotos sind unglaublich schön,sie vermitteln einem Natur pur! Viele weitere ,gute und schöne Erlebnisse ...Herzliche Grüße von Michael und Eva